Essen. Nach langer Pause drehen sich die Karussells in Essen wieder, Schausteller und Besucher freuen sich. Wie das Format „Kirmes Park“ funktioniert.

Schon von Weitem ist der Rummel zu hören. „Eine letzte Runde, Runde, Runde“, hallt einem das klassische Kirmes-Echo vom Gelände entgegen. Es ist die erste Kirmes nach dem Lockdown in der Stadt. So unbeschwert wie vor Corona ist es aber nicht: An einem Eingang warten die Besucher mit Maske in der Schlange, es gibt eine Zugangskontrolle und das Stadion-Gelände am RWE-Stadion ist eingezäunt.

Insgesamt dürfen 1000 Personen den Parkplatz an der Hafenstraße betreten. „Das sind aktuell die Corona-Auflagen. Wir bitten um Verständnis“, ertönt es aus einem Lautsprecher. Die Kirmes am neuen Standort gilt als temporärer Freizeitpark – quasi eine corona-konforme Variante – und nennt sich deswegen „Kirmes Park“.

Viele haben die Tage bis zum Start der Kirmes gezählt

Sandra Muntoni mit ihrem Sohn Luca.
Sandra Muntoni mit ihrem Sohn Luca. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Nach dem Einlass darf der Mundschutz erstmal abgezogen werden. Der vertraute Duft von gebrannten Mandeln und Pommes steigt in die Nase. Der Trubel auf dem Gelände hält sich am Samstagnachmittag in Grenzen. Nur vereinzelt kommt es zu Schlangen an den Fahrgeschäften. Eines davon kommt besonders bei den kleinen Gästen gut an.

Hier zückt Rafael Muntoni sein Handy und filmt. Sohn Luca sitzt mit seiner Mutter gerade in einem Flieger und wartet gespannt. Der Startschuss fällt, das Karussell beginnt zu drehen und die ersten Fahrgäste steigen die Luft. „Zieh den Hebel“, ruft der Vater seinem Zweijährigen zu und erntet einen verunsicherten Blick. „Das ist seine erste Kirmes. Offenbar ist ihm das noch nicht so ganz geheuer,“ erklärt der Essener und lacht. Als Mutter Sandra beim Hebelziehen hilft und die beiden vom Boden abheben, strahlt der Nachwuchs.

Patrick Hüsgen sitzt in seinem Kassenhaus und beobachtet die Szene. „Wenn ich die Kinder lachen sehe, fühlt sich das für mich an wie ein Sechser im Lotto“, sagt der Schausteller. Für ihn und seine Mitstreiter sei es eine enorme Erleichterung nach der Corona-Pause endlich wieder arbeiten zu dürfen. Seit der letzten Essener Kirmes im Herbst 2019 war seine Flugzeug-Station nicht mehr in Betrieb. Auch einige Besucher hatten sehnsüchtig gewartet, die Tage bis zum Start gezählt. Darunter eine junge Familie aus Essen. „Wir waren Ewigkeiten nicht mehr auf einer Kirmes. Wir sind schon vier Stunden hier“, zieht Jennifer Graewert eine Bilanz und Ehemann Marcus fügt mit einem Lachen hinzu: „Und haben 150 Euro ausgegeben.“ Stolz zeigen sie ihre Preise, die sie beim Dosenwerfen und an der Losbude ergattert hatten.

An den Fahrgeschäften und in den Warteschlangen gilt Maskenpflicht

Insgesamt gibt es 45 Stände. Mit Zuckerwatte in der Hand schlendern Familien, Paare und Jugendliche über den Platz. Der Musikexpress rotiert und am Autoscooter tummeln sich die Zuschauer. Laute Musik dringt aus den Boxen. Kurz vor dem Start ertönen drei Warnsignale. Die Fahrer treten die Pedale kräftig durch und die ersten Autos krachen ineinander. Ein kleiner Junge schreit: „Weg hier, Papa. Schneller, schneller!“ Das Strahlen und der Nervenkitzel sind ihm auch durch die Maske anzusehen.

Kirmesatmosphäre auf dem Stadion-Essen-Gelände an der Hafenstraße. Es duftet nach gebrannten Mandeln und Pommes.
Kirmesatmosphäre auf dem Stadion-Essen-Gelände an der Hafenstraße. Es duftet nach gebrannten Mandeln und Pommes. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Denn die muss an den Fahrgeschäften nämlich wieder aufgesetzt werden. „Das stört aber überhaupt nicht. Die Stimmung ist fantastisch und die Menschen sehen so glücklich aus“, beschreibt Besucherin Bianca Linnert. Sie verlässt die Arena nach zwei Runden mit ihrer Enkelin Maja. Bei der Frage, welche Attraktion am meisten Spaß macht, zeigt die Vierjährige sofort auf die Autos und ruft: „Noch mal fahren, Oma!“ Zwei Besucher aus Dortmund sitzen derweil im Biergarten in der Sonne und genießen die Auszeit.

Michael Schneider erzählt: „Wir sind heute Morgen spontan auf die Idee gekommen und fühlen uns prima.“ Dann hebt er sein Glas und prostet seinem Kollegen zu. In der Nähe steht ein kleiner Wagen mit Pfannkuchen. Das Besondere: Der Crepé ist einen Meter lang. „Der wird mit einer speziellen Maschine aus Italien hergestellt. Davon gibt es nur zwei Stück in Deutschland“, erzählt Doreen Wittler stolz. Den Stand hatte sie vor drei Jahren mit ihrem Mann gekauft. Die Hälfte der Zeit konnten sie aufgrund von Corona nicht arbeiten. „Alle sind ausgehungert und freuen sich, wieder hier zu sein. Das ist Freiheit, wieder auf einer Kirmes sein zu können“, sagt die Schaustellerin aus Oberhausen.

>>> INFO:

  • Bis zum 25. Juli bleibt die Kirmes am Stadion Essen in der Hafenstraße.
  • Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 14 bis 22 Uhr und von Samstag bis Sonntag von 12 bis 22 Uhr. Der Eintritt kostet 1,50 Euro.
  • Für Kinder unter zehn Jahren ist der Besuch kostenlos.