Autodiebstahl in ganz großem Stil wirft die Staatsanwaltschaft einer Gruppe junger Essener vor. Seit Donnerstag prüft die II. Strafkammer am Landgericht Essen die Vorwürfe. Angeklagt ist dort der Hauptbeschuldigte Vladimir B. aus Altendorf, gemeinsam mit einem mutmaßlichen 23-jährigen Komplizen.
Vor Gericht schweigen die Männer zunächst. Dabei hat es bereits Urteile gegen andere Gruppenmitglieder gegeben. Fünfeinhalb Jahre Haft lautete eines davon. Zwei Lieferquellen existierten laut Anklage: Die Gruppe bezog Autos, die im In- oder Ausland gestohlen worden waren, oder sie unterschlug Autos, die sie bei Mietwagenfirmen geordert hatte. Ausgestattet mit falschen Papieren wurden die Wagen dann im Internet bei mobile.de oder autoscout 24 angeboten. Mit richtigen Kaufverträgen wechselten die Wagen die Besitzer. Die Käufer waren in der Regel arglos und wunderten sich, als die Polizei auftauchte, dass sie Diebesgut erworben hatten. Mit der zum Teil bitteren Konsequenz, dass sie das Auto an den ursprünglichen Besitzer zurückgeben und den Kaufpreis abschreiben mussten.
Hinweis aus Rheinland-Pfalz
Vladimir B. muss sich vor dem Landgericht für 42 dieser Taten verantworten. Auf Betrug, Urkundenfälschung und Hehlerei lauten die Vorwürfe. Aufgefallen war die Organisation den Behörden, als in Rheinland-Pfalz ein Auto mit offensichtlich gefälschten Papieren angemietet werden sollte, das beim Mietwagenverleih Sixt in Essen angemietet und nie zurückgegeben worden war.
Nach dem Hinweis aus Rheinland-Pfalz suchte die Polizei Anfang des Jahres die Essenerin auf, die den VW Golf gemietet hatte. Sie gab sich ahnungslos. Sie hätte das Auto für einen Bekannten bestellt, der es beruflich nutzen und dann bei Sixt abgeben wollte. Während die Polizei mit ihr sprach, bekam die Frau Nachrichten auf ihr Handy, wo ein Auto abzustellen sei.
Der Rest war polizeiliche Kleinarbeit. Als wieder ein angemieteter Golf bei mobile.de auftauchte, wurde ein Scheinkauf durchgeführt. Immer deutlicher wurde aus Polizeisicht die Struktur der weit verzweigten Gruppe.
Fall für Fall muss das Gericht nun die Beweislage prüfen. Richter Andreas Labentz versucht, dem ermittelnden Kriminalbeamten die Erinnerung an bestimmte Fälle ins Gedächtnis zu rufen. Klar ist: Die in Frankreich gestohlenen Autos kamen ausschließlich aus dem französischen Lille.