Duisburg-Wanheimerort. Weil der Aufzug kaputt war, saßen Mieter eines Hochhauses in Duisburg wochenlang in ihren Wohnungen fest. Der Vermieter ist kein Unbekannter.
Eigentlich wohnen Renate und Willfrid Schulze (83 und 84) gerne in dem früheren Thyssen-Mietshaus an der Düsseldorfer Straße 501. Seit 1969 leben sie hier, in der siebten Etage, mitten in Duisburg-Wanheimerort. Tochter Birgit ist in der gepflegten 3,5-Zimmer-Wohnung groß geworden. Supermarkt und Straßenbahn sind bequem per Fuß zu erreichen, die Hausgemeinschaft ist stark. Renate Schulze zuckt mit den Schultern. „Ich ziehe hier nicht einen Tag aus.“
Nie habe man Probleme gehabt. Bis vor zwei Monaten. Denn am 9. Juli ging plötzlich der Aufzug des 49-Parteien-Hochhauses kaputt – und wurde wochenlang lang nicht repariert. Für jüngere Menschen unbequem, für die älteren Mieter in den oberen Etagen aber ein echtes Problem: Sie konnten ihre Wohnungen nicht mehr verlassen und mussten sogar dringende Arzttermine absagen.
Aufzug defekt – Mieter mussten sogar Arzttermine absagen
Bei Willfrid Schulze, der mehrere Schlaganfälle und eine Krebserkrankung hinter sich hat, hätten unter anderem eine Kontrolle im Uni-Klinikum Essen und ein Check beim Pneumologen angestanden. „Aber wie hätte ich wieder in die Wohnung raufkommen sollen?“, fragt der 84-Jährige, der zu 100 Prozent schwerbehindert ist. „Runter wäre es ja vielleicht noch gegangen, aber wieder rauf?“ Auch Spaziergänge fielen für den früheren Hüttenarbeiter flach. Um „ein bisschen Vitamin D zu tanken“, stellte er sich auf den kleinen Balkon der Etagenwohnung, fuhr mit seinem Rollator im Flur vor der Wohnungstüre hin und her, um sich die Beine zu vertreten.
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Seine Frau Renate schafft die Treppen zwar noch. Größere Einkäufe musste aber trotzdem Tochter Birgit erledigen. Wasserkästen schleppte ein Nachbar. Per Aushang im Hausflur hatte er seine Hilfe angeboten. Sein Schreiben hängt direkt neben einem Info-Blatt des Vermieters. Darauf vermerkt: Eine „Nummer für alle Fälle“ für Schadensmeldungen und Notfälle, dazu die Telefonnummer des Hauswarts und des Kundendienstes, der für den Aufzug zuständig ist. Eigentlich alles da, was Mieter wissen müssen. „Aber egal, was auch passiert, die antworten sowieso nicht“, sagt Renate Schulze resigniert.
Auf Anfrage der Redaktion reagiert der Vermieter prompt
Mit „die“ meint die 83-Jährige die ZBVV Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH mit Sitz in Erlangen. Das Unternehmen ist in Duisburg nicht unbekannt: In Homberg stand der Aufzug eines Mehrfamilienhauses ebenfalls wochenlang still. In Marxloh kämpften Mieter monatelang darum, dass ihre defekte Heizung repariert wird. Und eine weitere Familie aus Marxloh klagte monatelang über starken Schimmelbefall in ihrer Wohnung. Der Vermieter in allen Fällen: die ZBVV.
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Auch Schulzes haben mit dem Unternehmen keine guten Erfahrungen gemacht. Bereits Mitte Juli hätten sie und ihr Mann die ZBVV gemeinsam mit dem Mieterschutzbund aufgefordert, den Schaden am Fahrstuhl zu beheben. Doch passiert sei nichts. Für Renate Schulze absolut unverständlich. „Was ist das denn für ein Benehmen, ich finde das richtig frech“, schimpft die 83-Jährige. „Wir fühlten uns hier wie im Gefängnis.“
Auf die Anfrage dieser Redaktion reagierte die ZBVV dann aber prompt: Nur wenige Stunden nach der ersten Kontaktaufnahme funktionierte der Aufzug wieder. Außerdem nahm ein Sprecher schriftlich zu der Situation an der Düsseldorfer Straße Stellung. Doch in seinen Antworten bleibt er vage: „Der Ausfall [des Fahrstuhls] seit Juli resultiert nach dem derzeitigen Kenntnisstand aus den Umständen einer Reparatur eines ersten Ausfalls im Dezember 2023.“ Bei der Reparatur sei es „bedauerlicherweise zu ungeplanten Verzögerungen“ gekommen.
Die Mieter der 49 Wohnungen seien durch die Hausverwaltung und den Hausmeister per Aushang über den defekten Aufzug informiert worden. Dieser Aushang sei „aber zwischenzeitlich leider durch dritte Personen entfernt worden“. Auf Nachfragen zu anderen Problemen, die die Mieter geschildert hatten – unter anderem zu illegal entsorgtem Müll, defekten Gehwegplatten und Ratten auf dem Grundstück – ging der Unternehmenssprecher nicht ein.
Die Schulzes sind trotzdem glücklich. Nach fast zwei Monaten ohne Aufzug fühlen sie sich wie befreit. Willfrid Schulze kann seine Arzttermine wahrnehmen und kleine Spaziergänge machen. Und Vitamin D wird ab sofort auch wieder im Freien „getankt“.