Essen. Energiewende global: Der Essener Sensorenhersteller IFM Electronic sorgt unter anderem dafür, dass Wind-Anlagen nicht abbrechen wie Spargelstangen oder zu Eisschleudern werden. Der Markt für neue Windräder wächst international.
Der Sensorenhersteller IFM Electronic im Glückaufhaus an der Friedrichstraße ist ein Hidden Champion im Bereich der erneuerbaren Energien. Ein heimlicher Marktführer. Die Essener haben Windkraftanlagen in aller Welt sozusagen das Denken beigebracht.
„Ohne Sensoren würden Windanlagen in der heutigen Größe regelmäßig zerstört werden“, sagt IFM-Hauptabteilungsleiter Torsten Schwermann, verantwortlich für den internationalen Vertrieb. Zerstört würde heißen: Die meterhohen Stahltürme knicken ab wie Spargelstangen. Das wäre nicht nur ein Millionenverlust, vor allem wäre es eine Riesengefahr, weil Teile kilometerweit geschleudert werden könnten.
Windkraftanlagen seien der „Rolls Royce“ deutscher Ingenieurskunst, schwärmt Schwermann, der selbst Ingenieur der Elektrotechnik ist. „Haben Sie schon einmal eine Windkraftanlage aufgeschnitten gesehen, wie viel Technik darin steckt?“ In vielen Windrädern auf der Welt ist auch IFM-Technologie drin. Die Essener arbeiten mit den großen Herstellern der Branche, Vestas, Enercon und Siemens Wind zusammen.
Sensoren mit vielfältigen Aufgaben
Die IFM-Sensoren übernehmen verschiedenste Aufgaben in einer solchen Anlage. Sie überwachen beispielsweise, ob die Rotorblätter „richtig im Wind stehen“, ob nicht sogar der ganze Turm gedreht werden muss. Das ist zum einen wichtig, um die Windausbeute zu optimieren und damit die Effizienz der Anlage zu steigern. Zum anderen ist es auch ein Sicherheitsthema. Denn wenn der Wind zu stark weht, muss möglicherweise die gesamte Anlage aus dem Wind gedreht werden, weil sonst das beschriebene Szenario droht.
Sensortechnik steckt aber auch in den großen Flügeln. Sie steuert die Beheizung der Rotorblätter, so dass sich keine Eisplatten darauf bilden können und zu gefährlichen Flugobjekten werden. Auch für die Wartung sind Sensoren wichtig, sie melden, wenn beispielsweise ein Lager ausgetauscht oder das Getriebeöl gewechselt werden muss. So muss niemand auf Verdacht auf die Türme steigen, sondern nur bei Bedarf – das ist vor allem ein Kostenthema.
Eines der großen Wachstumsfelder
Für IFM ist Windkraft eines der großen Wachstumsfelder der kommenden Jahre. „Wir werden dort überdurchschnittliche Wachstumsraten haben“, glaubt Schwermann. Ihn interessiert dabei die in Essen wie in ganz Deutschland kontrovers geführte Standortdiskussion für Windkraftanlagen wenig: „Ich sehe das gelassen, so lange der Markt wächst. Und das tut er.“
Heute sind weltweit etwa 200.000 Wind-Anlagen installiert. Jedes Jahr kommen 20.000 weitere hinzu. In Deutschland sagen die Prognosen voraus, dass es etwa ab 2020 keine weiteren geeigneten Standorte mehr geben wird. Maximal werden noch alte Anlagen gegen leistungsstärkere getauscht. Hohe Zubauraten gibt es dagegen im Ausland – vor allem in China, Indien, Spanien und den USA. Davon profitiert auch die IFM Electronic, für die die Energiewende somit längst ein globales Thema ist.