Duisburg. „Punk‘s not dead“ – und im linksrheinischen Duisburg sogar höchstlebendig. Das beweist in Rheinhausen immer wieder der Verein Westside mit Musikfestivals.

Rheinhausen ist längst eine Punk-Hochburg. Im linksrheinischen Duisburg heißt es weiterhin: „Punk‘s not dead!“ Dieser Slogan erinnert an die Band „The Exploited“, die ihn in den frühen 80er-Jahren für ihr Debut-Album nutzte. Doch im Ruhrgebiet lässt er an den Verein Westside denken, der mit seinen vielen Veranstaltungen immer wieder zeigt, dass diese alternative Musikrichtung in Rheinhausen nicht totzukriegen ist.

Punkmusik mag ihren Höhepunkt in den 90er-Jahren längst überschritten haben, aber in Duisburg bleibt sie höchstlebendig. Das hat jetzt die zehnte Auflage des Westside-Festivals im Jugendzentrum St. Peter gezeigt. In der Spielstätte, die bis vor drei Jahren noch als „Haus der Jugend“ bekannt war. Tatsächlich sind mehr als 200 Gäste der Einladung, die größtenteils über soziale Medien läuft, gefolgt.

Punk ist im linksrheinischen Duisburg höchstlebendig: Mehr als 200 Gäste besuchen das Westside-Festival

Katharina aus Moers kommt gerne zu den Westside-Festivals. „Wir haben zwar das Bollwerk mit seinen Events. Ich komme aber immer gerne nach Rheinhausen“, sagt die 23-jährige Studentin, „weil die Westside-Macher gerade im alternativen Segment unterschiedlichste Bands hier auftreten lassen, einfach ein Super-Programming machen und einen guten Content liefern.“ Das findet auch ihr Freund Martin und ergänzt: „Vor allen Dingen den ,Punk im Park‘ feiern wir ab und sind gerne am Start. Die Akustik an diesem Park-Pavillon ist klasse. “

Für die beiden ist Punk ein Lebensgefühl, aber wie sieht es bei ihren Altersgenossen aus? „In unserem Alter ist Punk leider nicht mehr so angesagt, da überwiegen andere Strömungen“, sagen sie unisono.

Zum Westside-Festival nach Duisburg-Rheinhausen sind mehr als 200 Besucherinnen und Besucher gekommen – und lauschen Punkbands wie „Splintered“.
Zum Westside-Festival nach Duisburg-Rheinhausen sind mehr als 200 Besucherinnen und Besucher gekommen – und lauschen Punkbands wie „Splintered“. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Die Band „Splintered“ aus Herne sorgt als Opener am Samstagabend dafür, dass die Punkmusik wieder nachhaltig in die Köpfe gehämmert wird. „Eh, Leute, ich komme eigentlich aus Wanne-Eickel, ihr wart doch auch einmal ein eigenständiges Rheinhausen“, ruft Sänger Marc de Burgh ins Publikum. Damit spielt natürlich auf die Gebietsreform von 1975 an, die zur Eingemeindung nach Duisburg führte. Mit seinen Dreadlocks und mit Kajalstift an den Augen geschminkt sieht der Sänger aus wie Captain Jack Sparrow aus dem Film „Fluch der Karibik“.

„Splintered“ liefert Melodic-Punk in Anlehnung an Bands der 90er-Jahre und ist aber – deutlich moderner – beim Musik-Streamingdienst Spotify vertreten und hat dort bislang zwei Songs veröffentlicht. „Die Lieder werden komischerweise auch gut geklickt“, weiß Sänger Marc de Burgh.

„Die waren wirklich hammer“: Festivalbesucher entdecken immer gute, noch unbekannte Punk-Bands

Stammgast Max besucht schon zum fünften Mal ein Westside-Festival. „Einen Favoriten habe ich nicht“, sagt er mit Blick aufs aktuelle Line-up, „aber man kann man immer gute, noch unbekannte Bands hier entdecken.“ Dazu gehört diesmal die Truppe „Kontrolle“ aus Solingen-Ohligs, die es seit 2017 gibt. „Wir haben früher alle sehr viel die Gruppe ,EA80‘ gehört“, sagt deren Gitarrist Carsten, der auch für die Samples verantwortlich zeichnet.

„Wirklich hammer“: Sehr harter Sprechgesang, schmetternder Industrialsound und mitreißende Melodien bietet die Band „Kontrolle“ aus Solingen.
„Wirklich hammer“: Sehr harter Sprechgesang, schmetternder Industrialsound und mitreißende Melodien bietet die Band „Kontrolle“ aus Solingen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Dieser musikalische Einfluss spiegelt sich auch im Sound wider; teilweise sehr harter Sprechgesang mit schmetterndem Industrialsound dröhnt aus den Boxen – ohne dass mitreißende Melodien verloren gehen. Einprägsam ist der Titel „Mein Platz bleibt leer“. „Mit dem Song wollen wir auf das Ausbleiben der Konzertbesucher nach Corona anspielen“, sagt „Kontrolleur“ Carsten. Musikkenner Frank Bittner aus Rheinhausen jedenfalls ist begeistert: „Die waren wirklich hammer.“ 

+++ Folgen Sie der Duisburger Lokalredaktion auf Instagram +++

Ingo Fucking und Dirk Handel vom Westside-Vorstand zeigen sich zufrieden: „Unser Ziel ist es ja, alternative Musik den Leuten nahezubringen. Und wie man sieht: Es wird von allen Altersschichten gerne angenommen.“ 

Beim jüngsten Westside-Festival haben außerdem „The Vageenas“ mit der charismatischen Frontfrau Babette Vageena 77er-Punk präsentiert und „The Offenders“ aus Berlin das Rheinhauser Event mit ihrer Mischung aus Pop und Ska-Punk abgerundet.

>> Die nächsten Ausgaben der Westside-Reihe steigen als Open-Air-Festivals im Volkspark

  • Der Verein Westside setzt seine Veranstaltungsreihe ab dem Frühjahr fort. Die nächsten Westside-Festival sind zwei Open-Airs im Volkspark in Duisburg-Rheinhausen: Am 10. Mai steigt das „Westside im Park 10“ und am 30. August folgt das „Westside im Park 11“.
  • Der Eintritt ist jeweils frei, die Veranstalter bitten um Spenden.