Essen. Beim Ruhr CSD in Essen werden 800 Menschen erwartet. Warum sie, anders als in der Vergangenheit, nicht durch die Innenstadt ziehen dürfen.
Eine Großkundgebung zieht viel Interesse auf sich, das liegt in der Natur der Sache – vor allem, wenn es optisch so bunt zugeht, wie beim Christopher Street Day. An diesem Samstag werden und wollen rund 800 Personen auffallen, die auf den Straßen für die Rechte der LSBTIQ*-Community (Erklärung unten) demonstrieren.
So unbeschwert wie in Vor-Corona-Zeiten wird das nicht möglich sein. Und auch aus diesem Grund wird die Kundgebung Blicke auf sich ziehen. Kürzlich war in Berlin eine Diskussion um den CSD entbrannt, die dort geltende Maskenpflicht wurde vielfach nicht eingehalten, Abstände ebenfalls nicht. Es werde mit zweierlei Maß gemessen, hieß es eine Woche später, als ebenfalls in Berlin Veranstaltungen der sogenannten Querdenker verboten wurden.
Für Polizei Essen und Veranstalter besteht kein Anlass zur Sorge
Von der hiesigen Polizei heißt es auf Anfrage, dass sie sich zur Situation in Berlin nicht äußern werde, schließlich sei man hier in Essen. „Das Kooperationsgespräch mit dem Veranstalter im Vorfeld ist gut verlaufen, für uns besteht kein Anlass zur Sorge“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem.
Daniela Flötgen, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Essen, kündigt aus Veranstaltersicht an: „Wir verhalten uns pandemiekonform.“ Bedeutet mit Blick auf den Samstag: Die Mindestabstände von 1,5 Metern müssen eingehalten werden. Eine Pflicht zum Tragen einer Maske bestehe nicht, so die Polizei. Das liege daran, dass aktuell in Essen die Inzidenzstufe 1 gilt, bei Stufe 2 würde das anders aussehen.
Damit die Veranstaltung coronakonform ablaufen kann, mussten sich Teilnehmer im Vorfeld (anonym) anmelden. Die Demo findet zudem nicht mitten in der City statt. „Es ist uns zwar leider aus verschiedenen Gründen nicht möglich durch die Innenstadt zu ziehen, jedoch umkreisen wir sie dafür auf großen Straßen, auf denen es uns möglich ist, Abstand zueinander zu halten“, teilte Aidshilfe auf Facebook mit.
Startpunkt der Demo ist gegenüber der Aidshilfe an der Frida-Levy-Gesamtschule, Endpunkt samt Kundgebung ist der Weberplatz. „An der Schule ist viel Platz, dort werden wir uns zunächst aufstellen“, sagt Daniela Flötgen.
Abgestimmt sei mit der Polizei, dass „pro 20 bis 30 Personen“ ein namentlich bekannter Ordner auf die Einhaltung der Regeln schaut. „Ordner des Veranstalters sind die ersten Ansprechpartner“, sagt auch Polizeisprecherin Sonja Kochem. „Sollte das nicht klappen, ist die Polizei vor Ort.“ Man gehe aber nicht von einem problematischen Verlauf aus.
Motto: „Upgrade lädt – Vielfalt wird jetzt Normalität“
Unter dem Motto „Upgrade lädt – Vielfalt wird jetzt Normalität“ wird sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen. Der Slogan ist nicht ohne Grund gewählt. „Die gesellschaftliche Entwicklung ist auf einem guten Weg“, meint Daniela Flötgen. Trotzdem sei noch jede Menge Luft nach oben, was Gleichberechtigung betreffe: „Es gibt die Ehe für alle, aber beim Adoptionsrecht ist das immer noch nicht der Fall.“ Flötgen führt weiter an, dass es Pfarrer gebe, die gleichgeschlechtliche Paare segnen, der Vatikan sich aber dagegen ausspricht.
Auch an Essener Kirchtürmen und dem Rathaus hatten nach Bekanntwerden der Entscheidung aus Rom Regenbogenfahnen als Zeichen der Solidarität geweht. Große Verbreitung fanden die Regenbogenfarben auch bei der Fußball-Europameisterschaft, als die Uefa als Veranstalter untersagte, dass die Münchener Allianz-Arena beim Spiel Deutschland gegen Ungarn bunt erstrahlt. „Wir befinden uns an einem Scheideweg“, sagt Flötgen und setzt sich auch durch den CSD für eine „akzeptierende Haltung in der Gesellschaft ein“.
LSBTIQ* steht für Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und queere Menschen.