Essen-Heidhausen. In Essen-Heidhausen soll eine Klinik für straffällige Frauen entstehen. Wie mit Kritik und Bedenken der Bürger umgegangen werden soll.

Die Nachricht hat bereits für zahlreiche Diskussionen gesorgt: In Heidhausen soll ein Krankenhaus für psychisch kranke Straftäterinnen entstehen. Nun liegen weitere Eckdaten für das Projekt vor und es soll ein Beirat aus Vertretern von Politik, Verwaltung, Verbänden und Kirchen gebildet werden, der die Planungen begleitet. Gesundheitsdezernent Peter Renzel unterstreicht derweil, dass die Klinik dringend gebaut werden müsse.

Bis zu 69 Frauen sollen in der Klinik untergebracht werden

Als Standort ist das ehemalige Klinikgelände des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) an der Barkhovenallee vorgesehen. Die Gebäude stehen seit 2014 leer. Zwischenzeitlich dienten sie als Asylunterkunft. Ob und in welchem Umfang sie noch weiter genutzt werden können, steht augenblicklich noch nicht fest. Aus dem Gesundheitsministerium, das die Fäden in der Hand hält, hieß es, dass ein Neubau zwar geplant sei, aber noch untersucht werde, was vom Gebäudebestand noch brauchbar sei.

Sprecher Axel Birkenkämper erklärte ferner, dass eine Fertigstellung bis Ende 2024 angestrebt sei. Bis zu 69 psychisch kranke und straffällige Frauen sollen dort einen Platz bekommen. Betreiber der forensischen Einrichtung wird der LVR sein.

Landschaftsverband: Träger von neun psychiatrische Kliniken

Die konkrete Ausgestaltung der äußeren Sicherung sei noch nicht festgelegt, erklärt Axel Birkenkämper, Sprecher des Gesundheitsministeriums, betonte aber: Die Klinik werde den Erfordernissen entsprechend mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet.Der Landschaftsverband Rheinland ist Träger von neun psychiatrischen Kliniken und einer Klinik für Orthopädie. Kliniken in Bonn, Essen, Köln und Düsseldorf sind auch in Forschung und Lehre von Universitäten eingebunden.Im LVR-Klinikverbund werden rund 60.000 Menschen pro Jahr behandelt. Psychisch kranke Straffällige kommen in den Abteilungen für Maßregelvollzug in Bedburg-Hau, Düren, Köln, Langenfeld, Viersen und Essen unter.

Nun soll in Kürze ein Beirat entstehen, der während der gesamten Planungs- und Bauphase als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung steht, um deren Fragen zu klären und Anregungen entgegenzunehmen. Zugleich setzt er sich auch zum Ziel, „Verständnis und Akzeptanz für die Aufgaben des Maßregelvollzugs in der Öffentlichkeit aufzubauen“. Am 8. September will der Krankenhausausschuss des LVR die endgültige Zusammensetzung des Beirats beschließen. Sowohl der Rat als auch die Bezirksvertretung IX haben bereits eine Vorschlagsliste mit Namen von Leuten verabschiedet, die in dem Gremium Sitz und Stimme bekommen sollen. Neben Mitgliedern des Krankenhausschusses sollen Bezirksvertreter der unterschiedlichen Fraktionen dazugehören, ebenso Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Wohlfahrtspflege und der Kirchen. Mehrere sozial engagierte Bürger sind ebenfalls dabei. Darüber hinaus soll Gesundheitsdezernent Peter Renzel dem Beirat angehören.

Renzel kritisiert derzeitigen Standort in Bedburg-Hau als „menschenunwürdig“

In der Sitzung der Bezirksvertretung IX fand der deutliche Worte, um die Notwendigkeit dieses forensischen Standorts zu untermauern. Die jetzige Unterbringung der Frauen sei vor allem in der LVR-Klinik Bedburg-Hau „menschenunwürdig“. Dort leben vier Frauen auf engstem Raum zusammen, gerade mal 23 Quadratmeter würden ihnen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus seien auch die hygienischen Zustände sehr bedenklich. Ein weiterer Standort befindet sich in Lippstadt-Eickelborn. Derzeit würden die Patientinnen noch in Mehrbettzimmern untergebracht, so dass dringend weitere Plätze notwendig seien, erklärt Ministeriumssprecher Birkenkämper.

Da immer wieder sehr kontrovers über das Thema Sicherheit debattiert wird, hat Peter Renzel Forderungen an die geplante Psychiatrie in Heidhausen: Das Gelände solle von einem fünfeinhalb Meter hohen Zaun umschlossen sein, so wie es die Norm für solche Einrichtungen vorschreibe. Um aber zu verhindern, dass man von außen auf eine solche hohe Wand blicke, empfiehlt Renzel, sich eine psychiatrische Einrichtung in Düren zum Vorbild zu nehmen. Dort liege die Mauer zum Teil hinter einem Erdwall. In Heidhausen bestehe die Möglichkeit, das Gelände ebenso zu gestalten.

Dezernent: Freigänge sind nur unter Begleitung erlaubt

Peter Renzel geht davon aus, dass die Einrichtung eine Vielzahl an therapeutischen Möglichkeiten bieten werde, die modernen Standards entsprechen. Aufgrund der ländlichen Lage und der Nähe zu Feldern und Pferdekoppeln biete sich gewiss auch die Chance, so genannte tiergestützte Therapien ins Programm aufzunehmen, da nach bisherigen Erfahrungen der Einsatz - beispielsweise von Pferden - sich positiv auf das Verhalten und das Empfinden der Betroffenen auswirke.

Häufig kommen in der Bevölkerung auch Bedenken zu den Freigängen von Forensikpatienten auf, so Renzel. Man müsse aber beachten, dass solche Freigänge immer nur unter Begleitung stattfinden dürfen und die Frauen auch erst nach acht bis neun Jahren Aufenthalt die Erlaubnis dazu bekommen.