Duisburg. Wie wohnt es sich wirklich in Duisburg? Ein neuer Bericht zeigt deutliche Unterschiede in den Vierteln und aktuelle Probleme auf dem Wohnungsmarkt.
Wie wohnt es sich in Duisburg? Dieser Frage ist der neue Sozialbericht ausführlich nachgegangen. Die Analyse des Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung zeigt: Der Bestand an Häusern und Wohnungen ist unter dem Strich zu alt und zu klein für die heutigen Bedürfnisse. Die gesetzlichen Maßgaben für einen angespannten Wohnungsmarkt erfüllt Duisburg allerdings nicht.
Die Ergebnisse im Detail: 2021 gab es rund 258.480 Wohnungen in Duisburg, großstadttypisch befinden sich die meisten von ihnen in Mehrfamilienhäusern, wo dreiviertel aller Duisburger wohnen. 21,3 Prozent leben in Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Vergleich zu den umliegenden Städten ist der Wohnbestand am ältesten, die meisten Wohnungen entstanden zwischen den 50er und 70er Jahren, acht von zehn Wohnungen wurden vor 1979 gebaut.
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
In Duisburg haben Mieter vergleichsweise wenig Platz
Die Wohnfläche pro Einwohner ist binnen zehn Jahren auf 39,2 Quadratmeter gesunken, NRW-weit sind es 45,7 Quadratmeter. Am engsten ist es für Menschen in Hochheide. Auf der Ottostraße müssen viele mit nur 21,2 Quadratmeter auskommen, hier beeinflussen die Wohnungen in den Weißen Riesen die Statistik. Auch in Marxloh und Bruckhausen ist es eng, weil große Haushalte mit kleinen Wohnflächen klarkommen müssen.
Keine Überraschung ist die Erkenntnis, dass die Wohnflächen zu den Stadtgrenzen hin größer werden. An den Rändern im Süden und Westen leben Duisburger im Schnitt auf über 40 Quadratmeter pro Person. Die Autoren des Sozialberichts haben ermittelt: „Die höchste Wohnfläche pro Einwohner gibt es im Ortsteil Baerl mit 53,6 qm/Einwohner.“
Schwankungen im Wohnungsneubau: Duisburg ist nicht dynamisch
Das Gewos-Institut berichtet, dass es deutliche Schwankungen beim Wohnungsneubau gibt. Anfang der 2010er Jahre wurden im Schnitt 447 Bauten jährlich fertiggestellt, ab 2016 bis 2021 stieg die Zahl auf 695. Knapp 40 Prozent waren Ein- und Zweifamilienhäuser, über 60 Prozent Mehrfamilienhäuser.
Im regionalen Vergleich schneidet Duisburg damit schlecht ab: Düsseldorf, Meerbusch und Dinslaken bauen deutlich mehr, auch Krefeld, Moers und Ratingen hängen die Stadt an Rhein und Ruhr ab. Die Forscher konstatieren: Duisburg zählt nicht zu den „dynamischsten Wohnungsmärkten in NRW“. 2022 gab es zwar einen Höhepunkt mit 742 bezugsreifen Bauten, aber die Probleme in der Baubranche dämpfen die Entwicklung seither.
Bei einem anderen Ranking liegt Duisburg dagegen vorne: Hier gibt es mit 8,5 Prozent den höchsten öffentlich geförderten Wohnbestand im Wohnungsmarkt Ruhr. 2021 unterlagen fast 19.000 Wohnungen einer sozialen Bindung (7,3 Prozent). Insgesamt sank die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen in den letzten 12 Jahren um über 21 Prozent. Die meisten Sozialwohnungen liegen in Neumühl, Vierlinden und Beeckerwerth – in Baerl, Bissingheim und Ungelsheim gibt es sie kaum.
Und so sieht es auf dem Wohnungsmarkt aus:
Der Leerstand lag zum Zeitpunkt der Sozialberichtsanalyse in Duisburg bei 4,9 Prozent. Laut Dezernentin Astrid Neese ist diese Quote 2023 auf 4,4 Prozent gesunken. Die Experten schätzen, dass das Gros dieser Wohnungen wegen baulicher Mängel und schlechter Lage nicht dem Markt zur Verfügung steht. 88 Prozent stehen länger als sechs Monate leer, liegen an dicht befahrenen Hauptstraßen und haben baustrukturelle oder sozioökonomische Probleme.
Auch interessant
Je weiter nördlich man kommt, desto höher sind die Leerstandsquoten. Besonders stark betroffen sind die Quartiere „Kleine Emscher“ mit 13,1 Prozent, Obermarxloh Mitte mit der Kampstraße (12.9 Prozent) und zwei Marxloher Quartiere mit über 10 Prozent.
Die geringsten Leerstände liegen noch unter der Fluktuationsreserve von zwei bis drei Prozent. Sie befinden sich in Großenbaum West (1,5 Prozent) und Rahm West (0,9 Prozent) sowie in Alt-Walsum Nord (0,7 Prozent). Weil dadurch Wohnungswechsel, Sanierungen und Instandsetzungen schwieriger werden, sei der Duisburger Wohnungsmarkt „zumindest in Teilsegmenten angespannt“ und habe ein Angebotsdefizit.
Immer mehr Menschen wohnen allein
Auf dem Wohnungsmarkt wird es zukünftig einige Herausforderungen geben, prognostizieren die Forscher. So werden „Singularisierungstendenzen“ den Wohnflächenverbrauch erhöhen. Sprich: Es wohnen immer mehr Menschen allein.
Als Herausforderung beschreiben die Forscher die weiteren Zuzüge, die sich durch den Schengen-Eintritt von Rumänien und Bulgarien 2024 ergeben könnten. Denn zugleich werde es wegen der sinkenden Neubaumaßnahmen auch in umliegenden Städten weniger Umzüge geben, was wiederum die Belegung in „sozial und klimatisch belasteten Wohnquartieren erhöhen“ werde. Einwohnerzahlen würden steigen.
Eine deutliche Versorgungslücke sehen die Forscher zudem für Menschen mit Beeinträchtigungen: Es gibt zu wenige barrierereduzierte oder barrierefreie und zugleich bezahlbare Wohnungen. Um dieses Defizit zu beheben, müsste es deutlich mehr öffentlich geförderte Wohnungen geben. Diese gehen hier wie bundesweit jedoch zurück: Zwischen 2011 und 2023 sank sie um über 5000.
Die Kaufpreise für Eigenheime haben sich verdoppelt
Seit 2014 hat sich der Kaufpreis für neu gebaute Ein- und Zweifamilienhäuser mehr als verdoppelt: gemittelt von 293.600 auf 657.000 Euro. Verzerrt wird das Bild allerdings durch Neubaugebiete wie „Am alten Angerbach“, wo im Schnitt eine Million Euro pro Haus gezahlt wurden. Moderater stiegen die Preise bei Gebraucht-Immobilien.
Gestiegen sind auch die Preise für Eigentumswohnungen: 2021 lagen sie im Schnitt bei 3610 Euro pro Quadratmeter für Erstkäufer, bei Weiterverkäufen je nach Alter und Lage zwischen 1000 und 2200 Euro pro Quadratmeter. Teurer ist es in Baerl oder Rumeln, günstiger in Marxloh und Bruckhausen.
Mieten steigen dank gesetzlicher Regulierungen geringer an
Seit 2012 sind die Mietkosten in Duisburg um über ein Drittel gestiegen. Neubauwohnungen kosteten vor zwölf Jahren 7,30 Euro pro Quadratmeter, 2022 waren es 10,90 Euro/qm. Zum Vergleich: in Düsseldorf sind es im Schnitt 14,56 Euro.
Bestandswohnungen werden in Duisburg durchschnittlich für 7,20 Euro vermietet. Die günstigsten Mietpreise findet man in Meiderich-Beeck, wo teilweise unter 6,50 Euro/qm aufgerufen werden. Höchstpreise sind in Wedau und Rahm mit über 8,50 Euro gefragt.
Vor allem für Einpersonen-Mieterhaushalte ist die Wohnkostenbelastung hoch, hat Gewos mit Modellberechnungen herausgefunden. Solche Mieter müssten im Durchschnitt ein Viertel ihres Einkommens für eine Wohnung unter 47 Quadratmeter ausgeben. Über die Hälfte dieser Mieter kostet das Wohnen sogar über ein Drittel ihres Einkommens. Damit rutschen sie in einen kritischen Bereich ihres Finanzhaushaltes. Ebenfalls hoch belastet sind Alleinerziehende und Paare mit mehreren Kindern.
Weitere Details und Analysen bis in die Quartiersebenen hinein kann man im Ratsinformationssystem der Stadt nachlesen.