Essen. Das Unternehmen DMT aus Essen-Kray hilft, unterirdisches Wasser für Geothermie-Kraftwerke aufzuspüren. Das Verfahren dafür entdeckte der Essener Geophysiker Ludger Mintrop schon vor über 100 Jahren. Tonnenschwer ist das Equipment jedoch bis heute.
Als 1908 der Essener Markscheider und Geophysiker Ludger Mintrop seine vier Tonnen schwere Stahlkugel zu Boden fallen ließ, ahnte er sicher nicht, dass seine Erfindung fast 100 Jahre später ein wichtiger Baustein der globalen Energiewende werden würde. Mintrop entdeckte das Prinzip, wie man mit Hilfe von seismischen Wellen Rohstoffe unter der Erde finden kann – eine Technologie, mit der man nicht nur Kohle, Öl oder Gas sondern auch heißes Wasser für Geothermie-Kraftwerke aufspüren kann.
Mintrops Enkel sitzen heute Am Technologiepark 1 im TÜV-Nord-Haus direkt neben der A 40 in Kray. Die DMT GmbH & Co. KG (vormals Deutsche Montan Technologie) ist der Nachfolger von Mintrops früherem Arbeitgeber und führender Anbieter geophysischer Dienstleistungen.
3-D-Animationen des Erdaufbaus
Tonnenschwere Kugeln lassen die DMT-Mitarbeiter längst nicht mehr zu Boden knallen. Sie setzen moderne Vibrationsfahrzeuge – kurz Vibros – ein, die mit Rüttelplatten Wellen in die Erde schicken und mit Erdmikrofonen die Erschütterung aufzeichnen. Daraus entstehen 3-D-Animationen des Erdaufbaus. „Das funktioniert im Grunde wie beim Ultraschall beim Arzt. Nur, dass wir Hunderte Meter tief in den Untergrund schauen können“, sagt Bernd Hildebrandt, zuständig fürs Marketing bei DMT.
Die vorherige Erkundung ist aufwendig und teuer. Wenn DMT anrückt, dann mit bis zu 400 Tonnen Material und bis zu 250 Mann. Kosten für die Messung: im Schnitt 1,5 Millionen Euro. Für Investoren von Geothermie-Kraftwerken sind diese Ausgaben jedoch zwingend, um ihr Millionenprojekt später nicht aufs Trockene zusetzen. Schließlich kostet allein eine Bohrung in mehrere Kilometer Tiefe bis zu 20 Millionen Euro.
Um ein Geothermie-Kraftwerk zu betreiben, braucht man zwei solcher Löcher – eines, um das heiße Wasser zur Erdoberfläche zubefördern, und das andere, in das das abgekühlte Wasser wieder in die Tiefe geleitet wird.
Geothermie-Boom vorerst vorbei
Vor einigen Jahren waren die DMT-Experten besonders häufig in Deutschland unterwegs. Doch der Geothermie-Boom hierzulande hat sich in den vergangenen zwei Jahren abgekühlt. Grund sind unter anderem Änderungen am Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Ohne Förderung ist Geothermie gegenüber Kohle- oder Atomstrom nicht konkurrenzfähig. „Aber mit Solar werden wir die Energiewende nicht schaffen“, meint Hildebrandt.
Rund 100 Geothermie-Messungen haben die DMT-Experten allein in den letzten fünf Jahren durchgeführt. Derzeit sind Mintrops Enkel wieder verstärkt im Ausland unterwegs. Zur Zeit schauen sie in Georgien und Frankreich in die Tiefen der Erde.