Duisburg. Diese Veranstaltung ist längst Kult: Immer mehr junge Menschen entdecken ihre Liebe zum Vinyl – und zur Schallplattenbörse in Duisburgs Glückauf-Halle.
Seit 40 Jahren veranstaltet Ulrich Laubner in der Glückauf-Halle in regelmäßigen Abständen seine Schallplattenbörse. Das Geschäft läuft von Jahr zu Jahr besser, und der Chef und seine Crew haben nicht vor, sich in Zukunft zur Ruhe zu setzen. „Ich finde es toll zu beobachten, wie von Mal zu Mal immer mehr junge Leute vorbeikommen“, sagt Laubner und schaut beinahe stolz einem etwa 13-jährigen Jungen hinterher, der seine Neuerwerbung beinahe zärtlich an sich drückt.
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Das, was Ende der 70er, Anfang der 80er niemand geglaubt hat, ist eingetroffen: Die Vinylscheibe hat der CD den Rang abgelaufen und erobert die Akustik in Wohn- und Kinderzimmern zurück, und das trotz Streaming-Diensten wie Spotify. Aktuell werden mehr Schallplatten produziert als CDs. Das merken die Händler sowohl an den steigenden Besucherzahlen bei Börsen als auch in ihren Läden.
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Jan Düver handelt seit fünf Jahren hauptberuflich ausschließlich auf Börsen und kann sich nicht beklagen: „Die Nachfrage steigt ständig, egal, ob bei Neupressungen oder bei den älteren Stücken.“ Damit einher geht allerdings auch ein merklicher Preisanstieg. Das scheint keinen der 500 bis 700 Besucher abzuschrecken: Die Schlange ist um kurz nach 11 Uhr ellenlang.

Schallplattenbörse in Rheinhausen: Vinyl-Sammler kommen mit langer Liste
In der Halle herrscht eine ruhige, beinahe angespannte Stille. Die Sammler sind hoch konzentriert. „Ich habe mir eine Liste gemacht, da stehen 30 Titel drauf, wenn ich zehn davon finde, dann ist das super“, erklärt Lorenz Herzberg den zerknitterten DIN-A4 Zettel in seiner Hand. Das kann ein paar Stunden dauern. „Viele Leute lassen sich hier wirklich Zeit, wir vergeben am Eingang beim Bezahlen Stempel, so dass jeder gemütlich Mittag essen und dann wiederkommen kann“, erklärt der Chef.

Die Händler können nur zwischendurch kurz ins Brötchen beißen oder sich abwechseln. Sie sind hochfrequentiert, denn meist hat sich ein Anbieter auf eine Musikrichtung spezialisiert und kennt sich dann natürlich im Indie-, Rock- oder Metal-Segment besonders gut aus. Fündig wird hier früher oder später jeder. Auch die Preise sind handelsüblich und nicht überzogen, wie Harald Herborn aus Wuppertal bestätigt.
Die Händler auf der Schallplattenbörse in Duisburg sind Profis
Seltene Fehlpressungen der Beatles für zehn Euro findet man hier eher nicht, nahezu alle Händler sind Profis und kennen ihre Ware genau. Wer aber seinen Plattenschrank um den einen oder anderen Klassiker erweitern möchte, der wird definitiv mit einem Lächeln und ein paar Zentimetern mehr Volumen im Plattenschrank nach Hause gehen. Pink Floyd gibt es gebraucht für 15 Euro, Sampler aus den 70ern für zwei Euro.

Fabian, Freundin Laura und Linn lassen sich erstmal überraschen. Sie sind recht neu im Vinyl-Fanklub. Fabian hat von Nachbarn einen alten, aber hochwertigen Plattenspieler geerbt: „Ich hab‘ mir das angehört, und der Klang ist viel besser, und es ist auch nicht schlimm, wenn es zwischendurch mal knistert.“ Linn hat von ihren Eltern jede Menge Platten bekommen und festgestellt, dass das Auspacken, Auflegen und Umdrehen gar nicht so lästig ist wie gedacht.
„Der Klang ist viel besser. Es ist nicht schlimm, wenn es zwischendurch mal knistert.“
Die drei Xantener haben keine spezielle Liste. Vielleicht wird das Trio ja bei Kathrin und Markus aus Gevelsberg fündig. Die beiden sind keine professionellen Händler, sondern verkaufen die umfassende Plattensammlung der Verwandtschaft. Das sind sieben randvolle Maxi-Curver-Kisten, hauptsächlich mit Samplern. Als Frau ist Kathrin in der Halle tatsächlich nach wie vor in der Minderheit. Das Publikum ist eher maskulin, allerdings nicht mehr einheitlich Ende 50. Die Jugend setzt sich langsam durch. Mal sehen, ob das am 7. September bei der nächsten Börse auch mit den Frauen klappt.
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