Essen-Rellinghausen. 1516 fand der legendäre Hostienraub in Rellinghausen statt. Festschrift beleuchtet die Bräuche rund um das Ereignis. St. Lambertus erwartet viele Gäste.

Die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2016, in dem die Rellinghauser 500 Jahre Annenfest feiern und dazu viele Gäste erwarten, laufen auf Hochtouren: Die Renovierung der Annenkapelle und der Pfarrkirche St. Lambertus ist weitgehend abgeschlossen, die Festschrift liegt druckfrisch vor und wird ab Mittwoch, 16. Dezember, verkauft.

Das Annenfest, das an den Hostienraub im Jahr 1516 erinnert, wird immer Ende Juli in der katholischen Pfarrei St. Lambertus groß gefeiert. Als Treffpunkt aller Essener Ehrengardisten ist es weit über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt. Aus Dankbarkeit, dass die geraubten Hostien damals von einem Schäfer im Gebüsch wiedergefunden wurden, hatte man nicht nur die Annenkapelle errichtet, sondern auch die Tradition des Festes begründet. So wird immer um den St.-Anna-Tag am 26. Juli der Ereignisse mit Prozessionen und Gottesdiensten gedacht.

Annenlied wird in Gottesdiensten noch gesungen

„Wir werden das Jubiläumsfest am 24. Juli feiern“, erklärt Peter Beckmann, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Annenfestes, die die Broschüre herausgegeben haben.

Die Idee, eine historische Kirmes zu organisieren, wurde wieder verworfen. „Aber wir wollen ein Festzelt aufstellen, Essen, Getränke und Musik anbieten und mit allen Teilnehmern zusammen feiern“, sagt Beckmann. Der Bischof werde die Festmesse halten. Beckmann rechnet wegen des Jubiläums mit besonders vielen Teilnehmern. Rund 600 Gläubige ziehe das Fest sowieso an. Das sei ordentlich, aber natürlich kein Vergleich mit der Vergangenheit, als Menschenmassen die Wiesen im Annental bevölkerten. Bilder davon sind in der Broschüre zu sehen, die ein Team aus fünf Leuten in anderthalbjähriger Arbeit zusammengestellt hat.

Thematisch steht das Annenfest mit all seinen Facetten im Mittelpunkt. Ein Beispiel: das Annenlied. „Das ist eigentlich ein Marienlied, das heute kaum noch gesungen wird. Hier in Rellinghausen ist das anders. Wir singen es in den fünf Gottesdiensten des Annenfestes voller Inbrunst“, so Beckmann.

Letztes Jubiläum wurde zehn Jahren später gefeiert

Ebenfalls spannend ist das Kapitel über das traditionelle Beiern zum Annenfest. „Zum Fest erklingt ein musikalisches Läuten. Eine Gruppe von Helfern läutet dann die Glocken von St. Lambertus von Hand, so dass eine Melodie, nämlich die des Marienliedes ,Ros’ o schöne Ros’, ertönt“, berichtet Beckmann. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg sei zum Annenfest regelmäßig gebeiert worden, kann man in der Festschrift nachlesen.

Wie oft das Annenfest im Laufe der 500 Jahre ausfiel, ist nicht überliefert. „Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es 1947 wieder los“, so Beckmann. Das Jubiläum vor 100 Jahren habe man wegen des Ersten Weltkriegs mit zehn Jahren Verspätung gefeiert. Beckmann und seine Mitstreiter hoffen, dass ihre Festschrift gut ankommt und vor allem beim Fest im Juli viele Interessenten findet.

Kapelle hat eine Heizung

Zu den Festvorbereitungen gehört auch die Renovierung der St.-Lambertus-Kirche und der Annenkapelle. Während die Gemeinde den Heiligabend bereits wieder in der Pfarrkirche feiern kann, soll die Kapelle im Februar endgültig fertig sein. In dem kleinen Gotteshaus mussten Feuchtigkeitsschäden beseitigt werden. „Die Drainage wurde erneuert, der schadhafte Putz abgeschlagen, die Wände wurden neu verputzt und gestrichen“, erklärt Peter Beckmann. Auch die Elektro-Installationen seien erneuert worden. Möglicherweise werden noch neue Lampen installiert. Der auffällige Altar ist bereits gesäubert, die Scheinwerfer, die ihn anstrahlen, werden wieder angebracht.

Die Kapelle wird in der Regel von Mai bis September für Andachten und Hochzeiten genutzt. Sie verfügt über eine Heizung, die Beckmann aber erst einschaltet, wenn die Temperatur bei drei Grad liegt. „Wenn es hier drin friert, würden die Bodensteine noch mehr beschädigt“, sagt er. Wenn die Kapelle grundlegend gereinigt ist, stellen die Ehrenamtlichen die Bänke und Heiligenfiguren wieder auf. Zwischen 30.000 und 40.000 Euro koste die Renovierung, an der sich das Bistum finanziell beteilige.