Essen. Erst spielten sie Poker, dann ging der eine dem anderen an die Kehle – mit einem Teppichmesser. Ein aktueller Bericht aus Essens Schwurgericht.

Wegen versuchten Mordes muss sich derzeit vor dem Landgericht Gericht Essen ein 30-Jähriger verantworten, der vor sieben Monaten einem Gastronomen (48), der in Stoppenberg eine Pizzeria betreibt, den Hals aufgeschnitten haben soll – von hinten, wie im Film. Der mutmaßliche Täter und das Opfer kannten sich. In der Nacht zuvor sollen sie noch stundenlang Poker gespielt haben.

„Ich hatte mir gerade die Zähne geputzt“, sagte der 48-Jährige am Donnerstag bei seiner Zeugenvernehmung vor dem Essener Schwurgericht. Der Angeklagte sei nach der Poker-Nacht morgens noch einmal vorbeigekommen. „Er war plötzlich hinter mir, hatte ein Teppichmesser in der Hand.“

Tatverdächtiger soll zuvor beim Poker ein „angenehmer Mitspieler“ gewesen sein

Die beiden Männer kannten sich seit einem knappen Jahr. Der Angeklagte hatte für die Stoppenberger Pizzeria mal vertretungsweise Bestellungen ausgeliefert. Was sie wirklich näherbrachte, war ihre Leidenschaft für das Pokerspiel. „Es gab auch nie Ärger“, sagte der 48-Jährige den Richtern. Der Angeklagte sei stets ein angenehmer Mitspieler gewesen. „Er hat am Tisch immer viel gelacht.“

Auch in der Nacht auf den 2. Mai 2021 soll alles wie immer gewesen sein. Der Angeklagte habe zwar verloren, aber nicht viel. „Wir haben immer nur mit fünf oder zehn Euro Einsatz gespielt.“ Höher als 200 Euro sei der Verlust nie gewesen. Genau das sieht der Angeklagte jedoch anders. Er hatte zum Prozessauftakt von gezinkten Karten gesprochen, und von einem Verlust, der in die Tausende gehen soll.

Waren beim Poker gezinkte Karten im Spiel? Aussage gegen Aussage

Aus diesem Grund sei er am nächsten Morgen zur Wohnung des Pizzeriabesitzers gefahren, um sein verlorenes Geld zurückzufordern. Der habe jedoch sofort zum Messer gegriffen und sich im Gerangel dann selbst verletzt.

Zehn Tage lang war der 48-Jährige im Krankenhaus. Drei Tage lang konnte er nicht sprechen. Von gezinkten Karten will er nichts wissen. „Das ist eine riesengroße Lüge.“ In Wahrheit sei der Angriff ein Raubüberfall gewesen. Der Angeklagte habe sich 20.000 Euro leihen wollen, weil dessen Mutter in Schwierigkeiten gewesen sei. Als er ihm die Summe nicht habe leihen wollte, habe der Bochumer zum Messer gegriffen.

Am Ende soll der Tatverdächtige weiter gedroht haben

„Ich bin sofort zu Boden gesackt“, so der Pizzeriabesitzer. „Dann hat er meinen Kopf auf die Badewanne gedrückt und versucht, immer weiter zuzustechen.“ Am Ende habe er ihm alles Bargeld zugeworfen, das sich im Portemonnaie befand: 3000 bis 4000 Euro. „Die Scheine haben dann auch im Blut gelegen.“ Vor seiner Flucht soll der Bochumer dann noch diesen Satz gesagt haben: „Ich bin jetzt erstmal weg. Wenn Du mich anzeigst, komme ich zurück und bringe deine ganze Familie um.“ Der Prozess wird fortgesetzt.