Essen. Im Uniklinikum wird ein Projekt gestartet, das Sprache und Empathie bei Medizinern mit Migrationshintergrund schult.
Schmerz kann stechend, bohrend oder beißend sein. Er kann tief sitzen oder oberflächlich für akute Beschwerden sorgen. Für einen Arzt ist bei der Behandlung wichtig zu wissen, welche Form des Schmerzes einen Patienten genau plagt. Damit die wachsende Zahl der Mediziner mit Migrationshintergrund – und ohne Deutsch als Muttersprache – ihre Patienten künftig besser versteht, hat die Uniklinik Essen mit dem Alfried-Krupp-Krankenhaus und dem Krankenhaus Bethanien aus Moers ein fünfjähriges Modellprojekt gestartet. Mit dem werden Sprachkenntnisse, kulturelles Verständnis und Empathie bei Medizinern gezielt geschult. So soll die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten und damit die Behandlung verbessert werden.
Über 5 000 ausländische Mediziner arbeiten in NRW-Kliniken. Am Uniklinikum, das Mitarbeiter aus über 60 Ländern beschäftigt, hat fast jeder zehnte Arzt einen Migrationshintergrund. Die Zahl wächst und zeigt, wie wichtig das Projekt „Empathisch-Interkulturelle Arzt-Patienten-Kommunikation“ ist. „Wir erleben im Alltag immer häufiger die Situation, dass beispielsweise Patient, Pfleger und Arzt aus drei unterschiedlichen Ländern stammen“, hat Prof. Dr. Eckhard Nagel, Chef des Uniklinikums, beobachtet. „Und das Gespräch mit dem Patienten ist die Basis für Diagnose und Therapie“, sagt der Mediziner.
Modellprojekt ist in vier Bereiche gegliedert
Das Essener Modellprojekt ist in vier Bereiche gegliedert. Im ersten Bereich erhalten Ärzte im Lehr- und Lernzentrum des Uniklinikums Schulungen. In der Theorie und mit simulierten Gesprächen wird patientengerechte Kommunikation für Untersuchungen, Aufklärungsgespräche oder Visiten geschult.
Im zweiten Bereich werden zugewanderte Mediziner auf ihre Fachsprachprüfung vorbereitet, im dritten Bereich kleine Teams aus Ärzten und Sprachdidakten am Essener Uniklinikum ausgebildet. „Sie werden dann als Multiplikatoren an den weiteren Kliniken in NRW unser Konzept einführen“, erklärt Stefanie Merse, Projektleiterin am Uniklinikum.
Da, laut einer Studie, 25 Prozent der Bundesbürger ihre behandelnden Mediziner nicht verstehen, soll das Programm künftig an der Hochschule von allen angehenden Ärzten durchlaufen werden: Im vierten Bereich werden die Ergebnisse des Projekts ab dem Wintersemester ins Medizinstudium an der Universität Duisburg-Essen einfließen.
Das NRW-Gesundheitsministerium von Barbara Steffens (Grüne) unterstützt das Essener Programm mit einer Million Euro: „Es ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung der Versorgung und hin zu mehr Patientensicherheit“, sagt Ministerin Steffens.