Essen. Auf den Apothekern in Essen lastet eine hohe Verantwortung bei der Überprüfung von Impfpässen. Immer öfter werden gefälschte Papiere vorgelegt.
Immer häufiger haben es Essener Apotheker mit gefälschten Impfpässen zu tun. „Das scheint zuzunehmen“, sagt Apothekersprecher Hanno Höhn aus Karnap. Fliege der Schwindel auf, werden die mutmaßlichen Schummler bei der Polizei angezeigt.
In seinem Geschäft, der Nordstern-Apotheke, seien in der letzten Zeit drei Personen mit gefälschten Impfausweisen aufgefallen. Seine Kolleginnen und Kollegen bestätigten diesen Trend, der mangels zentraler Erfassung allerdings nicht durch exaktes Zahlenmaterial zu belegen sei.
„Für uns Apotheker besteht bei Impfpässen dieselbe Prüfpflicht wie bei Rezepten“, so Höhn. So würden die Eintragungen im Impfausweis auf Plausibilität und wie etwa beim Stempel oder Chargenaufkleber auf ihre Echtheit überprüft. Es sei vorgekommen, dass der Stempel des zentralen Essener Impfzentrums gefälscht gewesen sei. „Das fällt natürlich sofort auf“, sagt Höhn, und fügt hinzu: „Wir prüfen, was geht.“
Allerdings fühlten sich die Apotheker zum Teil auch allein gelassen, etwa weil es kein zentrales Chargenregister für die verimpften Vakzine gebe. Bei Unklarheiten im Impfpass oder bei Schummel-Verdacht kontaktiert Höhn in der Regel zunächst die Praxis des ausstellenden Arztes.
Essener Apothekerin: „Fälschungen gibt es wohl schon länger, aber jetzt fallen sie auf“
Birte Barleben, Inhaberin der mehr als 400 Jahre alten Einhorn-Apotheke am Markt in der Innenstadt, erlebt zurzeit einen verstärkten Andrang von Kunden, die einen digitalen Impfausweis wünschten. Denn das sei beim Einkauf im Einzelhandel unter der 2G-Regel weitaus praktikabler als die Vorlage des gelben Heftchens.
Da gefälschte Impfpässe inzwischen in hoher Zahl in Umlauf sind, seien etliche Einzelhändler ohnehin misstrauisch geworden. Den digitalen Impfnachweis halten daher viele für sicherer als das gelbe Heftchen.
Die Apothekerin weist auf die hohe Verantwortung hin, die auf ihr und ihren Kollegen laste. „Letzten Endes stehen wir mit unserem Namen dafür gerade.“ In schwierigen Fällen, etwa wenn nicht überprüfbare Dokumente aus dem Ausland vorgelegt würden, schickt die Apothekerin die Kunden weiter zum Gesundheitsamt.
Sei die Fälschung deutlich zu erkennen, werde die Polizei eingeschaltet. „Ich selbst war zuletzt zweimal auf dem Polizeirevier, um als Zeugin auszusagen“, sagt Birte Barleben. Die Essener Apothekerin vermutet, dass gefälschte Impfpässe schon seit geraumer Zeit in Umlauf sind. „Aber jetzt fällt es auf.“