Duisburg-Dellviertel. Premiere am Duisburger Hildegardis: Zum ersten Mal bietet das Gymnasium gemischte Eingangsklassen an. Wird das der Schule mehr Schüler bringen?
So manche Schülerin von früher erinnert sich noch: Als sie zur Schule ging, war das Duisburger St.-Hildegardis-Gymnasium (SHG) in der ganzen Stadt als reine Mädchenschule bekannt. Erst 2014 nahm das Gymnasium im Dellviertel zum ersten Mal Jungs auf. Am ersten Schultag sprach der damalige Direktor von einem „Jahrhundertereignis“. Und tatsächlich drängten so viele Jungs auf die frühere Nonnenschule, dass direkt fünf fünfte Klassen starteten.
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Zehn Jahre später ist ein solcher Andrang nicht mehr selbstverständlich: Schulen in direkter Nachbarschaft (wie Steinbart-Gymnasium oder Globus-Gesamtschule) verzeichnen heute weitaus mehr Anmeldungen. Das SHG muss um Schüler kämpfen. Deswegen gehen die Verantwortlichen nun ans Eingemachte: Ab dem kommenden Schuljahr bietet das Gymnasium erstmals von Anfang an auch gemischte Klassen an, wie das Bistum in einer Pressemitteilung erklärt. Das bedeutet: Schon ab der fünften Klasse können Jungs und Mädchen – wenn gewünscht – gemeinsam am Unterricht teilnehmen.
Hildegardis-Gymnasium Duisburg: Bisher waren Jungs und Mädchen strikt getrennt
Bisher wurden Schüler und Schülerinnen am Hildegardis zunächst „bi-edukativ“ unterrichtet, sitzen also anfangs nur mit Mädchen beziehungsweise nur mit Jungen in der gleichen Klasse. Vor allem in den Kernfächern, also in Mathe, Deutsch, Bio, in Sport und Sprachen war der Unterricht „strikt und bewusst getrennt“, so Schulleiterin Sabine Kretschmann-Dulisch. Erst im Laufe der Schulzeit wurden die Geschlechtergruppen gemischt – zunächst durch AGs und Wahlpflichtkurse und schließlich durch das Kurssystem der Oberstufe.
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In Zukunft sollen die Eltern bei der Anmeldung die Wahl haben. „Wir werden fragen, ob das Kind in einer reinen Mädchen- oder Jungen- oder in der neuen gemischten Klasse unterrichtet werden möchte“, erläutert Kretschmann-Dulisch. Melden sich jeweils genug Kinder an, könne zum Beispiel eine Jungen-, eine Mädchen- und eine gemischte Klasse gebildet werden. Möglich seien aber auch andere Konstellationen. „Das wird dann von den Anmeldezahlen abhängen“, so Kretschmann-Dulisch.
Neues Konzept soll Hildegardis „im Großraum Duisburg einzigartig“ machen
Schulleitung und Bistum Essen als Schulträger haben das neue System gemeinsam entwickelt und sind von dessen Flexibilität überzeugt: „Getreu unserer Überzeugung ‚Aus Tradition modern‘ werden wir mit diesem System der gesellschaftlichen Entwicklung gerecht und erhalten zugleich unser Angebot der geschlechtsspezifischen Klassen“, sagt Kretschmann-Dulisch.
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Mit dem neuen Schulkonzept sei das Hildegardis im Großraum Duisburg einzigartig und bringe die besondere Kultur zum Ausdruck, mit der sich die traditionsreiche Schule ständig weiterentwickele, fügt Judith Wolf, als Leiterin des Ressorts Kulturentwicklung im Bistum Essen für die bischöflichen Schulen verantwortlich, hinzu.
Konkret werde diese Vielfalt zum Beispiel am Mittwoch, 18. September. Dann feiert die Schule den Gedenktag ihrer Namens-Patronin, der Heiligen Hildegard, mit verschiedenen Workshops und anderen Angeboten als „Diversitätstag”. Mit dem Programm möchte die Schule zeigen, „dass wir vor Gott alle gleich sind”, heißt es in der Einladung.
Hildegardis ist „MINT-freundliche“ und „Digitale Schule“
- Zum dritten Mal hintereinander ist das St.-Hildegardis-Gymnasium sowohl als MINT-freundliche als auch als „Digitale Schule“ ausgezeichnet worden. Für drei weitere Jahre darf das katholische Gymnasium mit diesen Titeln auf seine besondere Schwerpunktsetzung in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie seine Digitalisierungsaktivitäten hinweisen.
- Das ehemals reine Mädchengymnasium hat sich schon mehrfach gehäutet in seiner 125-jährigen Geschichte. Seit zehn Jahren besuchen auch Jungs die Schule, inzwischen hat der dritte gemischte Jahrgang gemeinsam Abitur gemacht.