Duisburg. Kein warmes Wasser: Eine 84-Jährige friert wochenlang und kann nur notdürftig duschen - die Hintergründe. Auf wen die Mieterin sauer ist.

Es war Anfang Oktober, als der Durchlauferhitzer in der Altbauwohnung von Sabine Thiel endgültig den Geist aufgab. Für die 59-jährige Mieterin und ihre 84-jährige Mutter begann damit eine harte Zeit: Sechs Wochen lang mussten die beiden in ihrer Mietwohnung an der Falkstraße in Duisburg-Duissern ohne warmes Wasser auskommen. Ein riesiges Problem.

Denn ohne die Therme im Badezimmer gab es in der Wohnung nirgends warmes Wasser. In der Küche fehlt ein Untertischgerät. „Schon seit unserem Einzug vor 13 Jahren“, sagt Sabine Thiel. Um ihre Mutter, die mit ihren 84 Jahren und Pflegegrad 2 zeitweise an Inkontinenz leidet, waschen zu können, musste die Heilpraktikerin Wasser in einem Heißwasserkocher erhitzen. „Das habe ich dann in eine Gießkanne gegeben und meine Mutter in die Badewanne gestellt“, erläutert Thiel.

Mietärger in Duisburg-Duissern: „Zustände waren entwürdigend“

Sabine Thiel füllt heißes Wasser vom Wasserkocher in die Gießkanne, damit sie in ihrer Wohnung an der Falkstraße in Duissern duschen kann.
Sabine Thiel füllt heißes Wasser vom Wasserkocher in die Gießkanne, damit sie in ihrer Wohnung an der Falkstraße in Duissern duschen kann. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Duschen mit einer Gießkanne, mit der normalerweise im Garten Blumen gegossen werden? Eine gute Lösung war das nicht, vor allem nicht bei den herbstlichen Temperaturen draußen: „Meine Mutter kühlte aus, wenn sie auf der Badewanne saß.“ Die Zustände seien „entwürdigend“ gewesen, empört sich Sabine Thiel.

Wochenlang plagte sie nicht nur die Sorge um ihre Mutter. Sie ärgerte sich auch über die Hausverwaltung, die Moerser GwB. Von dieser fühlte sich die Duisburgerin im Stich gelassen. Nachdem der Durchlauferhitzer Anfang Oktober den Geist aufgegeben hatte, habe sie die GwB per Mail über den Ausfall informiert, danach immer wieder telefonisch und schriftlich nachgefragt, warum noch nichts passiert sei.

84-Jährige schaltete Stadt und Mieterschutzbund ein

In ihrer Not wandte sich Thiel schließlich an die Stadt Duisburg und an den Mieterschutzbund. Der habe allerdings auch nie eine Antwort aus Oberhausen erhalten. „Egal bei welcher Angelegenheit.“

Am Ende meldete sich Thiel bei dieser Redaktion – und so kam Bewegung in die Sache: Nur zwei Tage, nachdem die Redaktion eine Anfrage an die Hausverwaltung geschickt hatte, wurde die Therme repariert.

Aber wie kam es dazu, dass der Boiler über Wochen nicht repariert wurde? In einer Mail an die Redaktion weist die GwB jede Schuld von sich. Tatsächlich habe man bereits Anfang Oktober, also sofort, nachdem Sabine Thiel den Defekt gemeldet habe, eine Duisburger Firma mit der Reparatur beauftragt.

Erst auf Nachfrage der Redaktion kommt Bewegung in die Sache

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Doch der in Vierlinden ansässige Heizungsbau- und Sanitärbetrieb, der der Redaktion namentlich bekannt ist, habe sich – trotz mehrfacher Erinnerungen – nicht mit Sabine Thiel in Verbindung gesetzt. Mehr noch: Die Firma habe die GwB angelogen und behauptet, es sei ein Termin ausgemacht, obwohl dies nicht gestimmt habe.

Erst am 14. November (also zwei Tage nach der schriftlichen Anfrage dieser Redaktion) seien die Handwerker dann tatsächlich ausgerückt. „Alle zeitlichen Abläufe sind vollständig dokumentiert und lassen sich von uns entsprechend nachweisen“, erklärt Reik van Leersum, GwB-Geschäftsführer.

Für die Zukunft habe man „die Eigentümer des Hauses davon überzeugen“ können, auf einen anderen Handwerker zurückzugreifen, sollte die Firma ihren Pflichten wieder nicht „in einer angemessenen Frist“ nachkommen. Für die aktuellen Verzögerungen an der Falkstraße werde sich der Betrieb aus Vierlinden „verantworten müssen“, kündigt van Leersum an.

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Für Sabine Thiel ist die Sache hingegen abgeschlossen. Sie und ihre Mutter genießen das warme Wasser, das im Badezimmer – endlich – wieder aus dem Hahn strömt. „Sie glauben ja gar nicht, wie schön das ist“, freut sich die 59-Jährige. Die grüne Gießkanne benutzt sie künftig nicht mehr zum Duschen. Sondern für die Blumen.