Duisburg. Brandschutzmängel und Risse im Gebäude: Die Stadt Duisburg hat ein Haus in Wanheimerort geräumt. Nachbarin spricht von „schlimmen Zuständen“.

Die Taskforce „Problemimmobilien“ der Stadt Duisburg hat am Mittwoch ein Mehrfamilienhaus an der Wanheimer Straße 251 in Wanheimerort geräumt. 15 Bewohner sind an der Adresse gemeldet, darunter eine Familie aus Rumänien und ein älterer Herr mit Hund. Alle haben ihre Bleibe verloren. Zuerst hatte das Portal „Xtranews“ über den Einsatz berichtet.

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Die Taskforce hat das Haus inzwischen versiegelt. Da nur vier Personen am Mittwochmorgen vor Ort angetroffen wurden, informiert nun ein zweisprachiges Info-Blatt an der Tür: „Derzeit ist das Gebäude aufgrund einer drohenden Gefahr für Leib und Leben unbewohnbar. Sollten Sie kurzfristig einen Zugang zu den verschlossenen Wohnungen benötigen, um zum Beispiel ihr Mobiliar oder weitere persönliche Gegenstände zu entfernen, kontaktieren Sie bitte das Ordnungsamt.“

15 Bewohner sind im Problemhaus in Duisburg-Wanheimerort gemeldet

Vor dem Eingang und teilweise vor dem Nachbarhaus steht ein Bauzaun. „Der ist schon drei Wochen da, da sind Teile von dem Dachvorsprung heruntergefallen“, erklärt eine Wanheimerorterin, die in der Nachbarschaft wohnt. Sie weiß auch, wie das nun geschlossene Gebäude von innen aussah: „Schlimm. Teilweise habe ich gedacht, hier kommt bald die Decke runter.“

Der Hausbesitzer habe sich nicht gekümmert. Sie habe sich immer mit allen Nachbarn gut verstanden. Nur einmal, als die Kinder noch nachts auf der Straße gespielt haben, habe sie ein ernstes Wörtchen mit der Familie gesprochen. Die Betroffenen tun ihr leid.

Der Bauzaun stehe schon länger, berichten Nachbarn. Von einem Dachvorsprung seien Teile heruntergekommen.
Der Bauzaun stehe schon länger, berichten Nachbarn. Von einem Dachvorsprung seien Teile heruntergekommen. © FFS | F.P.

An den sechs Klingeln stehen keine Namen. Im Erdgeschoss befand sich ein Bistro. Laut Stadt war es allerdings nicht mehr in Betrieb. Die Stadt habe bei der Überprüfung gravierende Brandschutzmängel und „weitere Mängel nach dem Wohnraumstärkungsgesetz“ festgestellt, von denen für die Bewohner eine konkrete Gefahr ausgehe. „Unter anderem ist auch die Statik des Gebäudes in Frage zu stellen, erhebliche Risse wurden entdeckt“, teilt Stadtsprecher Christoph Witte auf Nachfrage mit. Bereits zuvor hatte es schon Kontakt zwischen der Stadt und dem Eigentümer gegeben. „Geringere Mängel“ seien daraufhin behoben worden. Nun muss der Hausbesitzer ein Sanierungskonzept vorlegen, damit das Haus wieder bewohnt werden darf.

Die Tür wurde versiegelt. Ein Info-Blatt informiert die Mieter, die zum Zeitpunkt der Räumung nicht vor Ort waren, wo sie sich melden können, um Habseligkeiten aus der Wohnung zu holen.
Die Tür wurde versiegelt. Ein Info-Blatt informiert die Mieter, die zum Zeitpunkt der Räumung nicht vor Ort waren, wo sie sich melden können, um Habseligkeiten aus der Wohnung zu holen. © FFS | F.P.

Besonders bitter ist es die Räumung für einen Mann, der mit seinem Hunden nicht in die Notunterkunft darf. Haustiere sind dort aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. „Eher bleibe ich auf der Straße, als das ich meine Tiere ins Tierheim gebe“, sagt er entschieden. Hinzu kommt: Im Tierheim würde ein Pauschalbetrag pro Tag fällig, der sich schnell summiert.

Einen ähnlichen Fall hatte es erst neulich bei einer Räumung im Duisburger Norden gegeben. Eine Betroffene, die ebenfalls bei einem Taskforce-Einsatz ihre Wohnung verlassen musste, fand mit ihrem Hund keinen Unterschlupf. Übergangsweise zog Hund Luke deshalb ins Tierheim. Um diesen zurück zu bekommen, musste sie anschließend rund 700 Euro zahlen. Geld, das sie nicht hatte – und das auch der Bewohner an der Wanheimer Straße nicht aufbringen könnte. Im Fall der Familie aus dem Norden half eine Spendenaktion, das Geld zusammen zu bekommen. Luke soll bald aus dem Tierheim abgeholt werden.

Demo und Debatten zur Taskforce: Oberbürgermeister verteidigt die Einsätze

Bei Lutz Kaczmarsch, Leiter des Tierheims, und seinen Mitarbeiterinnen landen häufig Tiere, bei denen die Besitzer in Not geraten sind. „Diese Woche kamen aber keine aus Wanheimerort dazu. Wir haben aber gerade auch gar keine Kapazitäten“, erklärt Kaczmarsch auf Nachfrage. Im Dachverband der Tierheime wird deshalb diskutiert, wie man den Betroffenen helfen kann: „Warum richten Städte und Kommunen nicht einen Fonds für solche Härtefälle ein? Dafür könnte ein Teil der Hundesteuer verwendet werden“, sagt Kaczmarsch. Der Tierheim-Chef ist sich sicher, „dass uns das Problem in Zukunft wegen zunehmender Armut noch öfter begegnen wird“.  

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Auch über die Häuserräumungen selbst wird immer wieder diskutiert. Zuletzt hatten die Linken das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. In Hochfeld hatten Betroffene zudem gegen das Vorgehen der Stadt demonstriert. Oberbürgermeister Sören Link verteidigte das Vorgehen. Bei Brandschutzmängeln sei sofortiges Handeln zum Schutze der Bewohner erforderlich.