Duisburg. Nur wenige Besucher, Diebstähle und Beleidigungen: Die Veranstalter der Kirmes in Duisburg-Rheinhausen bangen um die Zukunft des Jahrmarkts.
Seit Jahren wird um die Rheinhauser Kirmes gebangt. Jugendgruppen sollen zuletzt am Veranstaltungsort, auf dem Marktplatz in Duisburg-Hochemmerich, immer wieder mit Respektlosigkeiten und Straftaten auffallen. Der Vorwurf: Die schöne Kirmes-Atmosphäre gehe dadurch komplett verloren. Auch die Schausteller stehen wegen des immer kleiner werdenden Angebots in der Kritik. Wie ist aktuell die Stimmung auf dem Rummel im Duisburger Westen? Ein Zwischenfazit.
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Das Wetter war gut und trotzdem kamen am Samstag, dem Eröffnungstag, nur wenige Besucher und Besucherinnen zur Kirmes. Allerdings feierte der OSC Rheinhausen gleichzeitig sein 120-jähriges Bestehen, und am Abend spielte die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen Ungarn. „Die Leute gehen nur noch auf eine Veranstaltung. Viele können sich gerade nicht mehr so viel leisten”, sagt der Veranstalter Ralf Reminder, Geschäftsführer der Schausteller Duisburg-Event GmbH. Deshalb brauche es in Zukunft bessere Terminabsprachen, damit es nicht zu solchen Überschneidungen kommt wie in diesem Jahr.
Immerhin: Der Besucherandrang sei am Sonntag dagegen deutlich besser gewesen. „Die Schausteller der Fahrgeschäfte und Spielbuden haben uns ein positives Feedback gegeben”, so Reminder. Die Stimmung bei den Gastronomen war allerdings eher mau. Das sei jedoch ein typisches Sonntagsproblem. „Die Leute müssen halt am nächsten Tag arbeiten”, erklärt der Schausteller. Dementsprechend fließen die Zapfhähne nicht wie vor einem arbeitsfreien Tag.
Schausteller beklagen viele Vorfälle und Verbrechen auf der Kirmes in Duisburg-Rheinhausen
Zusätzlich schrecken einige unschöne Vorfälle und Verbrechen auf der Rheinhauser Kirmes das Publikum ab. „Die Situation war am Sonntag teils sehr brenzlig”, berichtet Reminder. So wurde die Reinigungskraft am Toilettenwagen bestohlen. Außerdem sollen Jugendliche Geld gestohlen haben, indem sie ins Kassenhäuschen des Karussells „Scheibenwischer” griffen. Andere Schausteller beklagen neben respektlosem Verhalten, dass Kinder gezielt mit gefälschten 50-Euro-Scheinen losgeschickt wurden. Da wirkt es schon harmlos, dass jeden Morgen rund um die kostenlos aufgestellten Bierzeltgarnituren Müll aufgesammelt werden muss.
Doch nicht nur die Karussellbetreiber und Budenbesitzer fühlen sich wegen der Vorfälle unwohl, sondern auch die Besucher. Sie würden immer wieder angerempelt. „Wenn man diese Gruppen anspricht, zeigen sie keine Einsicht, sondern sie verhalten sich wie die Könige”, sagt Reminder. Besonders schlimm sei es auf der Atroper Straße. Die Situation dort schockiert selbst den erfahrenen Kirmesbeschicker. Allerdings liegen laut der Polizei Duisburg bis zum Montagnachmittag „keine Hinweise auf durch Jugendliche veranlasste Polizeieinsätze” vor.
Dabei ist es nicht neu, dass die Rheinhauser Kirmes mit solchen Zwischenfällen auffällt. Deshalb haben die Veranstalter für das Abschlussfeuerwerk am Dienstagabend extra einen Sicherheitsdienst engagiert. Das sei die Bedingung des Pyrotechnikers gewesen, der 2023 von Jugendlichen extrem belästigt worden sei. „Ansonsten wäre er nicht gekommen”, so Reminder. Die Besucherinnen und Besucher sollen natürlich durch die Security den Höhepunkt der Rheinhauser Kirmes in Frieden genießen können. Kurz vor 22 Uhr nach Einbruch der Dunkelheit soll das Spektakel losgehen.
Übertriebende Kritik? Familien und Jugendliche haben Spaß beim Rummel auf dem Hochemmericher Markt
Trotzdem gibt es durchaus Besucher, denen die Kirmes gefällt. Hassan und Emre, die beide 17 Jahre alt sind, versuchen ihr Glück am Automaten, um ein Kuscheltier zu gewinnen. Sie finden es gut, dass am vielleicht letzten Sommerwochenende des Jahres nochmal so eine Veranstaltung in Rheinhausen stattfindet. „Hier gibt es ja sonst nichts zu tun“, sagt Hassan. „Macht auf jeden Fall mehr Spaß, als den ganzen Tag im Park rum zu hängen“, fügt Emre hinzu.
Claudia Neuberger aus Rheinhausen besucht mit ihrem Ehemann und ihren zwei Töchtern den Jahrmarkt auf dem Marktplatz. „Natürlich ist das kein Phantasialand, aber es gibt ja trotzdem einige Sachen, die man hier machen kann”, so die 49-Jährige. Während ihre Kinder ihren Spaß auf dem „Scheibenwischer” haben, versucht Ehemann Torsten ein paar Erinnerungsfotos zu knipsen.
Die Kirmes in Hochemmerich begleitet die alteingesessene Familie schon ein Leben lang. „Natürlich war das früher hier anders”, sagt Torsten Neuberger. Obwohl die Kirmes immer kleiner ausfällt, sei er froh, dass sich wenigstens noch genügend Schausteller finden, um dort überhaupt noch einen Rummel zu veranstalten. „Man hört ja immer öfter, dass solche Veranstaltungen gar nicht mehr stattfinden”, sagt der 52-Jährige.
Karussells sollen sich auch 2025 wieder auf der Rheinhauser Kirmes drehen – aber die Zukunft ist ungewiss
Dass die Traditionsveranstaltung schrumpft, merkt auch Ralf Reminder und blickt daher in eine ungewisse Zukunft. „Ob die Kirmes im nächsten Jahr stattfindet, wird man sehen müssen”, sagt er. Sollten dann noch mehr Fahrgeschäfte absagen als in diesem Jahr, sei der Rummel nicht mehr lange aufrechtzuerhalten. Denn nur durch Gastronomie und Spielbuden lasse sich solch ein Jahrmarkt nicht tragen. Allerdings: „Die Veranstaltung wird auf jeden Fall wieder ausgeschrieben”, kündigt Reminder an.
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Die vielen Vorfälle könnten natürlich Schausteller daran hindern, nach Rheinhausen kommen zu wollen, räumt Ralf Reminder ein. Die Besucher und das Personal müssen auf dem Rummel sicher sein. Deshalb will Ralf Reminder sich nach dem Abschluss der Kirmes mit der Stadt zusammensetzen und schnell eine Lösung finden. Bei ähnlichen Problemen in anderen Stadtteilen hat ein neues Sicherheitskonzept mit mehr Sicherheitskräften und mit mehr Polizisten geholfen.