Essen. Das Essener Freibad am Rande des Grugaparks war seiner Zeit voraus, als es 1965 offiziell eröffnet wurde. Nun soll es dauerhaft erhalten werden.
Das Grugabad soll ein Baudenkmal werden. Dies hatte das Amt für Denkmalpflege im Rheinland der Stadt Essen schon 2014 nahegelegt. Nun will die Stadt der Aufforderung nachkommen und das in den Jahren 1961 bis 1965 erbaute Freibad in die Denkmalliste eintragen. Am Dienstag berät darüber der Sportausschuss des Stadtrates, Anfang September entscheidet der städtische Planungsausschuss.
Dass es so kommen würde, deutete sich an, spätestens seit Oberbürgermeister Thomas Kufen sich öffentlich dafür ausgesprochen hatte, das Bad unter Schutz zu stellen. Sei es doch eine „nicht mehr wegzudenkende Einrichtung der Schwimmkultur“ im Ruhrgebiet.
Das Grugabad verfügte als eines der ersten Freibäder über ein Wellenbecken
Zu dieser Einschätzung waren die Denkmalpfleger des beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) ansässigen Amtes bereits gekommen. Das Grugabad stelle eine „Kombination aus Volks- und Erholungsbad mit einem Sportbad“ dar, heißt es in ihrer Expertise. Hervorgehoben wird der „schwebende Eindruck“ der Badeplattformen wie auch der Umstand, dass das Grugabad als eines der ersten Freibäder der Bundesrepublik über ein Wellenbecken verfügte. Wer sich keinen Urlaub am Meer leisten konnte, wähnte sich im Grugabad im Geiste am Strand von Rimini.
Mit dem Entwurf hatte der Architekt Gerd Lichtenhahn aus Hannover die Jury des Wettbewerbs überzeugt, den die Stadt Essen 1959 im Vorfeld der nahenden Bundesgartenschau für den Bau eines Freibades ausgeschrieben hatte. Lichtenhahn, der vier Jahre zuvor den Architektenwettbewerb für die Grugahalle gewonnen hatte, belegte den 2. Platz und erhielt doch den Auftrag fürs Grugabad. 19 Millionen D-Mark sollte das Freibad die Stadt kosten – sechs Millionen mehr als veranschlagt, was dem felsigen Untergrund und einigen Bombenfunden geschuldet war.
Die offizielle Eröffnung zur Bundesgartenschau 1965 des Grugabades erlebte sein Erbauer allerdings nicht mehr. Lichtenhahn verstarb ein Jahr zuvor. Da lockte sein teileröffnetes Bad bereits fast 350.000 neugierige Besucher an.
Auch die Freiflächen und der Baumbestand sollen unter Denkmalschutz gestellt werden
Unter Denkmalschutz gestellt werden sollen nicht nur Becken und Gebäude, sondern das gesamte 58.000 Quadratmeter großes Ensemble inklusive der Freiflächen und des Baumbestandes. Und zwar so, wie es sich heute darstellt. Der eigentliche Haupteingang war schon Anfang der 90er Jahre abgerissen worden. Die Fläche dient der Verkehrswacht als Übungsplatz.
Einen ersten Anlauf unternahm die Verwaltung schon 2015, doch wurde der Denkmalschutz seinerzeit für einen Ideenwettbewerb zur Zukunft des Grugabades zurückgestellt. Der Sanierungsbedarf hat sich seitdem deutlich erhöht, die Bäderverwaltung geht inzwischen von Kosten in Höhe von 34 Millionen Euro aus. Der Denkmalschutz verpflichtet die Stadt das Bad zu erhalten. Aber das ist die erklärte Absicht. Offen bleibt, ob das Bad tatsächlich teilweise überdacht wird, damit das ganze Jahr über geschwommen werden kann. Rund 70 Millionen Euro würde das kosten, die Denkmalpflege wäre zu beteiligen. Schon Architekt Gerd Lichtenhahn hatte ein Dach geplant - über dem Wellenbecken. Damals verzichtete die Stadt aus finanziellen Gründen darauf.
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