Essen. Medizinforum „Krebs bei Frauen“ der Kliniken Essen-Mitte und der WAZ zog viele Interessierte an. Vier Koryphäen standen Rede und Antwort.
Im August 2015 traf sie die Diagnose: Brustkrebs. Regina Steiner hatte den Knoten selbst ertastet. Beim Arzt folgte die Gewissheit: Es ist ein bösartiger Tumor. Die Folge: Operation und Chemotherapie. Heute sei sie auf einem guten Weg, sagt sie. Aber trotzdem, Regina Steiner klagt über Knochenschmerzen, Müdigkeit und die psychische Belastung, die die Behandlung mit sich bringt.
Die Krebspatientin kam am Dienstag extra vom Niederrhein nach Essen, um am Medizinforum „Krebs bei Frauen“ der Kliniken Essen-Mitte und der WAZ teilzunehmen. „Ich hoffe auf Information zum aktuellen Stand der Forschung, vor allem bei der Nachsorge“, erklärt sie vor dem Beginn ihr Kommen.
Koryphäen auf dem Podium
Die Zusammensetzung des Podiums verspricht, dass sich für Regina Steiner die Fahrt nach Essen gelohnt hat. Mit Prof. Andreas du Bois, Dr. Sherko Kümmel, Dr. Philipp Harter und Prof. Gustav Dobos konnte WAZ-Redakteur Thorsten Schabelon vier über die Region und Deutschland hinaus angesehene Koryphäen in ihren Fachbereichen ankündigen. Die 200 Besucher, von denen viele betroffenen Frauen samt Angehörigen waren, hingen für drei Stunden an den Lippen der Fachmänner.
„Vor zwei Jahren ist meine Frau an Krebs gestorben“, sagt Prof. du Bois. Krebs, das sei auch deshalb „eine ganz persönliche Sache“ für ihn, führt er nach kurzem Stocken aus. Im Saal kann man eine Stecknadel fallen hören. Die Angst der Krankheit selbst nicht Herr zu werden, ist greifbar. Doch die Ärzte machen Mut. „Jede Frau kann heute nach einer Operation mit einer Brust aufwachen, aus Eigen- oder Fremdgewebe“, sagt Dr. Kümmel. Die Zahl derer, die den Krebs besiegen, steige. Vor allem ginge es um die richtige Behandlung. „Eine qualitativ gute Behandlung steigert die Überlebenswahrscheinlichkeit um 20 Prozent“, sagt du Bois. In Essen ist man stolz auf das Vertrauen in die Expertise vor Ort: Jede dritte Frau, die hier behandelt wird, kommt von außerhalb.
"Es muss seriös und wissenschaftlich sinnvoll sein"
Jedoch, und das wiederholen alle Redner, geht es heute vor allem auch darum, die Lebensqualität während und nach der Behandlung zu steigern. „Wir gehen aggressiver gegen den Krebs, aber schonender für den Patienten vor“, erklär du Bois. Gezielteres Eingreifen soll die schnellere Rückkehr ins normale Leben ermöglichen. Ein Baustein dabei ist das Einbeziehen der Naturheilkunde.
Das ist das Fachgebiet von Prof. Gustav Dobos. Er verweist auf eine Studie: „Wer während der Behandlung eine schwere Depression bekommt, hat 39 Prozent weniger Chancen zu überleben.“ Naturheilkunde soll helfen, die Nebenwirkungen zu lindern. Aber Vorsicht: „Es muss seriös und wissenschaftlich sinnvoll sein. Mittel, die helfen, aber die Wirkung von Schulmedizin verhindern, sind gefährlich.“
So könne Akupunktur bei Gelenkschmerzen oder Müdigkeit helfen. Regina Steiner wird nicht nur da genau zugehört haben.