Duisburg. Der Sanierungsplan für das marode Dach der Schauinsland-Reisen-Arena wird konkreter: Was zu den Kosten und der Erneuerung im Spielbetrieb bekannt ist.
Der Duisburger Rat hat den Weg freigemacht für die Erneuerung des maroden Stadiondachs: Die Kommunalpolitiker beauftragten in der Sitzung am Montag wie erwartet Oberbürgermeister Sören Link, die Planung für den Abbruch und die Erneuerung des Daches der Schauinsland-Reisen-Arena durchzuführen. Diskutiert wurde über Anträge der Grünen, die sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach gewünscht hätten.
Die Ratsleute stimmten aber im ersten Schritt einstimmig den Planungskosten zu. Diese beziffern die Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM) und die Stadtverwaltung mit 1,7 Millionen Euro (netto). Mit der Planung wird die Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) beauftragt.
Schauinsland-Reisen-Arena: Dacherneuerung kostet wohl 15 bis 20 Millionen Euro
Um eine Entscheidung für „die wirtschaftlich sinnvollste Lösung“ zur Erneuerung des Dachtragwerks treffen zu können, hatte die DSM eine Machbarkeitsuntersuchung zu fünf Sanierungsvarianten beauftragt. Nun empfehlen die Verantwortlichen den Neubau des Dachs mit einer ähnlichen Traglast – die Pylone, die das Dach tragen, und die Bodenverankerung bleiben dabei bestehen.
Diese Kompletterneuerung des Dachtragwerkes biete „als einzige Variante die Sicherheit, dass alle Baumängel an der Dachkonstruktion nach Abschluss der Baumaßnahme entfernt sein werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. „Bei einer Sanierung würde weiterhin die Gefahr versteckter Baumängel an den bestehenden Bauteilen bestehen, deren Beseitigung mit weiteren ungeplanten Sanierungskosten auf Dauer verbunden wären.“
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Die Erneuerung sei zudem „die einzig wirtschaftliche Alternative“ und sorge für Planungssicherheit. Nichtsdestotrotz kommen hohe Kosten auf die Stadt zu, die seit Juli 2023 alleiniger Besitzer des Stadions ist, in dem der MSV Duisburg zurzeit um den direkten Wiederaufstieg in die dritte Liga kämpft: Ersten Schätzungen zufolge werde der Neubau „15 bis 20 Millionen Euro kosten“, erläuterte Kämmerer Martin Murrack in der Ratssitzung.
Ein weiteres Argument für den Dach-Neubau: Eine neue Stahlkonstruktion könne „nach aktuellem Stand der Technik [...] mit einem dauerhaften Korrosionsschutz versehen werden“, erläutert die Verwaltung. Außerdem übernähmen „ausführende Unternehmen bei einer vollständig neuen Konstruktion in der Regel eine fünfjährige Gewährleistung auf die Konstruktion und auf das Beschichtungssystem des Korrosionsschutzes.“
Grüne plädierten für Photovoltaikanlage
Die Grünen erhielten keine Mehrheit für ihren Antrag, die Installation einer Photovoltaik-Anlage doch noch prüfen zu lassen. Ihr Gedanke dabei: Wäre der Betrieb des Stadions (wie etwa in Dortmund, Bremen oder Freiberg) durch die eigene Stromerzeugung langfristig nicht die wirtschaftlich bessere Variante?
Stadtentwicklungs- und Sportdezernent Martin Linne erklärte, für eine PV-Anlage müsste die Dachlast deutlich erhöht werden. Dies wiederum hätte eine „Verdopplung der Kosten auf 30 bis 40 Millionen Euro“ zur Folge, so Murrack. OB Link warnte vor „horrenden Mehrkosten“, Bruno Sagurna (SPD) und Thomas Mahlberg (CDU) mahnten zur weiteren Sparsamkeit.
Gegen eine Erhöhung der Dachlasten beim Neubau führt die DSM neben zusätzlichen Kosten übrigens auch diesen Grund an: „Aufgrund der fehlenden Unterlagen birgt eine Ertüchtigung der Gründung erhebliche Risiken, die zu weiteren hohen Kosten führen würden.“
Dezernenten: Multifunktionsanlage wäre unwirtschaftlich
Kämmerer Murrack erteilte auch der großen und wesentlich kostspieligeren Variante einer Multifunktionsarena mit geschlossenem Dach eine finale Absage, welche die Grünen ebenfalls noch nicht abgehakt hatten: Auch bei komplett geschlossenem Dach „könnten wir nicht mehr Veranstaltungen durchführen. Das macht wirtschaftlich keinen Sinn“, so Murrack. Zu diesem Ergebnis seien auch die Gutachter gekommen. Dezernent Linne nannte Kosten „in dreistelliger Millionenhöhe“ für ein komplett geschlossenes Dach: „Das ist schlicht nicht umsetzbar.“
Die Bauarbeiten sollen im laufenden Spielbetrieb erfolgen – „gegebenenfalls verbunden mit temporären Einschränkungen“. Zuletzt hieß es von Seiten der DSM, dass Bereiche wohl gesperrt werden müssen und in vier Bauabschnitten von Stadionecke zu Stadionecke gearbeitet werde.
Bis dahin dauert es aber noch: Dem Rat soll voraussichtlich Anfang 2026 ein Baubeschluss mit der Kostenberechnung zur Entscheidung vorgelegt werden. Dann erst werden die Bauarbeiten ausgeschrieben. Der Neubau des Dachs werde voraussichtlich anderthalb Jahre dauern, hatten Murrack und DSM-Geschäftsführer Christopher Mainka zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.
>> Kämmerer: Schadenserforderungen ohne Aussicht
- Walter Hellmich sorgte während seiner Zeit als MSV-Präsident mit seiner Baugesellschaft dafür, dass aus dem Wedau-Stadion eine moderne Spielstätte wurde. 2005 wurde die MSV-Arena für 40 Millionen Euro fertiggestellt.
- „Wie kann es sein, dass ein Stadion nach 20 Jahren schon schrottreif ist?“, frage Binali Demir (BSW) im Rat.
- Kämmerer Martin Murrack verwies darauf, Schadensersatzansprüche gegenüber dem „privaten Konsortium“ um Hellmich seien geprüft, „aber von allen Seiten verneint worden. Da müssen wir jetzt in den sauren Apfel beißen“.
- Dem Vernehmen nach sind in der Vergangenheit Schadenersatzforderungen geprüft, aber verworfen worden.