Duisburg. Die DVG will keine weiteren Wasserstoffbusse mehr für Duisburg bestellen. Stattdessen setzt sie auf eine Lösung, die Umweltschützer kritisieren.
Weg vom Diesel, hin zum Wasserstoff und damit zu einer umweltfreundlichen Busflotte: Der politische Beschluss des Rats der Stadt Duisburg im Jahr 2022 war eindeutig. Insgesamt 100 Wasserstoffbusse sollte die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bis 2030 anschaffen. Elf Solo-Fahrzeuge sind seit vergangenen Oktober schon da, die bald in den Linienbetrieb gehen sollen. Parallel wurde der Aufbau der Werkstatt- und Tankinfrastruktur gestartet. Bis Ende 2025 sollen 14 Gelenkbusse folgen. Doch mehr werden es nach den Vorstellungen der DVG erst einmal nicht.
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Sie begründet dies mit der Entscheidung von Land und Bund, die bisherigen öffentlichen Förderprogramme für die Beschaffung von Bussen mit alternativen Antriebsarten vorerst einzustellen. Das bedeutet: Weitere Wasserstoffbusse würden nach Angaben des Verkehrsunternehmens den finanziellen Rahmen sprengen. Der Rat soll deshalb am Montag, 24. Februar, einen Strategiewechsel beschließen, damit die DVG bei der Bestellung neuer Busse nicht mehr ausschließlich auf die Brennstoffzellentechnologie setzen muss, sondern flexibler agieren kann.
DVG will ab 2026 Busse mit Biodiesel für Duisburg anschaffen
Konkret bedeutet dies, dass sie nach derzeitigem Stand ab 2026 zunächst Dieselbusse mit HVO-fähiger Motorentechnologie anschaffen will. Der Dieselkraftstoff HVO100 soll die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um „bis zu 90 Prozent“ verringern und gleichzeitig die „lokale Umweltbelastung in Städten und Kommunen“ reduzieren – so hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing im vergangenen Jahr für den Einsatz des Biodiesels geworben.
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Und so betont auch DVG-Sprecher Ingo Blazejewski auf Nachfrage der Redaktion: „Wir halten damit am Ziel einer umweltfreundlichen Busflotte unter veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fest.“ Ein Wasserstoffbus sei in der Anschaffung ungefähr doppelt so teuer wie ein Bus mit HVO-fähiger Motorentechnologie.
Umweltverbände kritisieren HVO allerdings als „Mogelpackung“. Insbesondere die Deutsche Umwelthilfe (DUH) teilte bereits Mitte 2024 nach Messungen an einem Euro-5-Diesel-Pkw mit, dass der Dieselkraftstoff HVO100 sogar gesundheitsschädlicher als herkömmlicher Diesel sei. Beim Dieselabgasgift NOx zeigten demnach Messungen des DUH-eigenen Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) einen Anstieg der Emissionen um 20 Prozent bei der Verwendung von HVO100 im Vergleich zu konventionellem Diesel.
Umweltverbände kritisieren HVO als Mogelpackung
Bei Feinstaub hätten Messungen des ADAC gezeigt, dass die Zahl der besonders gesundheitsschädlichen ultrafeinen Partikel deutlich ansteige. HVO100 sei eine Scheinlösung, die bei der Verbrennung wie auch bei der Herstellung oft mit gravierenden Nebenwirkungen auf Klima und Biodiversität einhergehe. Der Einsatz von HVO100 und anderen „alternativen“ Kraftstoffen sei keine Alternative zu einer grundlegenden Mobilitätswende und einer Nachrüstung schmutziger Diesel-Pkw im Fahrzeugbestand.
„Das ist nur eine Perspektive“, sagt Blazejewski dazu. „Wir werden diese Faktoren vor der Bestellung prüfen. Ansonsten will ich das nicht weiter kommentieren.“ Wie viele Busse mit HVO-fähiger Motorentechnologie angeschafft werden sollen, sei bislang auch noch unklar.
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Fest steht, dass neben dem künftigen Einsatz von 25 Wasserstoffbussen auch die sieben Elektro-Busse erst einmal weiterfahren. Seit 1. März 2022 sind sie auf der Linie 934 unterwegs. Wenn die E-Busse das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, werden sie laut DVG ersetzt, „um die auferlegte förderrechtliche Zweckbindung von 20 Jahren für die Ladeinfrastruktur einzuhalten“.
>> BUSSE: DVG ZU BISHERIGEN UND WEITEREN FÖRDERMITTELN
- Laut Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bekommt sie nach heutigem Stand nur für die beauftragten 25 Wasserstoffbusse rund sieben Millionen Euro Fördermittel. Dabei handelt es sich um 60 Prozent der förderfähigen Technologiemehrkosten.
- Weitere rund 18 Millionen Euro Fördermittel kommen für die stationäre H2-Tankanlage inklusive der Werkstattausrüstung hinzu. Das sind 90 Prozent der förderfähigen Kosten.
- Die DVG bekommt in Summe also Fördermittel in Höhe von 25 Millionen Euro. Die darin enthaltene durchschnittliche Förderung pro Wasserstoffbus von rund 280.000 Euro sei bei einer künftigen Anschaffung dieser Fahrzeuge aber nicht mehr zu erwarten.
- Laut DVG werden nach Informationen des Landes NRW und des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) derzeit keine Busse gefördert – unabhängig von der Technologie.
- Bereits eingereichte Förderanträge werden demnach aktuell nicht beschieden.
- Eine weitere Förderung soll in Aussicht gestellt worden sein – allerdings nur mit geringeren Förderquoten.