Essen. Einsatzkräfte im Rettungsdienst müssen ab sofort Atemmasken tragen. Die bieten keinen absoluten Schutz, gelten aber als zusätzliche Barriere.
Eine neue Anordnung der Feuerwehr Essen soll die Helfer auf den Straßen dieser Stadt möglichst vor Infektionen durch das Corona-Virus schützen: Ab sofort lässt die Behörde als angeblich einzige in NRW alle Besatzungen in Rettungsdienst und Krankentransport grundsätzlich nur noch mit Atemmasken ausrücken. Der Grund ist eine aktuelle Lagebewertung nach den Infektionsfällen in Essen, heißt es. Etwa 1000 Stück des einfachen Mund-Nasen-Schutzes (MNS) werden so Tag für Tag in Essen allein durch die Einsatzkräfte verbraucht.
Zwar hat die Behörde nach Angaben von Feuerwehrsprecher Mike Filzen rund 85.000 dieser Masken im Rahmen der herkömmlichen Pandemie-Pläne und unabhängig von der Corona-Epidemie angeschafft. Jedoch werden selbst diese Lagerbestände auf Sicht nicht ausreichend sein - schon längst nicht nach der Prognose von Virologen, Covid-19 werde nicht wie das gemeine Influenza-Virus durch zunehmende Sonnenstunden im Frühjahr saisonal von alleine verschwinden.
Es ist leicht auszurechnen, wann die Atemmasken der Feuerwehr aufgebraucht sein werden: in nicht einmal drei Monaten. Und was dann?
Stadt und Feuerwehr wollen neue Quellen für die Maskenherstellung erschließen
Da Nachschub auf dem freien Markt entweder gar nicht oder nur zu Mondpreisen zu bekommen ist, müssen sich Stadt und Feuerwehr neue Quellen erschließen, wenn sie die neue Vorschrift tatsächlich ernst nehmen: Unter anderem wird deshalb geprüft, ob der Sozialdienstleister GSE die Masken in seinen hauseigenen Werkstätten für behinderte Menschen herstellen lassen kann. Das Schnittmuster dafür existiert schon und wurde auch Kooperationspartnern im Gesundheitssystem bereits zur Verfügung gestellt, so Stadtsprecherin Silke Lenz. Am Donnerstag wollen GSE- und Feuerwehrvertreter bei einem ersten Treffen in der Borbecker Werkstatt erörtern, ob die Idee umsetzbar ist. https://www.nrz.de/staedte/essen/immer-mehr-einsaetze-stadt-essen-benoetigt-mehr-rettungswagen-id228426633.html
Atemschutz ist zu einer begehrten Ware geworden, entsprechend restriktiv sind die Vorschriften für die Nutzung. Die feuerwehreigenen MNS dürfen nicht an Dritte abgegeben werden, heißt es in einer internen Anweisung, und: Pro Patient ist zwingend eine Maske pro Retter notwendig. Was einmal benutzt worden ist, wird sofort entsorgt. Die Wachführer persönlich, und sonst niemand, geben die MNS auf den Feuerwehrstandorten an die Besatzungen der Rettungswagen aus.
Der Rettungsdienst macht 91 Prozent der täglichen Feuerwehrarbeit in Essen aus
Zwar nimmt auch die Feuerwehr nicht an, dass die einfachen Masken ohne zusätzliche Partikel-Filter einen einhundertprozentigen Schutz bieten können, ist aber überzeugt davon, dass geschultes Personal von der Tragepflicht profitieren wird. „Ein Mund-Nasen-Schutz ist einfach eine zusätzliche Infektionsbarriere“, sagt Feuerwehrsprecher Mike Filzen: „Wir wollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Rettungsdienst weiter funktioniert.“ Bislang habe es bei den Essener Beschäftigten glücklicherweise noch keinen Corona-Verdachtsfall wie in Düsseldorf gegeben.
Wie unverzichtbar der Rettungsdienst in der Stadt ist, lässt sich leicht an den Einsatzzahlen ablesen. Er macht immerhin 91 Prozent der täglichen Feuerwehr-Arbeit aus. Rechnerisch etwa alle 200 Sekunden rückt zwischen Kettwig und Karnap ein Fahrzeug zu einem solchen Einsatz aus. Ein Großteil der Hilfeleistungen von wird dabei von den Organisationen Deutsches Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter und Arbeiter-Samariter-Bund übernommen.
Die Zahlen legen seit Jahren zu: Allein zwischen 2015 und 2018 zählte die Feuerwehr 10.719 Einsätze im Rettungsdienst mehr. Sie stiegen von 133.638 in 2015 binnen drei Jahre auf 144.357. Die Bilanz für das vergangene Jahr soll noch im März veröffentlicht werden. Die Behörde an der Eisernen Hand geht von weiteren Zuwächsen aus.