Duisburg. In einem Duisburger Garten wird ein großes Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt. Es müsste entfernt werden – doch warum das nicht passiert.

Als Michael Wiedemann an einem Baum in seinem Garten in Duisburg-Baerl einen riesigen, unförmigen Klumpen entdeckt, muss er erstmal googeln, worum es sich handeln könnte. Schnell kommt er zu dem Schluss: Er hat ein Nest der Asiatischen Hornisse gefunden. Wissenschaftlich wird diese auch Vespa Velutina genannt. Wiedemann ist in Duisburg nicht der Erste, der in Kontakt mit der Insektenart gekommen ist.

Die invasive Art ist 2022 das erste Mal in der Stadt an Rhein und Ruhr aufgetaucht, seitdem gab es vermehrt Berichte von Nestern. Der Bienenzuchtverein Duisburg schlägt deshalb Alarm. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Udo Ruehs, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins. Im Gegensatz zu der hier heimischen Hornisse sei die eingewanderte Art deutlich aggressiver.

In einem Garten in Duisburg wurde ein großes Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt. Eigentlich müsste dieses entfernt werden, doch die Stadt hat sich in diesem Fall anders entschieden.
In einem Garten in Duisburg wurde ein großes Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt. Eigentlich müsste dieses entfernt werden, doch die Stadt hat sich in diesem Fall anders entschieden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Asiatische Hornisse: Verein sieht Bienen in Gefahr

Das Problem: Die Asiatische Hornisse jagt vor allem Bienen. Sie wartet vor dem Bienenstock darauf, dass die Bienen von ihrem Bestäubungsflug zurückkommen und tötet sie dann im Flug. Aber nicht nur die Imker geht das Thema etwas an. Das Problem sei längst viel größer, meint Ruehs: Der 68-Jährige sieht die Biodiversität in Gefahr, denn die invasive Art trage zum Rückgang von Insektenarten bei und gefährde dadurch die Bestäubung von Pflanzen.

Peter Rolauffs ist erster Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) in Duisburg. Er berichtet von viel Ungewissheit zu dem Thema. Man wisse aber, dass 80 Prozent des Nahrungsspektrums der Hornissen-Art Honigbienen sind, alles andere sei noch ziemlich unklar. Die Naturschutzbehörde in Duisburg äußert sich hingegen optimistischer: „Die Auswirkungen auf die heimische Artenvielfalt wird nach derzeitigem Kenntnisstand als gering eingeschätzt.“ Für den Menschen sei die invasive Art erstmal eher nicht gefährlich, so die Naturschutzbehörde. Nur Allergiker müssten aufpassen.

Die Asiatische Hornisse kommt ursprünglich aus Südostasien, sie ist kleiner und dunkler als die europäische Hornisse. Ihr fast schwarzen Körper mit gelben bis orangefarbenen Streifen am Hinterleib sowie gelbes Gesicht und gelbe Füße sind charakteristisch für sie. „Die Art ist über Handelsrouten nach Europa gekommen“, erklärt Peter Rolauffs. Jedoch: „Bisher wurden in Duisburg nur Einzeltiere gesichtet“, erklärt er.

Ein Foto einer Asiatischen Hornisse. Im Jahr 2024 wurden in Duisburg mehr als zehn Nester dieser invasiven Art gesichtet.
Ein Foto einer Asiatischen Hornisse. Im Jahr 2024 wurden in Duisburg mehr als zehn Nester dieser invasiven Art gesichtet. © AFP | JEAN HAXAIRE

Asiatische Hornisse: Mehr als zehn gemeldete Nester in Duisburg in diesem Jahr

Die Untere Naturschutzbehörde Duisburg bestätigt das: Sie berichtet von mehr als zehn gemeldeten Nestern in diesem Jahr. In ganz NRW gibt es bisher rund 200 Meldungen. Am stärksten verbreitet sei die Art in der Grenzregion zu den Niederlanden und Belgien, so Rolauffs vom NABU. Trotzdem dürfe man nicht untätig bleiben: Die Asiatische Hornisse ist eine invasive Art und damit nicht nur meldepflichtig, die Nester müssen auch verpflichtend entfernt werden.

Dafür ist die Untere Naturschutzbehörde zuständig. Im Fall von Michael Wiedemann ist das die Naturschutzbehörde Duisburg. Er wartet aber vergeblich auf die Entfernung. „Es war ein Schädlingsbekämpfer da, der hat aber beim Anblick des großen Nestes nichts getan“, erzählt Wiedemann.

Kosten zu hoch: Hornissennest wurde nicht beseitigt

Das Hornissennest in seinem Garten hängt in 30 Metern Höhe in einem Baum. Auf Nachfrage erklärt die Stadt, dass von einer Entfernung abgesehen wurde, da die Kosten, um das Nest zu entfernen, nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen würden. Diese sind in dem Fall vom Nest in Baerl zwei- bis viermal so hoch wie normalerweise – rund 10.000 Euro. Dass das Nest nicht beseitigt wurde, sei aber über das zuständige Amt an die EU-Kommission weitergegeben worden.

Das Nest der Asiatischen Hornisse hängt in 30 Meter Höhe. Die Kosten für die Entfernung sind zu hoch und stehen nicht im Verhältnis zum Nutzen, argumentiert die Stadt.
Das Nest der Asiatischen Hornisse hängt in 30 Meter Höhe. Die Kosten für die Entfernung sind zu hoch und stehen nicht im Verhältnis zum Nutzen, argumentiert die Stadt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Michael Wiedemann hat dafür kein Verständnis. Er ist irritiert davon, dass das Nest einfach hängen bleibt. „Das ist eine Megazelle“, sagt er. Der Duisburger ist selbst Imker und sieht die mögliche Vermehrung als große Gefahr. Man könne erwarten, dass in den nächsten Tagen rund 200 Königinnen im Nest schlüpfen, so Wiedemann. Die Tiere sollen auch den kalten Winter überleben.

„Wir werden auf Dauer mit den Tieren leben müssen“

Auch Udo Ruehs vom Bienenzuchtverein fühlt sich alleingelassen: „Man kann es jetzt nicht mehr auf die Imker schieben.“ Er wünscht sich, dass mehr getan wird und mehr Geld und Ressourcen in die Bekämpfung gesteckt werden. Und er appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, die Augen offen zu halten und mögliche Nester zu melden.

Besonders im Frühling wird es wichtig, denn da sind die sogenannten „Primärnester“ zu finden. Diese befinden sich meist in Bodennähe, etwa in Büschen und Hecken. Primärnester sollten sofort gemeldet werden, damit es nicht zu einer stärkeren Verbreitung kommt.

„Wir werden aber auf Dauer mit den Tieren leben müssen“, sagt Udo Ruehs. Auch Peter Rolauffs (NABU) blickt besorgt in die Zukunft. Der Klimawandel mache es möglich, dass die tropische Art es sich auch hier in Duisburg heimisch macht. Mit Blick auf die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse müsse man auf einen feuchten und kalten Frühling hoffen.

>> Asitatische Hornisse: Nester in Duisburg melden

  • Wer Asiatische Hornissen oder eines ihrer auffällige, kugelförmigen Nester sieht, soll dies der Unteren Naturschutzbehörde melden: unb@stadt-duisburg.de
  • Neben der Angabe des genauen Beobachtungsortes ist auch ein Foto als Bildbeleg hilfreich. Nester werden im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde durch Experten entfernt.