Duisburg. Die Stadt Duisburg hat in Marxloh zwei Problemhäuser geräumt. Einige Bewohner weigerten sich allerdings. So schockierend sind die Mängel in den Gebäuden.

Die Taskforce Problemimmobilien ist bei der Räumung zweier Häuser in Marxloh am Mittwoch auf Probleme gestoßen. Die beiden Häuser an der Hagedornstraße, sollten wegen Sicherheitsmängeln und Lebensgefahr geräumt werden. Die Behörden sprachen eine „sofortige Nutzungsuntersagung“ aus.

Nachdem die Räumungen nach Angaben der Stadt zunächst problemlos verliefen, weigerten sich schließlich einige Bewohnerinnen und Bewohner, ihre Wohnungen zu verlassen. Nach Informationen der Redaktion waren Gespräche mit Passanten, die den Taskforce-Einsatz als unverhältnismäßig kritisierten, der Auslöser für die Weigerungen.

Vor den beiden Immobilien bildete sich nach Augenzeugenberichten schnell eine Menschentraube auf der Straße. Videos zeigen wütende Menschen, die auf Rumänisch fluchen. Die Polizei leistet der Stadt vor Ort Amtshilfe. Letztlich beruhigten sich nach städtischen Angaben wieder alle Betroffenen, und die Zwangsräumungen wurden friedlich abgeschlossen.

Stadt Duisburg räumt zwei Häuser in Marxloh wegen „Gefahr im Verzug für Leib und Leben“

Details zu den Mängeln in den Häusern und zu dem Einsatz der Taskforce hat die Stadtverwaltung am Donnerstag nachgeliefert. Demnach bestand in beiden Mehrfamilienhäusern „Gefahr im Verzug für Leib und Leben“. Festgestellt wurden „eine Vielzahl von gravierenden Brandschutzmängeln, baurechtlichen Mängeln sowie Mängeln nach dem Wohnraumstärkungsgesetz NRW“.

Dazu zählen nach ersten Erkenntnissen nicht ordnungsgemäße Elektroinstallationen, fehlende Rauchmelder, Brandlasten im Treppenhaus und auf dem Dachboden, Schimmelbefall, mangelhafte Sanitäranlagen, defekte Wohnungstüren und Fenster sowie „mögliche Risse in den Häuserfassaden“. Außerdem dokumentierten die Behörden, dass die Gebäude „keinen gesicherten, zweiten Rettungsweg“ besitzen. Falls der einzige Rettungsweg durch Feuer oder Rauch ausfällt, könne die Feuerwehr die Menschen in den Häusern „nicht“ oder nur „schwer“ vor den Flammen retten. Kurzum: Lebensgefahr.

Auch interessant

Die Mängel sind laut Stadtsprecher Sebastian Hiedels so gravierend, dass die Taskforce nach einer Begehung umgehend einschritt. Es blieb also keine Zeit, den desolaten Zustand der Mehrfamilienhäuser beim Eigentümer zu beanstanden, damit er sie zeitnah behebt.  

„Wir haben allen Betroffenen Ersatzunterkünfte angeboten, da der Eigentümer keinen geeigneten Ersatzwohnraum zur Verfügung stellen konnte“, erläutert der Stadtsprecher. Ein Dolmetscher unterstützte den Einsatz. Gemeldet sind in beiden Immobilien 52 Bewohnerinnen und Bewohnern, darunter 36 Minderjährige. Zunächst sei nur eine siebenköpfige Familie in einer Notunterkunft untergebracht worden. Inzwischen, so heißt es am Freitagnachmittag aus dem Rathaus, seien zwei weitere Familien hinzugekommen. „Alle übrigen Bewohner haben keinen Gebrauch von einer Ersatzunterkunft gemacht.“ Allerdings habe die Stadt ihnen ihre Hilfe bei der Suche nach neuen Wohnungen angeboten.

Die Bewohner dürfen erst wieder zurück ihn ihre Wohnungen an der Hagedornstraße, wenn der Hauseigentümer „die Mängel vollständig beseitigt hat“.

Die Bewohner der Häuser weigern sich zum Teil, ihre Wohnungen zu verlassen.
Die Bewohner der Häuser weigern sich zum Teil, ihre Wohnungen zu verlassen. © Initiative Marxloher Nachbarn

Marxloher Nachbarschaft berichtet von Grillaktion auf einem Vordach

Aus der Nachbarschaft ist zu hören, dass die Bewohner der beiden Häuser regelmäßig für Unmut sorgen. Die Feuerwehr war im Sommer vor Ort, weil ein junger Mann auf einem Vordach, das die Bewohner zu einem Balkon umfunktioniert haben, gegrillt hat.

Dabei sei Kohle aus dem Kugelgrill gefallen, aus der Dachpappe sei schon Rauch aufgestiegen, Brandgeruch habe in der Luft gelegen. Man habe das Feuer gelöscht. Die Feuerwehr soll sich geschockt von den Zuständen im Haus gezeigt haben.

Die Polizei ist ebenfalls in Marxloh vor Ort.
Die Polizei ist ebenfalls in Marxloh vor Ort. © Initiative Marxloher Nachbarn

Menschen aus dem Viertel, die die Häuser von innen kennen, berichten unserer Redaktion von völlig vermüllten Kellern, kaputten Türen und illegalen Baumaßnahmen, die auch in die Statik des Hauses eingegriffen hätten. Dass den Vermieter die Situation nicht kümmere und dass er große Familien in kleine Wohnungen von nur 60 Quadratmetern untergebracht habe.

In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Betroffene auf Bulgarisch geflucht hätten. Es handelte sich um Rumänisch.