Essen.. In Altenessen steht jetzt “Gesundheit“ auf dem Stundenplan — auf freiwilliger Basis der Schulen. Die Unterrichtsinhalte stammen vom Mediziner Dietrich Grönemeyer. Der hofft, dass sich das Modell durchsetzt. Schon seit 20 Jahren fordert er einen Gesundheitsunterricht für Kinder.

Rechnen, Deutsch, Sport und Sachkunde – die vier typischen Fächer eines jeden Grundschülers bekommen Zuwachs. Auf freiwilliger Basis der Schulen. Denn gesetzlich vorgegeben ist ein Gesundheitsunterricht, der in dieser Woche erstmals in der Karlschule Altenessen stattgefunden hat, nicht. Botschafter und Mediziner Dietrich Grönemeyer hofft aber, dass sich das ändert. Er fordert seit 20 Jahren einen Gesundheitsunterricht für Kinder.

25 Erst- und Zweitklässler der Karlschule toben durch die Sporthalle. An Seilen schwingen sie im „Affenhaus“, reiben sich die Ohren in der „Entspannungszone“ und bereiten sich „Dschungelburger“ zu. Das Motto des Gesundheitsunterrichts: „Wir gehen in den Zoo.“ Die Stationen des Parcours’ haben ebensolche Namen bekommen. Spielerisch sollen die Kinder lernen, wie wichtig Bewegung und gute Ernährung für ihre Gesundheit sind. Dass sie dabei jede Menge Spaß haben, ist nicht zu übersehen. Während die Kinder beim Zubereiten des Burgers Leidenschaft für Vollkornbrötchen, Tomaten und Gurken entwickeln, stellen sich bei den Initiatoren die Nackenhaare auf wegen der Dinge, die die Kinder erzählen.

„Ein Junge hat erzählt, er hat nicht gefrühstückt, und mittlerweile haben wir halb zwölf“, erzählt Kathrin Müthing vom „Prosoz Institut für Sozialforschung - Prokids“. Rund die Hälfte der Kinder kommt regelmäßig ohne Frühstück. Kein Einzelfall, weiß Dietrich Grönemeyer. Oft geben die Kinder Zeitmangel, psychischen Druck oder Desinteresse der Eltern an als Grund des fehlenden Frühstücks. „Ein weiterer Grund, warum ein Gesundheitsunterricht, integriert in die normale Schulstunde, sinnvoll wäre. So können die Kinder ihren Eltern auch noch was beibringen.“

Umfrage hilft, das Projekt zu entwickeln

Der Kinderschutzbund, das Grönemeyer-Institut und das Prokids-Institut haben das Unterrichtsmaterial erarbeitet. Einer Umfrage bei Eltern und Kindern folgend, entwickelten sie das Projekt und die Mappe mit den Materialen. Anschließend wurde sie an 200 Eltern, 200 Kindern und zwölf Klassen getestet, um sie zu optimieren, heißt es. „Zwei Übungen wurden bereits rausgeworfen durch die Tests“, so Grönemeyer.

Er hat mit den Kindern am meisten Spaß in der Turnhalle. Gemeinsam mit ihnen schwingt er am Seil und lacht stolz, als die Schüler ihm begeistert ihre Burger präsentieren. „Sie sind so aktiv. Das macht richtig Spaß zuzusehen. Und daran sieht man, dass sie es wollen. Oft sind nicht die Kinder schuld, sondern die Schulen und Eltern. Die wiederum können oft nichts dazu, da die Rahmenbedingungen fehlen. Wie der Karlschule eine Turnhalle.“ Deren Schüler müssen für den Sportunterricht nämlich extra in die Turnhalle der Emscherschule gehen, die rund einen Kilometer entfernt liegt.

Als Entschuldigung möchte er das aber nicht durchgehen lassen. Und führt vor, wie Bewegung in den Matheunterricht integriert werden kann. „Eins und eins macht zwei“, sagt er und hüpft nach links, dann nach rechts und dreht eine Pirouette. Kompliziert sieht anders aus.