Essen. Auf dem parkähnlichen Grundstück über dem Baldeneysee in Essen sollen teure Wohnungen gebaut werden. Und zwar deutlich mehr als bislang bekannt.
Der „Weg zur Platte 37“ gehört ohne Zweifel zu den attraktivsten Adressen Essens. Bis 2013 residierte dort Berthold Beitz, ehemals mächtiger Generalbevollmächtigter des Krupp-Konzerns und bis zu seinem Tode Vorsitzender der einflussreichen Krupp von Bohlen und Halbachstiftung. Nun soll neu gebaut werden.
Alfried Krupp hatte das Grundstück seinem ersten Angestellten zur Verfügung gestellt, als er diesen Anfang der 1950er Jahre zum Generalbevollmächtigten ernannte. Beitz ließ sich auf Kosten von Krupp ganz nach seinem Geschmack einen modernen, zweigeschossigen Flachbau mit Fernsicht über den Baldeneysee errichten.
Thyssen-Krupp sah für die ehemalige „Beitz-Villa“ in Essen-Bredeney keine Verwendung
Die „Beitz-Villa“ ist Geschichte, im Frühjahr diesen Jahres legten Abrissbagger das Gebäude nieder. Thyssen-Krupp hatte das 30.000 Quadratmeter große Grundstück samt Anwesen 2015 verkauft, in Absprache mit der Beitz-Familie, wie es damals hieß. Der Konzern sah für den Bungalow keine Verwendung mehr. Seitdem machen Pläne für eine exklusive Wohnbebauung die Runde. Diese wurden noch einmal überarbeitet. Der Stadt Essen liegt dazu eine neue Bauvoranfrage vor, die weit über das hinaus geht, was bislang bekannt war.
Wie die in Berlin ansässige Propos Projektentwicklung GmbH auf Anfrage der Redaktion erklärte, sollen auf dem parkähnlichen Areal nunmehr 47 Wohneinheiten entstehen, die sich auf sieben „kleinere Mehrfamilienhäuser“ verteilen. Die Wohnungen sollen bis zu 150 Quadratmeter groß werden.
In einer Mitteilung an die Bezirksvertretung gab es dazu weitere Informationen. Die Rede ist von drei Stadt-Villen und vier Mehrfamilienhäuser, außerdem von einer Tiefgarage mit 80 Stellplätzen.
Ursprünglich wollte Propos auf dem ehemaligen Beitz-Grundstück nur 24 Wohneinheiten bauen. Eine Bauvoranfrage hatte die Stadt bereits positiv beschieden. Der zuständige Projektentwickler spricht von einer „sehr großen Reihenhausbebauung“ mit Wohnflächen bis zu 300 Quadratmeter und lässt durchblicken, dass die einzelnen Wohneinheiten doch überdimensioniert waren: „Wer will schon auf 300 Quadratmetern wohnen?“
Die Stadt Essen und die Bezirksvertretung stritten vor Gericht über die Bebauung
Die Beschränkung auf zunächst 24 Wohneinheiten sei jedoch dem Umstand geschuldet gewesen, dass die vorhandene Kanalisation nicht mehr Wohneinheiten zulasse. Da die Stadtwerke aber im Wolfsbachtal einen neuen Abwassersammler bauen und auf einer Länge von 2,7 Kilometern neue und größere Kanalrohre verlegen, geht nach Einschätzung des Projektentwicklers am Weg zur Platte doch mehr als ursprünglich geplant war.
Die Stadt hält eine Bebauung am Weg zur Platte grundsätzlich nach Paragraph 34 des Baugesetzbuches für möglich, der den sogenannten Lückenschluss regelt. Die Bezirksregierung sah dies anders und bewertete das Areal planungsrechtlich als Außenbereich, was vor einer Baugenehmigung ein aufwendiges Bebauungsplanverfahren mit Anhörungsrecht zahlreicher Verbände und staatlicher Stellen erfordert hätte. In einem Rechtsstreit setzte sich aber die Stadt mit ihrer Auffassung vor Gericht schließlich durch.
Die Propos Projektentwicklung will nähere Details zu dem Bauvorhaben erst bekannt geben, wenn die Stadt die Voranfrage abermals positiv beschieden hat. Propos rechnet bis Ende des Jahres mit einer Entscheidung der Baubehörde.