Duisburg. Bei einer Explosion in Duisburg stirbt am Donnerstag ein 38-Jähriger, hinterlässt Frau und zwei Kinder (6 und 8). Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend.

Die Spendenaktion für die Familie des am Donnerstag bei einer verheerenden Explosion im Duisburger Süden verstorbenen Familienvaters ist ein riesiger Erfolg. Bereits am Freitagmorgen, da war die Aktion kaum online gegangen, gingen die ersten Spenden ein. Am Samstag ist das erste Ziel von 50.000 Euro schon übertroffen worden. Nun werden 100.000 Euro angepeilt. Bis zum Sonntagnachmittag kamen über 55.000 Euro zusammen.

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Der Spendenaufruf macht nicht viele Worte. „Lasst uns die junge Familie unterstützen! Sie haben nicht nur ihren Mann und Papa verloren, sondern auch ihr Zuhause“, schreibt Initiatorin Andrea Bobardt-Lange. Sie ist im Dorf bekannt, engagiert sich bei der Arbeitsgemeinschaft Bissingheimer Vereine, organisiert den Weihnachtsmarkt. Eine, die hilft, wenn sie kann.

Nach Explosion in Duisburg: Hilfsbereitschaft ist überwältigend

Noch am Nachmittag des Unglücks tauschen sich die Bissingheimer in einer Facebook-Gruppe aus, fragen sofort, wie sie helfen können. Wer im Dorf lebt, gehört zur Familie, egal, ob verwandt oder nicht. „Den M. kannte ich schon als Jungen, wir haben mal neben den Eltern gewohnt. Heute wohnen die Eltern zwei Häuser neben mir“, sagt Andrea Bobardt-Lange.

Die Feuerwehr war am Donnerstag mit 80 Kräften im Einsatz. Den 38-Jährigen können die Einsatzkräfte nur noch tot bergen.
Die Feuerwehr war am Donnerstag mit 80 Kräften im Einsatz. Den 38-Jährigen können die Einsatzkräfte nur noch tot bergen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die ehemalige Nachbarin will eine Spendenaktion starten, chattet kurz mit den Eltern des Verstorbenen, kontaktiert die Ehefrau. „Ich wollte das nicht ohne Rücksprache machen.“ Die Antwort: „Ich könnte machen, was ich wollte.“

Spendenaktion für Bissingheimer Familie

Was sie will, geht am Freitagmorgen bei der Spendenplattform GoFundMe online: Ein Spendenaufruf für die Familie, die Ehemann und Vater verloren hat, deren Haus schwer beschädigt ist, ebenso wie das Auto. Das erste Ziel von 50.000 Euro ist nun schon übertroffen worden. „1400 Personen haben gerade gespendet“, ist am Samstagnachmittag außerdem auf der Spendenplattform zu lesen. Und: Die höchste Spende liegt zu diesem Zeitpunkt bei 1000 Euro.

Andrea Bobardt-Lange sammelt nicht zum ersten Mal Geld für andere, zum ersten Mal allerdings bei dieser Plattform. Eigens dafür registriert sie sich. „Mir tut das so unfassbar leid“, sagt sie. „Es ist ein absoluter Schock für die Familie. Man fragt sich: Warum ist das passiert?“

Verpuffung im Keller: Familienvater war allein zu Hause

Am Freitag steht die Antwort fest. Was die Polizei zur Ursache der fatalen Explosion weiß, lesen Sie hier:

Mann stirbt bei Explosion in Duisburg: Hintergründe jetzt klar

Der 38-jährige Familienvater war am Donnerstagmittag allein zu Hause im Keller, wo es zu einem Brand und einer Verpuffung kam. Die Giebelwand des Hauses an der Bissingheimer Straße stürzte ein. Die Einsatzkräfte können den Mann nur noch tot bergen. Die Ehefrau wird vor Ort von Seelsorgern betreut. Ihre beiden Kinder (sechs und acht Jahre alt) haben keinen Vater mehr.

Durch die Wucht der Verpuffung ist die Giebelwand des Hauses rausgeflogen, Trümmer sind herabgestürzt.
Durch die Wucht der Verpuffung ist die Giebelwand des Hauses rausgeflogen, Trümmer sind herabgestürzt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Jetzt geht es nur noch darum, der Familie zu helfen. Und Bissingheim spendet. „Ich weiß noch nicht mal, wie das hinterher läuft“, sagt Andrea Bobardt-Lange. „Ich hab‘ gedacht, ich sammel’ erstmal.“ Auch wenn allen Spendern klar ist, was sie so ausdrückt: „Das ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Da kann man nur Lücken stopfen.“

Und dennoch: Noch am Freitag, erzählt Bobardt-Lange, bekommt sie einen Anruf von der Ehefrau des Verstorbenen: „Ich soll mich in ihrem Namen bedanken.“ Für die Anteilnahme, für die Unterstützung. „Die ganze Familie ist fassungslos über so viel Spendenbereitschaft.“ Die Hilfe, sie hört bei der Überweisung nicht auf: „Mich haben ganz viele Leute angerufen, Handwerker, die Feuerwehr hier im Dorf.“ Die einen wollen mit anpacken am Haus. Die anderen bieten an, mit der Familie in einen Freizeitpark zu fahren.

Wenn etwas Zeit vergangen ist.

Spendenaufruf für Bissingheimer Familie: Hier können Sie helfen

Der Spendenaufruf für die Familie des Verstorbenen heißt „Bissingheimer Familienvater hinterlässt Frau und 2 Kinder“ und findet sich auf GoFundMe unter folgendem Link: https://www.gofundme.com/f/bissingheimer-familienvater-hinterlasst-frau-und-2-kinder

Hinweis: Wir berichten in der Regel nicht über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich an die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 (kostenlos). Die Nummer ist rund um die Uhr besetzt.