Essen. Immer mehr Menschen laufen: In unser Serie „So fit ist Essen“ stellen wir Läufer und ihre Treffs vor – darunter den größten und einen der ältesten.
Laufen führt in Essen längst kein Schattendasein mehr: Immer mehr Menschen laufen – und das bis ins hohe Alter. Unzählige Lauftreffs in vielen Stadtteilen sind mittlerweile eingeschworene Gemeinschaften, die sich dabei immer über Zuwachs freuen.
Der wohl größte Lauftreff findet sich dabei am Baldeneysee. Mitunter kommen mehr als 100 Läufer samstags um 10 Uhr zum Regattaturm am Baldeneysee: Dort hat Marc Böhme von der Laufschule Bunert vor drei Jahren einen Lauftreff ins Leben gerufen. Verschiedene Lauftrainer geben bei der gut 14,5 Kilometer langen Seerunde das Tempo vor. Entsprechend groß ist die Vielfalt der Läufer – von Ultraläufern, die mehr als 100 Kilometer in der Woche laufen, bis hin zu klassischen Hobbyjoggern reicht das Teilnehmerfeld. Das hat sich herumgesprochen – sogar Läufer vom Niederrhein kommen mittlerweile vorbei.
Langjährige Läufer Leo Doetsch: „Gut für den Kopf und für die Seele“
Stadtweit gibt es dabei natürlich auch diejenigen, für die Laufen weit mehr als ein Hobby ist: Dazu gehört sicherlich Leonhard Doetsch. Er ist für die Essener Laufsportszene ein bisschen das, was Mister Miyagi als Lehrmeister für Karate Kid war: Doetsch – 1942 geboren, 88 Marathons erfolgreich absolviert – sagt Sätze wie: „Nur wer langsam laufen kann, kann auch Bestzeiten bringen.“ Oder: „Ankommen ist das falsche Ziel. Man muss wissen, was man kann.“ Für den 73-Jährigen ist das Laufen Ausgleich und Passion zugleich: „Laufen ist gut für die Seele und den Kopf“, sagt Doetsch, der erst spät zum Joggen kam. „Ich war 46 Jahre alt, als ein Kollege mich überredete, mit ihm ein paar Runden an der Schillerwiese zu drehen“, erinnert sich der Rentner, der lange als Bürokaufmann bei Karstadt tätig war. Schon nach dem ersten Lauf ist Doetsch mit dem Laufvirus infiziert. Wenig später macht er beim Silvesterlauf in Ratingen mit, läuft zehn Kilometer quasi aus dem Stand in 44 Minuten. „Ich war ja auch vorher nicht unsportlich, bin überall mit dem Fahrrad hin gefahren. Dennoch hat mich das damals überrascht“, sagt Doetsch heute.
Marathons in Hamburg, Rom, Barcelona
Das größte Ziel vieler Läufer – die magischen 42,195 Kilometer eines Marathons – reizt auch ihn schnell. Für die Vorbereitung aber lässt er sich Zeit: „Zwei Jahre habe ich für meinen ersten Marathon trainiert, den ich schließlich 1989 in Hamburg gelaufen bin“, sagt der Sportler aus Holsterhausen. Nach drei Stunden und 14 Minuten ist er damals im Ziel. Das Training hat sich ausgezahlt und der Lauf-Junkie erkennt seine Liebe zur langen Strecke. Anschließend schnürt Doetsch seine Laufschuhe gerne auch im Ausland. Er läuft fünf Mal den Marathon in Rom – „einer der schönsten überhaupt“ – neun Mal in Hamburg; auch in Barcelona ist er schon an den Start gegangen, viele Male auf der westfriesischen Insel Terschelling, im Ruhrgebiet sowieso. „Laufen macht glücklich“, sagt Leonhard Doetsch, bei dem außerdem „tiefe Dankbarkeit“ dazu kommt.
Dafür, dass er trotz der neuen Hüfte, die ihm vor drei Jahren eingesetzt wurde, noch immer laufen kann. „Ich bin damals im November operiert worden und konnte schon im März danach wieder laufen. Seither genieße ich jeden Lauf umso mehr“, sagt Doetsch, der natürlich einige Gänge zurück geschaltet hat. War er damals mindestens sechs Mal pro Woche irgendwo auf den Strecken im Essener Süden unterwegs, so läuft er heute noch an drei von sieben Tagen.
Trend geht zum Halbmarathon
Dabei koordiniert er nicht nur seinen Stammlauftreff am Haumannplatz, sondern ist für den Essener Sportbund insgesamt Ansprechpartner für die Lauftreffs in Essen.
Obwohl diese meist den Sportvereinen vor Ort angeschlossen sind, ist eine Mitgliedschaft nicht erforderlich. „Bei den Lauftreffs ist jeder willkommen. Dabei merken wir, dass Laufen immer mehr zur Breitensportbewegung geworden ist“, freut sich Doetsch, der seit seinem Ruhestand einige Stunden pro Woche im Laden von Laufsport Bunert in Rüttenscheid aushilft. Der Trend gehe mehr zum Halbmarathon, hat Doetsch beobachtet: „Das sollte aber nie ein Schnellschuss sein. Gute Vorbereitung ist alles.“
Seit fast 50 Jahren gemeinsam auf der Strecke
Mit einem dreifach-kräftigen „Waldlauf!“ wird im Garten von Rainer Brügger mit Hochprozentigem angestoßen. Der Lauftrainer hat kürzlich seinen 76. gefeiert, „da eröffnen wir immer die gesellige Open-Air-Saison bei uns“, sagt Brügger und lacht.
Ein Volkslauf im Grugapark 1967 ist es, der den ABC-Lauftreff von der Schillerwiese zusammenbringt. Seither ist die Truppe angewachsen, 41 Aktive und acht Passive zählt der Lauftreff mittlerweile. Bei den Sportlern, aus denen längst Freunde geworden sind, zählt dabei nicht nur der gemeinsame Lauf. „Wir haben immer auch etwas unternommen, machen zum Beispiel gemeinsame Städtefahrten“, hebt Brügger hervor. Dabei ist die Gruppe immer offen für neue Gesichter: „Unser Jüngster ist 56, der älteste Läufer 89 Jahre alt. Letzterer darf mittlerweile aber zu den Stockenten“, sagt Brügger und lacht. Damit meint er die Walkinggruppe, die der Lauftreff vor einigen Jahren zusätzlich zur Jogginggruppe eingerichtet hat, als dem einen oder anderen die Gesundheit das Joggen versagte. Dass Laufen auch im hohen Alter ein Hobby sein kann, will Lauftreff-Mitglied Rainer Vogel am 3. September beweisen: Dann organisiert er den 30. Isenburg-Lauf und hat ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen möglichst viele Läufer über 80 an den Start bringen“, sagt er. Wer mitmachen will, meldet sich unter Tel.: 0201 714 581 oder hier.
Alle Essener Lauftreffs auf einen Blick
DJK Altendorf 09. Dienstags und donnerstags um 19.30 Uhr; Ansprechpartner ist Harald Schmidt (0179 456 5973); Wechselnde Treffpunkte immer hier.
MTG Horst. Sonntags um 9 Uhr (im Winter 10 Uhr) immer ab Bezirkssportanlage Sachsenring , geeignet für Anfänger; Ansprechpartner ist Udo Ebert (Tel.: 0201 275 538).
TC GW Stadtwald. Sonntags um 11 Uhr für jedermann ab Clubhaus (Zeisigstraße 18); Ansprechpartner ist Willy Mohr (Tel.: 0201 473 4502). An gleicher Stelle trifft sich donnerstags um 18.45 Uhr auch die Tusem-Laufgruppe; Ansprechpartnerin ist Kirsten Ruhrmann (Tel.: 0162 253 4663).
TC Kray. Montags ab 17 Uhr für Kinder; montags (18 Uhr), mittwochs (17.30 Uhr) und samstags (8 Uhr) für jedermann, Treffpunkt ist der Krayer Volksgarten (Eingang Ottostraße); Ansprechpartnerin ist Barbara Sult (Tel.: 0201 230 242). Von März bis Oktober zusätzlich mittwochs um 17.30 Uhr ab Parkplatz Ägidiusstraße (Stadtwald).
Werdener Turnerbund. Samstags ab 8 Uhr für jedermann ab Parkplatz Jagdhaus Schellenberg (Heisinger Straße 170 a); Ansprechpartner ist Edmund Frohnert (Tel.: 0201 542 001).
Lauftreff Heissiwald. Sonntags um 10 Uhr für jedermann ab Parkplatz (Weg z. Platte); Ansprechpartnerin ist Monika Gabriel (Tel.: 0201 492608).
Tusem Essen. Dienstags und donnerstags ab 18 Uhr, sonntags ab 10 Uhr ab Spielplatz Haumannplatz, Ansprechpartner ist Leonhard Doetsch (Tel.: 0201 710 1781).
ABC-Lauftreff. Donnerstags ab 17.30 Uhr (im Winter 16.30 Uhr) für jedermann ab Schillerwiese, Ansprechpartner ist Rainer Brügger (Tel.: 0201 470 408).
TuS Helene. Dienstags und donnerstags ab 8.30 Uhr ab Sportplatz Bäuminghausstraße; außerdem sonntags ab 9 Uhr ab Stankeitstraße (Nähe Leibniz-Gymnasium), Ansprechpartnerin ist Helga Klinnert (Tel.: 0201 313 905).
Lauftreff Kettwig. Montags und donnerstags ab 18.30 Uhr ab Sportplatz Kettwig, Ansprechpartner ist Dieter Hamm (02054 83210); außerdem dienstags ab 9 Uhr ab Wasserwerk Mintarder Weg; Ansprechpartnerin ist Christel Dudjan ( 02054 923843).
FC Stoppenberg. Montags und freitags ab 18.15 Uhr ab Stadion Am Hallo, Ansprechpartner ist Hartmut Jenner (Tel.: 0201 297 988).
Turnerbund Frintrop. Mittwochs ab 18 Uhr ab Vereinsheim (Werkhausenstraße), Ansprechpartnerin ist Heinz Maaßen (Tel.: 0201 600 451).