Essen/Mülheim. Die Ruhrbahn plädiert dafür, dass nicht nur Neukunden in den Genuss des „9-für-90-Tickets“ kommen, sondern auch Abonnenten. Das sind die Gründe.

90 Tage lang für 9 Euro pro Monat Bus und Bahn nutzen! Es klingt verlockend, was sich die Bundesregierung hat einfallen lassen, um Bürgerinnen und Bürger angesichts explodierender Energiepreise finanziell zu entlasten. „Wir begrüßen, dass die Koalition in Berlin auch an den Öffentlichen Personen-Nahverkehr gedacht hat, sagt Ruhrbahn-Vertriebschef Nils Hoffmann. Noch aber sind viele Fragen offen. Nicht nur, ab wann das vergünstigte Abo-Ticket zu haben ist, sondern, wer davon profitieren darf. „Wenn, dann alle“, fordert Hoffmann und schließt sich damit der Erwartungshaltung der vielen Abonnenten an.

Denn nur zu gut ist den Verantwortlichen bei der Ruhrbahn in Erinnerung geblieben wie enttäuscht, ja empört, viele treue Kunden reagierten, als Tickets zum halben Preis, die der Bund im Rahmen des Programms für saubere Luft, Lead City, finanzierte, nur für Neukunden zu haben waren. 4500 Abonnenten konnte die Ruhrbahn dazu gewinnen, 1000 blieben dem Unternehmen nach Ablauf des Programms treu.

Ein Ruhrbahn-Kunde mit einem Abo für ein Ticket 1000 würde 180 Euro sparen

90 Tage Nahverkehr für dann insgesamt 27 Euro möchte die Ruhrbahn aber auch aus einem anderen Grund allen anbieten: Der Verwaltungsaufwand wäre erheblich geringer, als wenn das Unternehmen ein neues Ticket an den Markt bringen müsste.

Ob der Bund der Empfehlung der Ruhrbahn folgt, bleibt vorerst abzuwarten. Wenn es so kommt, würden beispielsweise Kunden, die ein Ticket 1000 im Abo haben, 180 Euro sparen. Die Ruhrbahn hingegen rechnet laut Hoffmann mit Mindereinnahmen in der Größenordnung eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrages. In Essen hat die Ruhrbahn aktuell rund 85.000 Abo-Kunden, in Mülheim sind es rund 20.000.

Mindereinnahmen der Ruhrbahn müsste der Bund umgehend ausgleichen

Die entgangenen Einnahmen müsste der Bund den Nahverkehrsunternehmen erstatten. Eine Liquiditätslücke dürfe es nicht geben, betont Hoffmann. Soll heißen: Das Geld müsste schnell fließen, damit sich erst gar kein Loch in der Kasse auftut.