Essen. Der 6,8 Millionen teure Fischlift am Baldeneysee wurde offiziell eingeweiht. Für Fische bleiben noch zwei unüberwindliche Hindernisse übrig.

Der Laie lässt sich leicht täuschen: Nein, das ist kein Aal, der sich da auf dem Bildschirm bewegt. „Das ist eine Alge“, sagt Andreas Hoffmann. Aber der neue Fischlift am Baldeneywehr, er funktioniert, weiß der Biologe inzwischen aus eigener Anschauung. Politische Prominenz, darunter Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser, durften sich davon bei der offiziellen Einweihung am Montag persönlich überzeugen.

Der Fischlift soll dabei helfen, möglichst vielen Tieren und Pflanzen wieder natürliche Lebensräume zu bieten, betonte die Ministerin. „Daher unterstützen wir als Landesregierung solche Renaturierungsprojekte“. Regierungspräsidentin Brigitta Rademacher ließ wissen, dass diese technische Lösung, wie sie am Baldeneysee erprobt wird, beispielhaft sein soll für NRW und sogar bundesweit.

Das Stauwehr in Kettwig will der Ruhrverband vor Baubeginn genauer untersuchen

Das ist ein Wort. Immerhin fiel der Aufzug, mit dessen Hilfe Fische den gut neun Meter großen Höhenunterschied zwischen der Ruhr und Baldeneysee überwinden können, deutlich teurer aus als geplant: 6,8 Millionen Euro statt 4,2 Millionen. Ruhrverband Vorstand Norbert Jardin verwies auf die florierende Baukonjunktur und aufwendige Umplanungen, die nötig gewesen seien, weil das fast 90 Jahre Wehr unter der Wasseroberfläche manch unangenehme Überraschung verbarg.

Erwischt: Ein kapitaler Wels wurde am Fischlift von einer Kamera aufgezeichnet.
Erwischt: Ein kapitaler Wels wurde am Fischlift von einer Kamera aufgezeichnet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz


Das Stauwehr in Kettwig wird der Ruhrverband sich deshalb sehr genau ansehen, so Jardin. Auch dort soll ein Fischlift gebaut werden. In zwei Jahren könnte es soweit sein. Es wäre die vorletzte Aufstiegshilfe für Fische vom Rhein bis nach Schwerte. Von 17 Wehranlagen verfügen nun 15 über entsprechende Einrichtungen, von denen der Fischlift die technisch aufwendigste ist. Das Ruhrwehr in Duisburg sollen Fische über eine Fischtreppe überwinden. Technisch anspruchsvoll, auch das, so Jardin. In spätestens sieben Jahren soll die letzte Hürde genommen werden.

Aufzüge für Spaziergänger und Radfahrer sind aktuell nicht geplant

Derweil kann Biologe Andreas Hoffmann beobachten, wie sich vor dem Fischlift Schwärme versammeln, bis zu 400 Exemplare groß. Nicht alle drängten in den Baldeneysee, denn es sei gerade keine Wanderzeit. Mehrere bis zu 40 Zentimeter große Barsche aber nutzten den Lift und zogen jede Menge Jungfische hinter her, berichtete Hoffmann. Eines schönen Tage könnten ihnen Lachse folgen. Im 18. Jahrhundert wimmelte es in der Ruhr nur so von dem schmackhaften Speisefisch.

Bei aller Vorfreude, goss Jardin auf Nachfrage auch Wasser in den Wein: Aufzüge, die es auch Spaziergängern und Radfahrer erleichtern würden das Wehr zu überwinden, seien aktuell nicht in Planung. Immerhin: Das Problem sei sehrwohl erkannt.

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