Essen. Die Behörde zog eine Bilanz ihrer Einsätze in 2015 und machte eine Rechnung auf: Acht Euro pro Monat bezahlt jeder Essener für das Mehr an Sicherheit.
Sie haben im vergangenen Jahr 83 Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet, 1405 kleine wie große Brände gelöscht und exakt 133.830 Einsätze im Krankentransport sowie im Rettungsdienst absolviert: Essens Feuerwehrleute waren 2015 mindestens so gefragt wie immer. Und einmal mehr ihr Geld wert.
90 Millionen Euro hat sich die Stadt die Unterhaltung des Sicherheitsapparats von der Eisernen Hand kosten lassen. 85 Prozent davon gingen fürs Personal drauf. Über die Gebühren im immer häufiger gefragten Rettungsdienst, der von den Krankenkassen refinanziert wird, wurde etwa ein Drittel des Gesamtbudgets erwirtschaftet. Etwa 60 Millionen blieben an der Stadt beziehungsweise ihren Steuern zahlenden Bürgern hängen.
352 Prozent mehr Intensivtransporte
Auf den ersten Blick viel Geld. Doch Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn hat’s mal nachgerechnet und die Kosten seiner Truppe auf die Bevölkerungszahl umgelegt. 96 Euro im Jahr oder 8 Euro im Monat zahlt demnach rein rechnerisch jeder Essener für das Mehr an Sicherheit durch 800 Mitarbeiter bei der Berufsfeuerwehr. Zusammen mit 550 Ehrenamtlichen bei der Freiwilligen Feuerwehr und den Helfern im Katastrophenschutz kommt Essen unterm Strich übrigens auf rund 2000 Kräfte, die den Bürgern dieser Stadt im Notfall mit Rat und Tat zur Seite stehen.
144.325 Einsätze wirft die Einsatzbilanz 2015 aus, die Bogdahn und Ordnungsdezernent Christian Kromberg gestern vorstellten. Das sind fast 5000 Alarmierungen mehr als im Jahr zuvor.
Durchschnittlich wurden jeden Tag 395 Einsätze abgearbeitet. Wobei der Löwenanteil auf den Krankentransport und den Rettungsdienst entfällt, die um knapp sieben Prozent zulegten. 133.830 Mal wurden diese Dienste in Anspruch genommen, ein merklicher Zuwachs um 6,7 Prozent. Doch die Zahl der Intensivtransporte explodierte regelrecht: Ein Plus von 1179 gegenüber dem Vorjahr entspricht einem Zuwachs von über 352 Prozent.
Nachwuchs gesucht
Ulrich Bogdahn kann diese Entwicklung erklären: Durch die fortschreitende Fusionierung von Krankenhäusern und die damit einhergehende Spezialisierung an den einzelnen Standorten werden die Patienten zunehmend von einer Fachabteilung in die nächste verlegt – selbst unter intensivmedizinischer Betreuung in speziell ausgestatteten Fahrzeugen, die vermehrt auch von Kliniken der Nachbarstädte angefordert werden.
Eine deutliche Beruhigung gab’s im vergangenen Jahr eigentlich nur an der Front der so genannten technischen Hilfeleistungen: So rasant der Sturm „Ela“ die Zahlen im Jahr 2014 in die Höhe getrieben hat, so drastisch sind sie im vergangenen Jahr wieder gesunken: Von 7363 auf 4150.
Um die Truppe weiterhin schlagkräftig zu halten, sucht die Feuerwehr dringend geeigneten Nachwuchs (wir berichteten). „Wir brauchen Persönlichkeiten“, sagt Christian Kromberg. Menschen mit Berufsausbildung, „die schon ein Stück des Lebens hinter sich haben“ und mit häufig belastenden und sehr intimen Erlebnissen verantwortungsvoll umgehen können, meint Bogdahn: „Wir sitzen auf der Bettkante und gucken dem Bürger in die Unterhose.“