Duisburg. Zehntausende Lkw ignorieren das Fahrverbot auf der Uerdinger Brücke von Duisburg nach Krefeld. Zahlen offenbaren das Ausmaß. Drohen Konsequenzen?
Das Fahrverbot für Lkw über die marode Rheinbrücke Uerdingen zwischen Duisburg und Krefeld wird massenhaft ignoriert. Das geht aus Zahlen hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach verstoßen jeden Monat viele tausend Lastkraftwagen gegen die Gewichtsbeschränkung auf 7,5 Tonnen. Für die marode Brücke ist das gefährlich.
Rheinbrücke Uerdingen: Lkw-Fahrverbot wird massenhaft ignoriert
Seit dem 29. Juli gilt: Kein Fahrzeug über 7,5 Tonnen darf den Rhein auf der B288 passieren. Doch gegen dieses Fahrverbot für den Schwerlastverkehr wird offenbar systematisch verstoßen. Zwar sank die Anzahl der Lkw mit einem entsprechenden Gewicht von Juli auf August um rund zwei Drittel. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch: Ein Drittel der Lkw-Fahrer hält sich nicht an das Fahrverbot.
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Zwischen dem 29. Juli, also dem Inkrafttreten des Fahrverbots für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen Gewicht, und dem 31. August überquerten 11.924 Lkw die Rheinbrücke Uerdingen, obwohl sie das zulässige Gewicht überschritten. Zur Einordnung: Die Waage an der A40-Brücke in Duisburg zog insgesamt 67.000 zu schwere Lkw aus dem Verkehr – in fünf Jahren. Da griff das Verbot allerdings erst über 44 Tonnen.
Sogar über 30 Tonnen: Tausende Lkw pro Monat sind viel zu schwer
Zwischen Mündelheim und Uerdingen wird trotz der Gewichtsabsenkung auch das bereits seit Anfang des Jahres geltende Fahrverbot für Lkw über 30 Tonnen weiterhin massiv ignoriert: 4149 solche Lkw fuhren im Juli über die Rheinbrücke. Im August waren es „nur“ 1147 Lkw, die sich über das Fahrverbot hinwegsetzten. Allerdings war der Verkehr in diesem Monat auch insgesamt so gering wie im Juli nur an Wochenenden.
Auffällig: Vielen Fahrern ist offenbar nicht nur die Sperrung der Rheinbrücke für zu schwere Fahrzeuge gleichgültig, sondern auch das Sonntagsfahrverbot. An den Sonntagen zwischen Anfang Juli und Ende August rollten zwischen 52 und 116 Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht über die marode Rheinbrücke.
Im Mai gab Straßen.NRW bekannt, dass 150 zu schwere Lkw täglich die Uerdinger Rheinbrücke befahren. Diese Zahl hat sich, auch durch die erneute Gewichtsbeschränkung, seitdem mehr als verdoppelt: Nimmt man die 11.924 Lastkraftwagen mit über 7,5 Tonnen Gewicht als Grundlage, die im August die Bundesstraße über das marode Brückenbauwerk nahmen, ergibt das einen Schnitt von 350 Verstößen pro Tag – und das in einem verkehrsschwachen Monat.
Rheinbrücke Uerdingen muss noch bis 2035 halten
Das Problem: So viele Lkw, die verbotenerweise über das angeschlagene Bauwerk fahren, schädigen die Brücke weiter, und das zu schnell. Schon jetzt ist die Rheinbrücke Uerdingen altersschwach. Bis 2035 muss sie aber noch durchhalten: Dann soll der Neubau stehen, der dem Verkehr auf der viel befahrenen Bundesstraße standhält.
„Jede unzulässige Fahrt mit Überlast belastet das Bauwerk über die aktuellen Grenzen.“
Weil die alte Brücke die Verkehrsbelastung nicht mehr trägt, verhängte Straßen.NRW erst ein Fahrverbot für Lkw über 30 Tonnen, dann für mehr als 7,5 Tonnen. „Jede unzulässige Fahrt mit Überlast belastet das Bauwerk über die aktuellen Grenzen“, sagt der Sprecher des Landesbetriebs, Gregor Hürter. Heißt: Jeder Lkw, der gegen das Fahrverbot verstößt, beschleunigt die Abnutzung.
Rheinbrücke Uerdingen: Bekommt Duisburg die nächste Lkw-Waage?
An anderen Rheinbrücken hatten ähnlich massive Verstöße gegen das Lkw-Fahrverbot Konsequenzen: Auf der A40 in Duisburg-Neuenkamp sortierte eine Lkw-Waage über Jahre zu schwere Fahrzeuge aus, auch die Brücke der Autobahn 43 über den Rhein-Herne-Kanal muss auf diese Weise vor Lkw-Verstößen geschützt werden.
Auch für die Uerdinger Rheinbrücke kündigte Straßen.NRW Konsequenzen an. Im Mai, als die zahlreichen illegalen Lkw-Überfahrten bekannt wurden – damals war die Brücke noch für Lkw bis zu 30 Tonnen freigegeben – hieß es, diese könnten bis zur Sperrung reichen. Realistischer erscheint eine Schrankenregelung wie vor den Lkw-Waagen auf den Autobahnen. Schließlich muss Straßen.NRW sicherstellen, dass die Brücke bis zum Neubau hält.
Das übergeordnete NRW-Verkehrsministerium hält sich auf Anfrage bedeckt. Ein Sprecher äußert sich so: „Ich kann die Zahlen, die Ihnen vorliegen, weder bestätigen noch dementieren. Was ich bestätigen kann, ist, dass wir Zahlenmaterial des Landesbetriebes Straßen.NRW zur Belastung der Rheinbrücke erhalten haben. Diese werden derzeit bewertet. Sollten sich daraus weitere Maßnahmen ergeben, werden diese zeitnah veröffentlicht.“