Essen. Die Stadt zeigt, wie viel die Essener in den Stadtteilen verdienen. Die Kluft zwischen den Geringverdienern und den Top-Verdienern ist groß.

Die Stadt Essen ist nicht nur bei Schulden- oder Hartz-IV-Haushalten geteilt in Nord und Süd. Nun zeigen erstmals Daten, dass es auch eklatante Unterschiede beim Einkommen in den nördlichen und südlichen Stadtteilen gibt.

Dafür hat das städtische Amt für Statistik erstmals die monatlichen Bruttoverdienste der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeitjobs ausgewertet. Die Zahlen stammen aus Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die diese wiederum aus den Meldungen der Arbeitgeber erhält. Stichtag für die Erhebung war der 31. Dezember 2020.

So wohnen die Top-Verdiener in Bredeney, Stadtwald, Haarzopf, Heisingen und Heidhausen. In den Stadtteilen Altendorf, Ostviertel, Nordviertel/City sowie Bergeborbeck leben dagegen die Einwohner mit den geringsten Einkommen. Wie groß die Schere innerhalb des Stadtgebietes ist, zeigen die Lohn- und Gehaltsunterschiede zwischen dem Gutverdiener-Stadtteil Bredeney und dem letztplatzierten Altendorf. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Bredeney gehen im Durchschnitt mit 5380 Euro brutto am Monatsende nach Hause. In Altendorf beträgt das monatliche Einkommen gerade einmal 2874 Euro.

Essener verdienen im Durchschnitt fast 3600 Euro brutto

Auf das gesamte Stadtgebiet geblickt verdienen die Essener im Schnitt 3597 Euro brutto. Knapp die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (134.000 Menschen) bekommt dabei einen Monatslohn zwischen 2001 und 4000 Euro brutto. Etwa ein Viertel hat einen Verdienst zwischen 4001 und 6000 Euro. Ein Sechstel der Essener und Essenerinnen (rund 21.000) liegen oberhalb von 6000 Euro. Rund 14.000 Beschäftigte schließlich und somit ein Zehntel haben einen Lohn unterhalb von 2000 Euro.

Die monatlichen Durchschnittsverdienste in den Stadtteilen:

  • 1. Bredeney: 5380 Euro
  • 2. Heidhausen: 4764 Euro
  • 3. Stadtwald 4706 Euro
  • 4. Haarzopf: 4681 Euro
  • 5. Heisingen: 4599 Euro
  • 6. Fischlaken: 4597 Euro
  • 7. Rüttenscheid: 4478 Euro
  • 8. Werden/Schuir: 4419 Euro
  • 9. Kettwig: 4285 Euro
  • 10. Burgaltendorf/Byfang: 4233 Euro
  • 11. Südviertel/Westviertel: 3982 Euro
  • 12. Schönebeck: 3976 Euro
  • 13. Kupferdreh: 3949 Euro
  • 14. Margarethenhöhe/Fulerum: 3925 Euro
  • 15. Bergerhausen/Rellinghausen: 3902 Euro
  • 16. Bedingrade: 3715 Euro
  • 17. Holsterhausen 3693 Euro
  • 18. Überruhr-Hinsel: 3686 Euro
  • 19. Überruhr-Holthausen: 3646 Euro
  • 20. Horst: 3628 Euro
  • 21. Huttrop: 3547 Euro
  • 22. Gerschede: 3506 Euro
  • 23. Steele: 3505 Euro
  • 24. Borbeck-Mitte: 3438 Euro
  • 25. Frillendorf: 3405 Euro
  • 26. Dellwig: 3401 Euro
  • 27. Leithe: 3395 Euro
  • 28. Stoppenberg: 3392 Euro
  • 29. Frintrop: 3384 Euro
  • 30. Schonnebeck: 3373 Euro
  • 31. Freisenbruch: 3350 Euro
  • 32. Frohnhausen 3318 Euro
  • 33. Altenessen-Nord: 3241 Euro
  • 34. Karnap: 3238 Euro
  • 35. Südostviertel: 3235 Euro
  • 36. Kray: 3202 Euro
  • 37. Vogelheim: 3183 Euro
  • 38. Katernberg: 3153 Euro
  • 39. Bochold: 3101 Euro
  • 40. Altenessen-Süd: 3003 Euro
  • 41. Bergeborbeck: 2997 Euro
  • 42. Nordviertel/Stadtkern: 2926 Euro
  • 43. Ostviertel: 2921 Euro
  • 44. Altendorf: 2874 Euro

Dass sich die Bestverdiener im Süden ballen, zeigt auch dieser Vergleich: Über 42 Prozent der Arbeitnehmer in Bredeney haben einen monatlichen Verdienst, der über 6000 Euro liegt. In Stadtwald kommen die Top-Verdiener immerhin noch auf einen Anteil von 33 Prozent, in Heidhausen auf 36 Prozent und in Heisingen auf 32,8 Prozent. In Altendorf hingegen liegt der Bestverdieneranteil bei gerade einmal 5,7 Prozent.

Dagegen leben in nördlichen Stadtteilen viele Geringverdiener. Die Bundesagentur für Arbeit wertet als Geringverdiener-Grenze, was weniger als Zweidrittel des mittleren Einkommens beträgt. Damit liegen 18 Prozent der Essener Beschäftigten im Niedriglohnbereich. Obwohl sie voll arbeiten, haben sie ein monatliches Bruttoeinkommen von weniger als 2360 Euro. Vergleichsweise viele Geringverdiener gibt es im Nordviertel/Stadtkern (34,5 Prozent), im Ostviertel (34,2 Prozent) und in Altendorf (32,7 Prozent).

Weitere Erkenntnisse aus den Einkommensdaten für Essen

Männer und Frauen: Die immer wieder diskutierte Lohnlücke zwischen Männern und Frauen gibt es auch in Essen. So verdienen die Essener im Schnitt 3707 Euro, Essenerinnen erreichen einen Monatsbruttoverdienst von 3431 Euro. Da hier ausschließlich Vollzeitjobs betrachtet werden, ist die Lücke von 280 Euro monatlich nicht damit zu erklären, dass Frauen häufiger in Teilzeit beschäftigt sind. Vielmehr dürften Gründe darin liegen, dass Frauen eher in schlechter bezahlten Berufen arbeiten und ihre Berufstätigkeit wegen Familie unterbrechen.

Ausländer: Deutlich ist die Lohnlücke in Essen auch zwischen deutschen und ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Beschäftigte mit deutschem Pass verdienen monatlich im Schnitt 3692 Euro brutto. Ausländer liegen mit 2787 Euro rund 900 Euro darunter.

Frauenerwerbstätigkeit: In 13 Stadtteilen sind die Frauen in der Mehrheit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Insbesondere trifft dies auf Haarzopf (63 Prozent), Stadtwald (61,6 Prozent) und Burgaltendorf/Byfang (59,7 Prozent) zu. Aber auch Schönebeck im Westen kommt auf einen Frauenanteil von 58,4 Prozent.

Städtevergleich: Das Amt für Statistik hat schließlich die Einkommensverteilung in den Städten Dortmund, Düsseldorf und Duisburg mit der von Essen verglichen. Essen weist demnach nach Düsseldorf den zweithöchsten Anteil an Top-Verdienern auf und hat auch hinter der Landeshauptstadt den zweitniedrigsten Geringverdiener-Anteil. In Dortmund und Duisburg dagegen ist die „Mittelschicht“ unter den Arbeitnehmern größer.