Essen. Am Hauptbahnhof ist ein 18-Jähriger mit einem Messer verletzt worden. Polizei zählte 75 Körperverletzungen binnen elf Monaten im Bahnhofsumfeld.
Ein 18-Jähriger ist am späten Donnerstagabend bei einem Streit zweier Gruppen im Hauptbahnhof Essen mit einem Messer verletzt worden. Der junge Syrer wurde in einem Krankenhaus behandelt. Vorangegangen war ein verbaler Streit zweier Gruppen von drei und vier Jugendlichen. Die Polizei fahndet nach dem Täter. Es soll sich um einen etwa 14-Jährigen handeln.
Der blutige Angriff reiht sich ein in eine Kette von insgesamt 75 gewalttätigen Auseinandersetzungen, die der Polizei zwischen dem 1. Januar und 30. November des vergangenen Jahres im direkten Umfeld des Essens bekannt geworden sind. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Innenministeriums hervor. Bei zwölf der Straftaten ermittelten die Strafverfolger wegen gefährlicher Körperverletzung - so wie im jüngsten Fall auch:
Um 23.10 Uhr war die Polizei Essen zum Südeingang des Hauptbahnhofs gerufen worden. Mitarbeiter der DB Sicherheit hatten sie alarmiert. Der 18-Jährige war dort mit mehreren Messerstichen verletzt worden und am Reisezentrum zusammengebrochen.
Messerstecherei im Hauptbahnhof Essen: Opfer brach zusammen
Das Opfer wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht, berichtete am Freitagmorgen ein Polizeisprecher auf Anfrage.
Der Streit habe mit einem Wortgefecht vermutlich auf der U-Bahnebene begonnen, hieß es. Oben im Hauptbahnhof sei er dann plötzlich eskaliert.
Als die Polizei am Tatort eintraf, standen fünf Personen um den Verletzten herum. Sie werden als Zeugen befragt.
Der 18-Jährige sei nicht lebensgefährlich verletzt worden, sondern habe eher oberflächliche Schnittverletzungen erlitten, sagte Polizeisprecher Matthias Werk am Freitag. Er habe sich nach seiner Behandlung im Krankenhaus nach Angaben der Polizei „selbst entlassen“. Zunächst war die Polizei von einer schwereren Straftat ausgegangen, bildete eine Mordkommission, die dann aber wieder aufgelöst wurde.
An der Helbingstraße verliert sich die Spur des Angreifers
Der mutmaßliche Messerstecher wird auf 14 Jahre geschätzt. Er sei nach der Tat zu Fuß in Richtung Helbingstraße geflüchtet. „Dort verliert sich seine Spur“, sagte der Polizeisprecher. Er war laut Polizei mit einer dunkelblauen Jacke der Marke Wellensteyn bekleidet, trug eine dunkle Hose und eine Wollmütze. Der mutmaßliche Messerstecher wird als „südländischer Phänotyp“ beschrieben (die Polizei bittet um Hinweise unter der Rufnummer 0201/829-0).
Auf insgesamt 967 Einsätze im Umfeld des Essener Hauptbahnhofs kam die Polizei Essen in elf Monaten des vergangenen Jahres. Damit liegt Essen auf dem dritten Platz hinter Düsseldorf mit 1422 und Köln mit 1047 Anlässen für polizeiliches Einschreiten. Auf den Plätzen vier und fünf unter den größten Städten in NRW folgen Dortmund (781 Einsätze) und Duisburg (523 Einsätze). Für den Dezember hat das Innenministerium noch keine Zahlen veröffentlicht - und: Ordnungswidrigkeiten sind nicht erfasst worden, sondern nur die Straftaten nach Anzeigenaufkommen.
Bundespolizei kommt im Jahresschnitt auf weitere 5000 Einsätze
In diesen Zahlen spiegelt sich auch nicht die Arbeit der Bundespolizei wider, die in erster Linie für die Sicherheit in den Bahnhöfen und auf den Flächen im Besitz der Deutschen Bahn zuständig ist. Die Beamten der Bundesbehörde müssen allein in Essen im Jahresschnitt rund 5000 zusätzliche Straftaten verfolgen.
Nach Angaben des Innenministeriums sind Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz in all ihren Facetten mit rund 350 Delikten die häufigsten Delikte rund um den Essener Hauptbahnhof - gefolgt von Verstößen gegen aufenthaltsrechtliche Bestimmungen (159), Diebstähle aller Art (138), leichte bis gefährliche Körperverletzungen (75), Schwarzfahren (41) oder Beleidigungen (33), um nur einige wenige „Spitzenreiter“ unter den Straftaten zu nennen.
689 Tatverdächtige aus fast 70 Ländern von A wie Afghanistan bis V wie Vietnam standen dabei im Fokus der Ermittlungen, mehr als die Hälfte von ihnen hatten eine deutsche Staatsangehörigkeit, berichtet das Innenministerium.