Essen.. Die Absage des Festivals Pfingst-Open-Air hat die Debatte um strengere Sicherheitsauflagen bei Veranstaltungen weiter angeheizt. Politiker und Veranstalter fordern die Stadt zu mehr Augenmaß und klaren Anweisungen auf.
Friedlich feiernde Menschenmassen im Löwental, diesen Anblick wird es - zumindest in der bekannten Form - nicht mehr geben. Die Bezirksregierung hat im Zuge der strengeren Auflagen nach der Loveparade für das Open-Air in Werden ein Sicherheitskonzept gefordert, das bis zum Veranstaltungstermin am Pfingsmontag nicht genehmigungsfähig auf den Weg gebracht werden kann. Bürokratische Hürden, die dem unbedarften und erlebnishungrigen Feiervolk nur schwer vermittelt werden können. Ein Erklärungsversuch.
Mit Unverständnis reagiert die Essener Linke auf die Absage. „Das Open-Air ist nicht mit einem Mega-Event wie der Loveparade zu vergleichen“, sagt Janina Herff, jugendpolitische Sprecherin. Eine Gefährdung der Festivalbesucher im Löwental sei all die Jahre nicht erkennbar gewesen. Das sieht Gerd Dubiel vom veranstaltenden Essener Jugendamt etwas anders: „Wir sind an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen. Das Open-Air in seiner bisherigen Form ist nicht mehr zu verantworten. Über Möglichkeiten wie einen kostenpflichtigen Eintritt oder gar einen Standortwechsel gilt es nachzudenken, auch, wenn es uns natürlich weh tut.“
„Die Stadt muss endlich ein genaues Konzept aufstellen“
Die verschärften Sicherheitsauflagen bereiten indes zahlreichen Essener Veranstaltern Kopfzerbrechen. Beim jüngsten Zechenfest auf Zollverein musste die Werbegemeinschaft Schonnebeck Jahr 32.000 Euro berappen, um „das willkürliche Sicherheitskonzept der Stadt“ zu erfüllen, wie Vorsitzender Siegfried Brandenburg sagt: „Die Stadt muss endlich ein genaues Konzept aufstellen und unter Umständen die Auseinandersetzung mit dem Innenminister suchen. Das Ehrenamt darf nicht für die Verfehlungen in Duisburg bluten.“ Auch Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid steckt mit Blick auf das Rü-Fest derzeit erste Maßnahmen für ein Sicherheitskonzept ab. Seien die Kosten zu hoch, drohe die Absage.
„Es ist richtig, auf mehr Sicherheit zu setzen. Ich fordere jedoch Vernunft: Es muss je nach Fest abgewägt werden“, sagt Krane. In das gleiche Horn stößt Dieter Schmitz. Seit dem vergangenen Dienstag baut der Leiter des Amtes Verkehrs- und Baustellenmanagement die Koordinierungsstelle auf, die ab Frühjahr in allen Sicherheitsbelangen zentraler Ansprechpartner sein soll: „Vor allem bei Brauchtumsveranstaltungen müssen wir einen goldenen Mittelweg finden. Wir dürfen nicht alle Ehrenamtlichen vergraulen.“
Nach Meinung der Essener CDU hat die Stadt eben diesen Mittelweg noch nicht gefunden, ist Fraktionsgeschäftsführer Heribert Piel überzeugt: „Die Verwaltung darf sich nicht hinter dem Grunderlass der Bezirksregierung verstecken. Wir brauchen bei den Auflagen mehr Augenmaß, und zwar schnell.“