Duisburg. Verzweifelt hat sich der Vorstand der Zoofreunde Duisburg an die Mitglieder gewandt. Warum die Zukunft des Vereins auf wackligen Beinen steht.
„Ich appelliere an Sie – lassen Sie unseren Verein nicht sterben!“ Mit diesen emotionalen Worten hat sich Frank Schlawe an die 11.000 Mitglieder des Vereins „Freunde des Duisburger Tierparks“ gewandt. In seinem dramatischen Brandbrief hat sich der Vereinsvorsitzende viel Frust von der Seele geschrieben. „Ich musste das einfach mal offen und ehrlich sagen“, erklärt Schlawe. Denn höfliche Bitten hätten nichts gebracht. Am Ende ging es für die „Zoofreunde“ um alles oder nichts.
Duisburger Zoo: Nach 90 Jahren standen „Zoofreunde“ vor dem Aus
Der Grund klingt simpel: Unter den tausenden Mitgliedern fanden sich lange keine zwei Personen, die das Amt des zweiten Vorsitzenden bzw. des Schatzmeisters ehrenamtlich übernehmen wollten und „das überschaubare, aber notwendige Rüstzeug mitbrachten“.
Frank Schlawe befürchtete deswegen das Schlimmste – und brachte es in seinem Mailing auf den Punkt: „Ich sage es in aller Deutlichkeit“, schrieb der 60-Jährige. Wenn beide Ämter nicht schnell besetzt würden, gebe es nur zwei Optionen: Die Vorsitzenden wickelten den Verein „den rechtlichen Vorgaben entsprechend“ ab. „Oder das Vereinsgericht stellt kostenpflichtig einen Rechtsanwalt, der genau dasselbe tut – nur verbunden mit hohen Kosten.“
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Tatsächlich kann ein Verein ohne einen vollständig besetzten Vorstand nicht (fort)bestehen – so regelt es das Gesetz. Auch die „Zoofreunde“ standen deswegen vor dem Aus, und mit ihnen „die vielen Projekte“, die man gemeinsam mit dem Zoo vorangetrieben habe, heißt es in dem Brandbrief.
Die dramatischen Worte zeigten Wirkung: Ein paar Tage nach seiner Mail wirkt Schlawe deutlich entspannt. Ja, es habe positive Rückmeldungen gegeben, erklärt der 60-Jährige auf Nachfrage dieser Redaktion. Inzwischen hätten sich gleich mehrere Freiwillige gemeldet. Doch die Passivität, mit der viele Menschen „heutzutage alles mitnehmen, aber nicht aktiv unterstützen möchten“, ärgert den engagierten Mülheimer.
Schlawe: „Desinteresse, Bequemlichkeit und Egoismus“ machen sich breit
Das Ehrenamt stehe auf der Wunschliste nicht mehr ganz oben. Stattdessen mache sich in der Gesellschaft immer mehr eine Mischung aus „Desinteresse, Bequemlichkeit und Egoismus“ breit. Vor allem die junge Generation achte (zu) sehr auf die viel zitierte „Work-Life-Balance“.
Auch die Freiwilligen, die sich auf den Brandbrief gemeldet hätten, seien „alle aus meinem Alterssegment“, beschreibt Schlawe. Nach sieben Jahren steht er nicht mehr als „Zoofreunde“-Vorsitzender zur Verfügung, weil er beruflich zu sehr eingespannt ist. Alles einfach aufzugeben, wäre für ihn aber einer Niederlage gleich gekommen: „Wir haben so viel Lebenskraft in den Verein gesteckt, es wäre einfach inakzeptabel, ihn so vor die Pumpe fahren zu lassen.“
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Seine Nachfolger will Schlawe deswegen gut einarbeiten, ist sich aber sicher, gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen ein „solides Fundament“ für die kommende Generation geschaffen zu haben. „Wir übergeben keine Baustelle“, da ist der Vorsitzende sicher. Er freut sich, dass die Zukunft der Zoofreunde nun gesichert ist, hofft aber gleichzeitig auf weitere ehrenamtliche Mitstreiter: „Wir haben noch weitere offene Positionen und freuen uns über jeden!“
Größer als der MSV Duisburg
- Den Verein „Freunde des Duisburger Tierpark e.V.“ gibt es seit mehr als 90 Jahren. Er ist mit knapp 11.000 Mitgliedern der größte Verein in der Stadt – und damit sogar größer als der Fußball-Traditionsclub MSV Duisburg.
- Mit etwas mehr als zehn Prozent ist der Förderverein nach der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) zweitgrößter Gesellschafter der Zoo Duisburg gGmbH.
- Jedes Vereinsmitglied erhält eine Zoo-Jahreskarte. Die Mitgliedschaft im Förderverein ist dabei günstiger als die vom Zoo Duisburg angebotenen Jahreskarten. Mitglieder erhalten zudem ermäßigten Eintritt in andere Zoologische Gärten in Deutschland.
- Mit den Vereinsbeiträgen will man die Arbeit des Duisburger Zoos nachhaltig unterstützen. Alleine aus Mitgliedsbeiträgen fließen jährlich rund 400.000 Euro an den Kaiserberg, die für Neubauten und die Modernisierung von Gehegen investiert werden. Das war nicht immer so: So spendete der Verein dem Tierpark in den 60er Jahren auch zwei Gorillas oder auch zwei Kalifornische Seelöwen.