Essen/Mülheim. Die Ruhrbahn erwartet, dass das „9-für-90-Ticket“ auch für Abo-Kunden gilt. Der Start zum 1. Juni sei realistisch. Noch gibt es offene Fragen.
Mit Blick auf die Einführung des „9-für-90“-Tickets appelliert die Ruhrbahn an ihre Kunden, bestehende Abonnements nicht voreilig zu kündigen. Das kommunale Nahverkehrsunternehmen geht vielmehr davon aus, dass auch alle Bestandskunden in den Genuss des vergünstigten Tickets kommen. Dies hat die Ruhrbahn ihren Abonnenten jetzt schriftlich gegeben.
Damit will die Ruhrbahn ihren Kunden die Sorge nehmen, sie könnten an ihre bestehenden Verträge gebunden sein und deshalb nicht von der Vergünstigung profitieren. Und sie will vermeiden, treue Kunden zu verlieren, weil diese ihr Abo kündigen in Erwartung, dass bald ein günstigeres zu haben ist.
Die Ruhrbahn verspricht ihren Abo-Kunden einfache Lösungen
Die Ruhrbahn beruhigt: „Das neue Angebot soll auch für Sie als Bestandskundinnen und Bestandskunden gelten. Wir bitten Sie daher, ihr Abo nicht voreilig zu kündigen. Für Sie soll es einfache Lösungen geben, die auf Ihr jeweiliges Aboticket zugeschnitten sind“, heißt es in einer E-Mail, die an alle Inhaber eines Abonnements verschickt wurde.
Als Inhaber eines Abo-Tickets sollten Sie nicht selbst tätig werden müssen, schreibt die Ruhrbahn, „die Abwicklung soll im Hintergrund erfolgen“. Ob es so kommt, und wenn ja wann – dahinter steht allerdings noch ein Fragezeichen. Fest steht für die Ruhrbahn bislang nur: „Wir werden das Ticket nicht für 90 Tage anbieten, sondern für volle drei Monate“, kündigt Vertriebschef Nils Hoffmann an.
„9 für 90“: Verband der Verkehrsunternehmen stellt Fragen an den Verkehrsminister
Wie berichtet, will die Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger von den hohen Energiekosten finanziell entlasten. Das gilt auch für Nutzer es öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Sie sollen Busse und Bahnen 90 Tage lang für einen Preis von neun Euro pro Monat nutzen können. Allerdings lässt der Beschluss des Koalitionsausschusses aus Sicht der Verkehrsunternehmen noch viele Fragen offen. Dies geht aus einem Schreiben ihres Dachverbandes VDV an Verkehrsminister Volker Wissing hervor.
„Wir haben die Intention des Koalitionsausschusses so verstanden, dass alle Bürgerinnen und Bürger von den Entlastungen profitieren sollen“, heißt es in dem Schreiben an den Minister. Der Verband weist deshalb darauf hin, dass es eine große Bandbreite an unterschiedlichen Tickets gibt. Hier brauche es eine dringende Klarstellung, dass alle Tickets rabattiert werden, heißt es.
Das Entlastungspaket
Um die Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der stark gestiegenen Energiepreise zu entlasten, hat die Berliner Koalition ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt. Darin inbegriffen ist unter anderem eine Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate sowie die Einführung des ÖPNV-Monatstickets für 90 Tage für nur neun Euro im Monat. Dazu gehört die Zahlung einer sogenannten Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro.
Die Verkehrsunternehmen halten einen Start des vergünstigten Tickets zum 1. Juni für realistisch. Dies setze allerdings voraus, dass bis dahin alle offenen Fragen beantwortet werden. Nicht geklärt ist bislang, wie weit man mit dem 9-für-90-Ticket fahren darf. Der VDV spricht sich für einen bundesweiten Geltungsbereich aus und warnt ausdrücklich davor Pendler, die auf langen Strecken unterwegs sind, zu benachteiligen.
Nach Einschätzung des VDV entstehen Verkehrsunternehmen durch das rabattierte Ticket Kosten in Höhe von insgesamt 2 bis 2,5 Milliarden Euro, die der Bund ausgleichen müsste. Vorgesehen ist, dass das Geld über die Länder und die Verkehrsverbünde an die jeweiligen Verkehrsunternehmen weitergereicht wird. Um deren Liquidität sicherzustellen, sei es erforderlich, dass die finanziellen Mittel bis zum 1. Mai bei den Ländern eingehen, betont der VDV. Nur dann könnte das neue Ticket zum 1. Juni eingeführt werden.