Duisburg. Die schwache Konjunktur schlägt nun auch auf den Duisburger Arbeitsmarkt durch. Was Agentur für Arbeit und Jobcenter im Jahr 2025 besonders fürchten.

Hinter dem Duisburger Arbeitsmarkt liegt ein schwieriges Jahr 2024. Die Zahl von 33.840 Menschen ohne Arbeit ist der höchste Jahresdurchschnitt der vergangenen 15 Jahre. „Die Konjunktur beeinflusst zunehmend den Arbeitsmarkt“, stellen Marcus Zimmermann (Agentur für Arbeit) und Frank Böttcher (Jobcenter) fest. „Auch im neuen Jahr zeigt die Tendenz nach oben“, fürchten beide.

Dass gleichzeitig die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Duisburg mit 178.452 das Rekordniveau des Vorjahres halten konnte, verhinderte den Sprung der Arbeitslosenquote über die 13-Prozent-Marke, die Duisburg zuletzt 2011 gerissen hatte.

Arbeitgeber in Duisburg melden weniger offene Stellen

Spitzenwerte bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigung seien kein Widerspruch, erläutert Marcus Zimmermann: „Die Firmen halten ihre Beschäftigten, aber für jene, die jetzt ihren Job verlieren, ist es schwieriger, einen neuen zu finden.“ Die „mangelnde Dynamik“ des Duisburger Arbeitsmarktes macht der Agentur-Geschäftsführer an der sinkenden Zahl der gemeldeten Stellen (in 2024: 9458; minus 2,3 %) und des Bestands an offenen Stellen (Durchschnitt 2024: 3824; minus 2,1 %) fest.

Dass die Bilanz für 2024 nicht noch schlechter ausfällt, führen die beiden Geschäftsführer der Arbeitsverwaltung auch auf ihre Qualifizierungsoffensive zurück. Dafür wendete die Agentur für Arbeit (im Jahresmittel 7000 Kunden) rund 18,2 Millionen Euro auf. Ein Budget in Höhe von 59 Millionen Euro stand dem Jobcenter zu Verfügung, es ist verantwortlich für 26.840 Duisburger, die länger als ein Jahr ohne Arbeit sind.

Ausblick auf das neue Jahr mit Sorgen: Marcus Zimmermann (links) ist Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Duisburg, Frank Böttcher leitet das Jobcenter.
Ausblick auf das neue Jahr mit Sorgen: Marcus Zimmermann (links) ist Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Duisburg, Frank Böttcher leitet das Jobcenter. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Viele Millionen Euro für Qualifizierung: Langzeit-Arbeitslosigkeit steigt trotzdem

Die Agentur konnte 2619 Frauen und Männer in eine Qualifizierung vermitteln, rund 10.500 „arbeitsmarktpolitische Maßnahmen“ waren es beim Jobcenter. „Das hat uns ermöglicht, 700 Menschen mehr in den Arbeitsmarkt zu integrieren als noch 2023“, so die Geschäftsführer. Allerdings konnte dies nicht verhindern, dass die Anzahl an Langzeit-Arbeitslosen beim Jobcenter auf 14.959 (+6,5%) gestiegen ist – auch diese Zahl ist ein trauriger Rekord.

Die Behördenleiter fürchten, dass sich diese Entwicklung wegen erheblicher Budgetkürzungen im aktuellen Jahr verschärfen könnte. Bislang stehen dem Jobcenter für 2025 nur 39 Millionen Euro zur Verfügung. Weil ein Bundeshaushalt erst von der neuen Regierung genehmigt wird, bleibt wohl mindestens bis zum Sommer ungewiss, ob es noch einen „Nachschlag“ gibt. Angesichts der großen finanziellen Herausforderungen „werden wir uns wohl mittelfristig auf weniger Geld einstellen müssen“, ahnt Frank Böttcher.

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Zahl der Ukrainer ohne Arbeit sinkt in 2024 um 17,3 Prozent

Betroffen davon sind auch die Bemühungen um die schnelle Vermittlung von Zugewanderten in Arbeit. In den „Jobturbo“ sei viel Arbeit geflossen, berichtet Marcus Zimmermann. Dass die Zahl der arbeitslosen Ukrainerinnen und Ukrainer um 307 auf 1425 (-17,3 %) sinkt, erklärt sich bei vielen Betroffenen damit, dass ihre Sprachkurse beendet sind. Die Zahl der Menschen ohne Arbeit, die aus den acht zahlenstärksten Asyl-Herkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) stammen, blieb mit zuletzt 3409 (98 Betroffene weniger seit Januar 2024) auf ähnlichem Niveau.

„Wir haben gelernt, dass es nur funktioniert, wenn ganz viele Akteure zusammenarbeiten“, sagt Marcus Zimmermann. Die beim „Jobturbo“ praktizierte Zusammenarbeit könne „Blaupause für die Kooperation aller Partner“ bei der Integration anderer Gruppen sein, glaubt auch Frank Böttcher: „Aber man darf keinen Dammbruch erwarten, es bleibt ein Geschäft im Detail.“

Der Ausblick auf das neue Jahr biete wenig Anlass zu Optimismus. Der Arbeitsplatz-Abbau bei großen Unternehmen wie Thyssenkrupp Steel lasse fürchten, dass zumindest die Beschäftigtenzahl in Duisburg sinken werde. Damit die Zahl der Menschen ohne Arbeit nicht weiter steigt, brauchen die Agentur und das Jobcenter Unterstützung, sagt Marcus Zimmermann: „Die Probleme werden komplexer, gleichzeitig müssen wir unsere finanziellen Mittel gezielter einsetzen. Allein werden wir es nicht schaffen, es werden sich alle bewegen müssen.“

>> JOBCENTER BESCHÄFTIGT FAST 1000 MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

  • Das Jobcenter ist die Anlaufstelle für 26.840 Duisburgerinnen und Duisburger, die länger als ein Jahr ohne Arbeit sind, deren Kinder und weitere Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Bürgergeld oder aufstockende Leistungen zu ihrem Arbeitslohn beziehen.
  • Insgesamt sichert die Behörde mit Hauptsitz an der Friedrich-Wilhelm-Straße den Lebensunterhalt von rund 75.000 Frauen, Männern und Kindern in Duisburg.
  • Auch geflüchtete Menschen, etwa aus der Ukraine, werden vom Jobcenter betreut, für Zugewanderte aus Südosteuropa gibt es seit einigen Jahren eine eigene Dienststelle im Homberg.
  • Durch die steigende Zahl ihrer Kunden ist die Behörde selbst zu einem großen Arbeitgeber geworden. Aktuell zählt das Jobcenter Duisburg rund 970 Beschäftigte. Bei der Agentur für Arbeit, sie betreut rund 7000 Kunden, sind es 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.