Essen-Heisingen. Discounter wächst in die Höhe: Die Architektur des neuen Aldi-Marktes sorgt in Essen-Heisingen für Diskussionen. Fragen gibt es auch zum Verkehr.

Der Aldi-Neubau in Heisingen wächst. Und zwar derart in die Höhe, dass er nicht nur die umliegenden Bauten deutlich überragt, sondern auch für manche Diskussionen im Stadtteil sorgt. Dieser Baukomplex mit seinen Dimensionen erinnere eher an den Bau einer großen Veranstaltungshalle im beschaulichen Heisingen, so formuliert es Anwohner Klaus-Jürgen Feldhaus. Die Politik wiederum hat Fragen zur Verkehrsbelastung.

Wie ein Turm überragen Teile des neuen Aldi-Neubaus die Bauten in der Heisinger Dorfmitte, von wo der Rohbau des Discounters gut zu sehen ist.
Wie ein Turm überragen Teile des neuen Aldi-Neubaus die Bauten in der Heisinger Dorfmitte, von wo der Rohbau des Discounters gut zu sehen ist. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Neubau liegt am Königsiepen, wo sich zuvor das alteingesessene Autohaus Lammel befand. Ein inzwischen abgerissener flacher Bau, so wie viele die Aldi-Märkte kennen. Dass es nun auch einen in Heisingen geben soll, sorgte durchaus für positive Reaktionen bei Kunden und auch der Werbegemeinschaft im Stadtteil. Die Hoffnung sei, dass Kundenströme durch das erweiterte Angebot zum Einkaufen im Stadtteil blieben und der bereits bestehende Einzelhandel so von der Ansiedlung profitiere, formulierte Willy Schüffler aus Sicht der Werbegemeinschaft.

Ein Klotz ohne Rücksicht auf Verluste in den Ortskern gebaut

Und auch Klaus-Jürgen Feldhaus stellt klar, dass er diese Einkaufsmöglichkeiten grundsätzlich schätze und ein Freund von Discountern sei. Doch für Laien sei es nun überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, wie man einen derartigen Klotz ohne Rücksicht auf Verluste in diesem Ortsbereich platzieren könne.

Verkehrsgutachten zum Aldi-Standort Heisingen

Zu den Fragen rund um den Neubau des Aldi-Marktes in Heisingen zählte die Anfrage der CDU nach der Mehrbelastung durch LKW sowie zu Fahrtwegen. Dazu liegt laut Stadt ein Verkehrsgutachten vor. Eine Aufteilung der Straße Königsiepen in eine Nord- und eine Südausfahrt sei vorgesehen.Aus dem Stadtbereich kommend seien etwa 70 Prozent des „motorisierten Individualverkehrs“ sowie des LKW-Verkehrs prognostiziert, 30 Prozent des Verkehrs kämen demnach vom Petzelsberg aus. Das bedeute ein Mehraufkommen zu Spitzenzeiten zwischen ca. 10.30 bis 12 Uhr um neun Prozent. Das Gutachten liege der Bezirksverwaltungsstelle vor und könne eingesehen werden.

Der begrenzte Platz auf dem Grundstück ist genau der Grund für die Geschosszahl. Das sei von Anfang an so geplant gewesen: „An der Architektur hat sich nichts geändert“, erklärt Axel vom Schemm, der die Kommunikationsabteilung im Unternehmen leitet. Aufgrund der vergleichsweise geringen Grundstücksgröße habe man sich entschieden, flächenschonend in die Höhe zu bauen.

Wegen des Winterwetters wurde der Zeitplan angepasst

Der Aldi-Neubau in Essen-Heisingen entsteht auf dem Gelände des früheren Autohändlers Lammel.
Der Aldi-Neubau in Essen-Heisingen entsteht auf dem Gelände des früheren Autohändlers Lammel. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

„Das bedeutet, dass wir ebenerdige Parkplätze haben. Darüber wird sich der neue Markt mit rund 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche befinden“, sagt vom Schemm. Im zweiten Obergeschoss sei das Lager des Marktes geplant. Dieses werde über einen geräumigen Lastenfahrstuhl zu erreichen sein. Die Zufahrt zu den 56 Stellplätzen für Kunden erfolgt über den Königsiepen. Der Markt werde über Fahrsteige und Aufzug barrierefrei zu erreichen sein. Aldi werde das Gebäude allein nutzen, Mieter wird es demnach dort nicht geben.

Mit Blick auf die Fertigstellung kündigt er an: „Wegen des zuletzt harten Winterwetters mussten wir unseren Zeitplan ein wenig anpassen. Dennoch gehen wir davon aus, den neuen Markt Mitte des Jahres eröffnen zu können.“ Einen exakten Termin gebe es allerdings noch nicht. Die derzeit in dem Bereich geltende Einbahnstraßenregelung am Königsiepen werde voraussichtlich bis Ende März weitergeführt, lautet eine weitere Information zur Situation rund um die Baustelle.

Verkehrssituation wird laut Gutachten als normal eingestuft

Fragen zur Verkehrssituation hatten auch die Bezirksvertreter von der Ruhrhalbinsel, die ein Vertreter der Stadt beantwortete. Zur Baumaßnahme gebe es ein entsprechendes Verkehrsgutachten. Das berücksichtige die zu erwartenden Verkehrsströme bei den derzeitigen Gegebenheiten zu unterschiedlichen Tageszeiten sowie die Auswirkung des Zulieferverkehrs. Das Ergebnis laute: Der Gutachter verzeichne „keine nennenswerten Störungen im Stadtgebiet, so dass keine weiteren Anforderungen gestellt worden seien“.

Das Schild auf der Baustelle in Essen-Heisingen zeigt einen Flachbau des Discounters, wie viele ihn kennen, am Königsiepen jedoch wächst der Markt in die Höhe.
Das Schild auf der Baustelle in Essen-Heisingen zeigt einen Flachbau des Discounters, wie viele ihn kennen, am Königsiepen jedoch wächst der Markt in die Höhe. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Gleich hinter dem Grundstück des neuen Discounters befinde sich der Rewe-Supermarkt, mit dem eine Kooperation bei der Parkraumnutzung bestünde. So habe der Gutachter die Verkehrssituation als „normal“ eingestuft. Zudem sei ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben worden. Auch in diesem sei von einer übermäßigen Belastung nichts zu lesen. Die Einhausung der Fläche gewährleiste den Schallschutz für die Anwohner, die im Umkreis lebten.

„Turmbau“ im Dorfkern bleibt ein Gesprächsthema

Die Verzögerung der Baumaßnahme („ursprünglich sollte die Maßnahme bis Weihnachten 2020 fertig gestellt werden“) erklärte der Firmensprecher zudem mit geänderten Plänen bei den gewählten Materialien.

Dass der Discounter nun später eröffnet wird, das stört in Heisingen weniger. Im Gespräch bleibt der „Turmbau“ im Dorf. So wäre es etwa Klaus-Jürgen Feldhaus sogar lieber gewesen, der Bereich an der Oberen Aue in Seenähe, wo einst das Landschulheim stand, zu bebauen - „selbst wenn das am Landschaftsschutzgebiet liege“.