Essen. Taxipreise hoch oder nicht? Der Streit zwischen zwei Taxiverbänden in Essen ist beigelegt. Die Angst vor Uber oder Free Now war dann doch zu groß
Die geplante Erhöhung der Taxipreise in Essen ist vom Tisch. Damit hat sich Essens größte Taxi-Zentrale, Taxi Essen, mit ihren Bedenken durchgesetzt. Taxi Essen befürchtet, dass bei steigenden Preisen Taxen bald nicht mehr wettbewerbsfähig sind und Kunden verlieren. Taxi Essen verweist dabei auf die wachsende Konkurrenz von Mietwagenfirmen wie Uber und Free Now.
Der Taxikonkurrent Uber ist seit wenigen Tagen im westlichen Ruhrgebiet im Einsatz. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Uber auch in Essen aktiv wird“, glaubt der Vorstandsvorsitzende von Taxi Essen, Michael Rosmanek. Auch Free Now, früher Mytaxi, will seinen neuen Mietwagenservice demnächst in Essen starten. Anders als Taxen müssen sich Mietwagenanbieter nicht an geltende Taxitarife halten. Sie dürfen Preise frei verhandeln. „Sie werden die Preise drücken“, so Rosmanek.
Zuvor gab es ein tiefes Zerwürfnis innerhalb der Branche in Essen. Der Interessenverband der Mietwagen und Taxiunternehmen (IVMT) forderte vehement eine Anhebung. Er verwies unter anderem auf mehr Kosten durch den höheren Mindestlohn. Der Taxiverband NRW, zu dem Taxi Essen gehört, lehnte diese jedoch kategorisch ab. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie stützte sogar die Position des IVMT. Die Gutachter empfahlen dem Stadtrat eine deutliche Erhöhung um bis zu zehn Prozent.
Nur, wenn das Taxi im Stau steht, wird es in Essen teurer
Offenbar drängten Stadtverwaltung und Politik die Taxivertreter auf eine gemeinsame Linie. Deren nun gefundener Kompromiss sieht Folgendes vor: Das bisherige Tarifsystem wird nur in kleinen Teilen verändert. Demnach sollen Grundpreis und Kilometerpreis gleich bleiben. Lediglich der so genannte Zeittakt, der erst dann einsetzt, wenn das Taxi eine bestimmte Geschwindigkeit unterschreitet, verändert sich. Das heißt: Wenn das Taxi im Stau steht oder sich im Stop-and-Go-Verkehr bewegt, wird es für den Kunden etwas teurer als heute. Das könne je nach Dauer der Fahrt drei bis vier Prozent mehr ausmachen.
„Bei normalem Verkehrsfluss ändert sich gar nichts“, bekräftigt Volker Lohmeier vom IVMT. Er spricht von einem „Minikompromiss, der uns zwar nicht glücklich macht“. Aber es bringe nichts, wenn zwei Verbände, die im gleichen Metier unterwegs sind, derart auseinanderliegen. „Das ist für alle kontraproduktiv“, sagt Lohmeier. Der IVMT setzte sich derweil mit seiner Forderung durch, dass es künftig keine Extragebühren mehr geben soll, wenn Kunden ihren Taxipreis mit Karte zahlen.
CDU und SPD im Essener Stadtrat wollen Kompromiss zustimmen
Anders als Rosmanek will Lohmeier angesichts der wachsenden Konkurrenz von Uber & Co nicht schwarz malen. „Wenn für alle die gleichen Wettbewerbsbedingungen herrschen, dann teile ich diese Befürchtungen nicht“, meint er. Aus seiner Sicht hätten auch Taxen Vorteile, die der Kunde zu schätzen wisse. Angefangen von persönlichen Ansprechpartnern bei den Vermittlungszentralen bis hin zu Serviceleistungen, die sie heute anböten.
Lohmeier fordert mehr Kontrollen der Mietwagenfirmen. Die Behörden müssten häufiger hinschauen, ob sich die Anbieter an den Mindestlohn und an die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehrpflicht zum Betrieb halten.
Der nun gefundene Kompromiss der Verbände zu den Taxipreisen in Essen muss noch vom Stadtrat abgesegnet werden. Die beiden großen Fraktionen im Stadtrat, SPD und CDU, haben sich bereits auf ihre Zustimmung geeinigt. Das bestätigte der Fraktionschef der Sozialdemokraten, Ingo Vogel.