Duisburg. Das Herzzentrum Duisburg ist umgezogen. 60 Patienten wurden bei der minutiös geplanten Großaktion verlegt. So verlief der Transport in die neue Klinik.

Das Herzzentrum Duisburg (HZD) ist am Dienstag aus dem Klinik-Gebäude an der Gerrickstraße in den Neubau am Ev. Krankenhaus Nord umgezogen. In einer minutiös geplanten, logistischen Großaktion, wurden 60 Patienten, davon 13 Intensivpatienten und fünf Kinder, in speziellen Transportfahrzeugen verlegt.

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Mit 45-minütiger Verzögerung startet die Verlegung um 7.45 Uhr am Vormittag: zu viel Stau im Berufsverkehr. 13 Fahrzeuge, zehn davon mit Spezialausrüstung für den Transport von Intensivpatienten, sind vor dem Haupteingang des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Krankenhauses in Meiderich vorgefahren. Weil auch die Malteser drei Kleintransporter stellen, wird ein für gehfähige Patienten gebuchter Bus nicht benötigt.

Mobile Leitstelle der Duisburger Feuerwehr koordiniert die Fahrten

Danach läuft es wie am Schnürchen. Nacheinander werden die Patienten in die Fahrzeuge geschoben, begleitet von Pflegepersonal, die Taschen und andere persönliche Gegenstände einladen. Bei den kleinen Patienten der Kinderherzklinik sind zumeist auch die Eltern dabei.

Koordiniert wird die Aktion von der Duisburger Feuerwehr. Alle Transporter stehen in ständiger Verbindung mit der mobilen Leitstelle am Fahrner Krankenhaus. Sie hat die Position jedes Fahrzeugs ständig auf dem Schirm. Auch in der Klinik ist an alle Eventualitäten gedacht: Für den Fall, dass einer der Aufzüge mit einem Patienten steckenbleibt, steht ein Techniker für die Reparatur bereit.

Dr. Bernhard Wendlandt hat eine Doppelrolle: Der Leiter der Notaufnahme im Ev. Krankenhaus Nord trägt die Jacke des Feuerwehr-Notarztes, um 9.30 bleibt Zeit für ein Frühstück im Stehen. „Keine besonderen Vorkommnisse“, sagt der Arzt. Die 13 Intensivpatienten, zwei von ihnen beatmet mit einer „künstlichen Lunge“ (Ecmo), haben wohlbehalten ihr Ziel erreicht.

Zehn Spezialfahrzeuge, die für den Transport von Intensivpatienten ausgerüstet sind, stellte das Hattinger Unternehmen MedCare Professional. Weitere Fahrzeuge für den Krankentransport kamen von den Maltesern.
Zehn Spezialfahrzeuge, die für den Transport von Intensivpatienten ausgerüstet sind, stellte das Hattinger Unternehmen MedCare Professional. Weitere Fahrzeuge für den Krankentransport kamen von den Maltesern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zehn Spezialfahrzeuge für den Transport von Intensivpatienten

Eine Premiere ist die Aktion auch für Benjamin Weber, den Einsatzleiter und Geschäftsführer von MedCare Professional. Das Hattinger Unternehmen stellt die zehn Transporter für Intensivpatienten.

„Wir sind oft bei Großveranstaltungen im Einsatz, unser Schwerpunkt ist der Rücktransport von Patienten aus dem Ausland“, berichtet Weber. Seit dem Jahr 2007 gibt es die Firma. „Einen kompletten Klinik-Umzug machen wir zum ersten Mal“, sagt der Chef.

Gegen 13 Uhr erreicht der letzte Patient das neue Herzzentrum. Seine Auswahl ist kein Zufall: Er ist Träger von MRSA-Bakterien. So wird die Übertragung der multiresistenten Keime verhindert, unmittelbar nach seiner Ankunft wird das Fahrzeug desinfiziert.

Herzzentrum trotz Umzug nur 24 Stunden außer Betrieb

Im Vorfeld wurde die Zahl der Patienten im Herzzentrum so weit wie möglich reduziert. „Geplante Eingriffe haben wir auf Termine nach dem Umzug verschoben“, berichtet Prof. Dr. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Kardiologie. Bis Montagabend um 18 Uhr wurde der Betrieb an der Gerrickstraße aufrechterhalten, dann übernehmen die anderen Duisburger Kliniken die Notfall-Versorgung für 24 Stunden, bis am Dienstag ab 18 Uhr das neue Herzzentrum einsatzbereit ist.

Das gleicht am Montag noch einer Großbaustelle. In den Operationssälen und Katheterlaboren installieren Techniker die letzten Geräte. Schreiner bauen die letzten Möbel auf, auf den Stationen riecht es nach frischer Farbe, die Maler auftragen. Möbelpacker und viele der 600 Mitarbeitende waren bereits das Wochenende über im Einsatz, um medizinisches Gerät, Akten und Büro-Einrichtungen von Meiderich nach Röttgersbach zu schaffen.

Pflegepersonal und bei Bedarf auch Ärzte begleiteten die Patienten auf dem Weg von Meiderich nach Röttgersbach. Den Ablauf des Umzugs hatte das Organisationsteam der Klinik seit einem Jahr minutiös geplant.
Pflegepersonal und bei Bedarf auch Ärzte begleiteten die Patienten auf dem Weg von Meiderich nach Röttgersbach. Den Ablauf des Umzugs hatte das Organisationsteam der Klinik seit einem Jahr minutiös geplant. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ein Jahr Vorbereitung und Planung für den Tag X

Marco Bergmann hat sich seit fünf Jahren auf diesen Tag vorbereitet. Bei dem Standortleiter und Projektleiter für den Umbau des Fahrner Krankenhauses laufen alle Fäden zusammen. „Uns helfen die Erfahrungen aus den internen Umzügen und der Evakuierung wegen eines Blindgänger-Verdachts vor vier Jahren“, sagt der 58-jährige Betriebswirt, der vor über 25 Jahren als Krankenpfleger im Haus und als einstiger Leiter der Intensivstation und stellvertretender Pflegedirektor auch die medizinische Seite kennt.

Vor gut einem Jahr begannen die konkreten Vorbereitungen für den Umzug. Da mussten sich die Bauleute auf den Fertigstellungstermin verpflichten, damit mit allen Beteiligten geplant werden konnte. „Wir haben die beweglichen Geräte schon Zug um Zug herübertransportiert, aber die Notfallversorgung muss bis zum letzten Moment aufrechterhalten bleiben“, beschreibt der Projektleiter die Herausforderung.

Gegen 18 Uhr sollen auch die letzten Umzugskartons das Gebäude verlassen haben. Nach einem letzten Kontrollgang mit dem Organisationsteam wird Marco Bergmann dann das Licht ausschalten und die Tür abschließen. Damit enden fast 130 Jahre Krankenhausgeschichte an der Meidericher Gerrickstraße.

>> NEUER ARBEITSPLATZ FÜR RUND 600 BESCHÄFTIGTE

  • Der Umzug der Klinik bringt für rund 600 Mitarbeitende des Herzzentrums Duisburg auch einen Wechsel des Arbeitsplatzes mit sich.
  • „Es gibt eine Aufbruchstimmung, aber auch Abschiedstränen“, berichtet Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinik-Verbundes Niederrhein, zu dem auch das HZD gehört.
  • Das medizinische Personal wechselt in eine Herzklinik, die auf dem neuesten Stand der Technik ist.
  • Notaufnahme, interventionelle und operative Versorgung sowie die weitere Behandlung sind hier zusammen gedacht. Die Wege sind deutlich kürzer als im alten Haus“, sagt Dr. Andreas Sander.