Duisburg. Aleksandra Muszynski verkauft polnische Delikatessen in Duisburgs Innenstadt. Vor allem mittwochs wird‘s voll im Laden. Das hat einen leckeren Grund.

Pierogi, das ist wohl das Erste, was vielen Deutschen einfällt, wenn sie an typische Speisen aus Polen denken. Doch die polnische und schlesische Küche hat noch einiges mehr zu bieten als gefüllte Teigtaschen. Aleksandra Muszynski weiß das genau – und hat ein Geschäft daraus gemacht.

Seit genau drei Jahren betreibt die 60-Jährige einen Laden auf der Wallstraße in der Duisburger Innenstadt. „Viktualia“ heißt das kleine Fachgeschäft, in dem es die unterschiedlichsten Delikatessen und Spezialitäten und sogar Kosmetik zu kaufen gibt. Eines haben alle Produkte, Gläser und Flaschen, die in den hellen Holzregalen lagern, gemein: Sie kommen original aus Polen.

Auf der Wallstraße in der Duisburger Innenstadt befindet sich das Geschäft „Viktualia“.
Auf der Wallstraße in der Duisburger Innenstadt befindet sich das Geschäft „Viktualia“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ebenso wie Aleksandra Muszynski: „Ich bin dort geboren und in den 1980ern nach Deutschland gekommen“, erzählt die Wahl-Duisburgerin. In Krefeld arbeitete sie zunächst bei mehreren japanischen Unternehmen.

Doch als die Japaner 2009 den Laden dichtmachten, eröffnete die gelernte Betriebswirtin ihr erstes Geschäft. Das hieß schon damals „Viktualia“, befand sich aber zunächst auf der Ulrichstraße in der Duisburger Altstadt und dann auf der Universitätsstraße neben der Zentralbibliothek. Dort musste man dann jedoch wieder ausziehen, weil der Vermieter wechselte.

Delikatessen in Duisburg: „Viktualia“ hat deutsche und polnische Stammkunden

Kuchen und frisches Hefegebäck gehören zum Sortiment bei „Viktualia“.
Kuchen und frisches Hefegebäck gehören zum Sortiment bei „Viktualia“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Am jetzigen Standort, der Wallstraße in Stadtmitte, scheinen Muszynski und ihre zwei Mitarbeiterinnen, die beide Deutsch und Polnisch sprechen, nun aber endgültig angekommen: „Die Straße ist wunderbar, es gibt noch viele inhabergeführte Läden, und durch die zentrale Lage haben wir sehr viel Laufkundschaft, auch Deutsche.“

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Mehr als die Hälfte der Kunden sind aber Polen oder stammen aus polnischen Familien. Bei „Viktualia“ können sie sich auf eine Reise in die Heimat begeben. „Das ist manchmal schon sehr emotional, sehr nostalgisch“, erzählt die Inhaberin. „Wenn die Leute bei uns Dinge entdecken, die es bei ihnen früher gab.“ Süßigkeiten des polnischen Schokoladenherstellers Wedel zum Beispiel. „Solche Pralinchen mit Schaum, die hatten wir immer als Kinder“, erinnert sich die Chefin.

Frische Pierogi sind immer schnell ausverkauft

Richtig voll wird es im Laden vor allem mittwochs: Dann sind frische Pierogi im Angebot, handgemacht und geliefert von einem kleinen Betrieb in Polen.
Richtig voll wird es im Laden vor allem mittwochs: Dann sind frische Pierogi im Angebot, handgemacht und geliefert von einem kleinen Betrieb in Polen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Weg wie die sprichwörtlichen deutschen Semmeln gehen an der Wallstraße auch die polnischen Hefeteilchen, die immer dienstags frisch angeliefert werden. „Die Kunden wissen das schon und kommen extra vorbei.“ Richtig voll wird es aber vor allem mittwochs: Dann sind frische Pierogi im Angebot, handgemacht und geliefert von einem kleinen Betrieb in Polen. „Ich kann gar nicht genug ordern, sie sind nach ein paar Tagen immer ausverkauft“, lacht Muszynski.

Auch Gerda Raczka und ihr Mann kommen wegen der Maultaschen. Aber nicht nur. Sie kaufen „dreimal die Woche“ bei „Viktualia“ ein, weil sie die Bedienung schätzen, die sich um jeden Kunden individuell kümmere und Wurst-Spezialitäten wie Podwawelska (ähnlich der in Deutschland bekannten Krakauer), Cabanossi oder Graupenwurst aus der Kühltheke reicht. „So einen Service gibt es sonst ja gar nicht mehr“, lobt Raczka.

In der Kühltheke lagern Wurst-Spezialitäten wie Podwawelska, Cabanossi oder Graupenwurst.
In der Kühltheke lagern Wurst-Spezialitäten wie Podwawelska, Cabanossi oder Graupenwurst. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Sie selbst ist Polin, lebt aber seit vielen Jahren in der Altstadt. Auch das ist ein Grund, warum sie Stammkundin bei „Viktualia“ ist. „Hier findet man sonst ja keinen richtigen Supermarkt mehr außer den Discountern, in denen ich nicht gerne einkaufe“, sagt die Duisburgerin.

Wie ihr geht es vielen Menschen in der Stadtmitte: Seitdem Edeka aus dem früheren Kaufhof ausgezogen ist, gibt es in der Innenstadt keinen Vollsortimenter mehr. Viele Anwohner fühlen sich deswegen abgehängt.

„Ob Zucker, Mehl oder Kuchen, hier bekomme ich alles“

Gerda Raczka macht das Beste draus: „Bei ,Viktualia‘ bekomme ich schließlich alles, ob Zucker, Mehl oder Kuchen.“ Tatsächlich werden an der Wallstraße nicht nur die Dinge des täglichen Bedarfs verkauft, sondern auch polnische Zeitschriften und zahlreiche alkoholische Getränke. Das Ganze auf gerade mal 60, liebevoll eingerichteten Quadratmetern, die mit leiser Hintergrundmusik bespielt werden. Das alles schätzt die Kundschaft: „Man fühlt sie hier wie zu Hause“, sagt Gerda Raczka.

Diesmal lässt sie sich vor allem Süßes und die gefüllten Hefeteilchen einpacken, die hinter der Theke in Körben lagern. Doch schon morgen wird sie wohl nochmal zu Wallstraße kommen: Dann sind wieder frische Pierogi im Angebot.

„Viktualia“: Kleiner Laden, großes Angebot

  • Neben schlesischen Kartoffelklößen oder Mohnrollen gehört auch polnisches Bier von Tyskie, Zywiec Warka oder Lech zum „Viktualia“-Sortiment.
  • Jeden Freitag gibt es zudem frischen, geräucherten Fisch. Für Weihnachten kann küchenfertiger Karpfen vorbestellt werden.
  • Geöffnet ist das Geschäft an der Wallstraße 8 von Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, und samstags von 9 bis 15 Uhr.