Essen. Mit einer bundesweiten Razzia ist der Polizei offenbar ein Schlag gegen einen international agierenden Autoschieber-Ring gelungen. Geleitet wurde die Aktion vom Essener Präsidium. In Essen wurden drei Autoplätze durchsucht - und dabei auch vier Hundewelpen gefunden.

Der Polizei ist offenbar ein Schlag gegen einen international agierenden Autoschieber-Ring gelungen. Am Donnerstagmorgen gab es eine bundesweite Razzia, die federführend von der Polizei Essen geleitet wurde. Auch im Essener Norden waren die Beamten im Einsatz.

Die Polizei durchsuchte in Essen drei Autoplätzen, zwei an der Carolus-Magnus-Straße und einen an der Karl-Legin-Straße. Unter anderem fanden die Beamten vier Hundewelpen. Sie waren in einem Auto auf einem der Plätze an der Carolus-Magnus-Straße - und mit ihnen zwei Personen. Die beiden Menschen wurden festgenommen und mussten mit aufs Präsidium, die Welpen von den Beamten ins Tierheim gebracht.

Das Alter schätzt Bärbel Thomassen, die Leiterin des Albert-Schweitzer-Tierheims, auf fünf bis sechs Wochen: "Damit wären sie sehr jung." Gesundheitlich scheint es den drei Bolonka-Mischlingen und dem Mops-Mix dennoch ganz gut zu gehen. Vorsichtshalber wird das Quartett aber erstmal unter Quarantäne gestellt. Und dann? Vermitteln darf das Tierheim die Hunde nicht sofort: "Wir müssen abwarten, ob die Ermittlungsbehörden möglicherweise einen Besitzer finden", erklärt Thomassen. Letztlich entscheide der Staatsanwalt, ob die Welpen in den Besitz des Tierheims übergehen. Erst dann darf die Einrichtung Frau- und Herrchen für die Kleinen suchen.

Bei der Polizei heißt es am späten Nachmittag: Die beiden Hundebesitzer hätten nachweisen können, dass ihnen die Tiere gehören würden. Werden sie wieder frei gelassen, können sie sich die Welpen im Tierheim abholen, so ein Sprecher der Polizei.

Die Durchsuchungen hatten einen beachtlichen Umfang: Zeitgleich fanden auch in Dortmund, Hannover, Lünen, Hamm, im Emsland und im Saarland Razzien statt. Spezialeinheiten der Polizei waren im Einsatz. Verletzt wurde bei den Razzien niemand.

48 Autodiebe wurden deutschlandweit verhaften, 33 davon in Essen

Gegen sechs Personen war bereits im Vorfeld der Razzien Haftbefehl erlassen worden. Deutschlandweit wurden insgesamt 48 Personen festgenommen, davon 33 in Essen. Die Polizei beschlagnahmte in Essen drei Autos und ein Gabelstapler, außerdem hochwertige Werkzeuge, Bargeld, Fahrzeugteile und Fahrräder.

Alle Verdächtigen sollen laut Angaben der Polizei Essen zu einem Autoschieber-Ring gehören. Es handele sich um mehrere Tätergruppen, die sich miteinander ausgetauscht haben. Die Täter stahlen Autos, vor allem in Deutschland, den Niederland und Belgien. Diese Fahrzeuge wurden anschließend entweder zerlegt oder im Ganzen weiterverkauft. Die Polizei müsse davon ausgehen, dass es sich bei dem Ring um organisierte Kriminalität handele. Der Schaden, den die Band angerichtet hat, werde sich wohl im Millionen-Bereich bewegen, so ein Polizei-Sprecher.

Die Staatsanwaltschaft Essen und die Polizei ermittelten bereits seit Anfang des Jahres in dem Fall. Aufgefallen war der Autoschieber-Ring nachdem die Polizei mehrere Autodiebstahle verfolgt hatte. Vorgeworfen wird den Verdächtigen gewerbsmäßiger Diebstahl von Fahrzeugen. Die Ermittlungen dauern an.

Polizei beschlagnahmte Autos, Fahrzeugteile oder Bargeld

Bei den Durchsuchungen in Lünen, in Dortmund und Hamm wurden sechs Personen, darunter drei mit Haftbefehl festgenommen werden. Drei Autos, diverse Fahrzeugteile, Diebesgut und Bargeld wurden beschlagnahmten. In Niedersachsen fanden Durchsuchungen in acht Objekten statt. Es kam dort zu acht Festnahmen, darunter waren zwei mit Haftbefehl gesuchte Personen. Beschlagnahmt wurden mehrere tausend Euro Bargeld, ein Auto, mehrere originale Fahrzeugschlüssel und diverses Diebesgut. Im Saarland nahmen die Beamten bei Durchsuchungen in zwei Objekten eine Person fest.

Einsatzleiter Gerd Bürgel, Kriminaloberrat im Polizeipräsidum Essen, sagte nach den Razzien: "Die Durchsuchungen in den verschiedenen Städten erbrachten den erwarteten Erfolg. Mit der Festnahme der Personen und dem umfangreich beschlagnahmten Diebesgut  gelang uns ein Schlag gegen eine international agierende Bande. Für die Zukunft haben sich weitere Ermittlungsansätze ergeben".

Auch Uwe Splitt, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam) im Essener Norden, war mit dem Einsatz der Polizei zufrieden: "Ich finde die Aktion sehr gut. Die Anwohner hier leiden unter der ganzen Situation." Splitt hatte am Morgen die Einsatzkräfte beobachtet, die mit einem Bus anrückten. "Vielleicht wird nun ein wenig Ruhe einkehren. Aber es ist eine trügerische Ruhe, denn die anderen Täter, die nicht erwischt wurden, fühlen sich nun sicher."