Duisburg. 320 Wohnungen im „Weißen Riesen“ beliefert die Post nicht mehr. Die Zustände machen bundesweit Schlagzeilen. Politiker will endlich Maßnahmen.
Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir (SPD) nimmt die Eigentümer der 320 Wohnungen an der Ottostraße 58-64 , besser bekannt als Teil der „Weißen Riesen“, in die Pflicht. Sie sollen gemeinsam den desolaten Zustand des Hochhauses in Homberg-Hochheide verbessern. „Dieser Staat hat auch Möglichkeiten, sie zu Recht und Ordnung zu zwingen“, so der Duisburger SPD-Vorsitzende und Staatssekretär im Innenministerium.
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Seit diese Zeitung in der vergangenen Woche darüber berichtete, dass die Post keine Pakete mehr an die Bewohner des Hochhauses zustellt, weil es es laut einer Post-Sprecherin zu „herausfordernden und bedrohlichen Situationen“ für die Zusteller gekommen sein soll, macht die Skandal-Immobilie bundesweite Schlagzeilen.
Stadt Duisburg hat zwei „Riesen“ sprengen lassen, der Dritte folgt
Seither unterbrechen die Interview-Anfragen von Sendern und Redaktionen die Parlamentsferien von Mahmut Özdemir. Der 37-Jährige ist gebürtiger Homberger, hat während seiner Kindheit eine Zeitlang selbst in einem der „Weißen Riesen“ gewohnt.
Fast ärgerlich reagiert er auf die Frage, ob der Politik die Zustände in Hochheide nicht bekannt seien. „Wir sind seit 15 Jahren daran, sie zu ändern“, betont er. Zwei „Riesen“ seien bereits abgerissen, der dritte soll in 2025 folgen.
Der Homberger SPD-Abgeordnete hat geholfen, dass Areal als Sanierungsgebiet auszuweisen, Fördermittel locker zu machen für den millionenteuren Ankauf und Abriss sowie weiteres Geld für einen schmucken Park, der auf der Abissfläche entstehen soll. „Das Gebäude Ottostraße 58-64 ist ein Geschwür im Ortsteil, dass diese Erfolge gefährdet“, sagt Özdemir.
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Seine „Abriss-Forderung“, mit der die Boulevardpresse titelt, relativiert der Sozialdemokrat im Gespräch mit dieser Zeitung. Ankauf und Abriss des Problem-Hochhauses dürfe nur ein letztes Mittel sein, „wenn nichts anderes mehr geht“.
Özdemir: Eigentümer müssen für gesunde Wohnverhältnisse sorgen
Es könne aber nicht sein, betont Özdemir, dass mit Steuergeld Eigentümer entschädigt werden, „die mit einem abgeschriebenen Objekt Gewinne zu Lasten der Allgemeinheit machen und auf Kosten der Menschen, die dort hingelockt wurden, um dort zu wohnen“.
Es seien deshalb zunächst die Eigentümer selbst, die als Gemeinschaft gefordert seien, „die Missstände zu beseitigen und für gesunde Wohnverhältnisse zu sorgen“. Schließlich, argumentiert Özdemir, sei es Aufgabe der Eigentümer-Gemeinschaft, für die Instandhaltung der Immobilie Sorge zu tragen. Sie habe das versäumt und deshalb den Verfall auch zu verantworten.
Stadt soll alle rechtliche Möglichkeiten gegen Eigentümer nutzen
„Darauf muss die Stadt die Eigentümer nun auch deutlich hinweisen“, so der Homberger. Das gelte auch für Zwangsmaßnahmen, die greifen könnten, wenn sich nicht bessert: „Dann müsssen auch Ersatzvornahmen geprüft werden.“ Das bedeutet: Von der Stadt angeordnete Arbeiten zur Verbesserung der Zustände würden den Eigentümern in Rechnung gestellt, zur Not auf dem Wege der Zwangsvollstreckung.
Unhaltbare und gefährliche Zustände im Hochhaus könnten auch dazu führen, dass es für unbewohnbar erklärt wird. Das passiert immer wieder auch nach Einsätzen der Duisburger „Task-Force Schrottimmobilien“.
Duisburgs SPD-Chef fordert mehr Polizeipräsenz in Hochheide
Mehr Polizeipräsenz wünscht sich der Bundestagsabgeordnete. Er sieht hier auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gefordert. „Statt nächtliche Großeinsätze in Shisha-Bars wegen ein paar Kilo Tabak zu veranstalten, ist es vielleicht wirksamener, die Polizei dort einzusetzen, wo sich die Menschen unsicher fühlen.“
>> Nach Zustellstopp: Hier landen jetzt die Pakete
- Alle Pakete mit den Adressen Ottostraße 58, 60, 62 oder 64 werden nun zur Postfiliale am Bismarckplatz in Homberg gebracht, teilt die DHL-Gruppe mit.
- Um ihre Sendungen abzuholen, werden viele Bewohner jetzt pro Weg gut 20 Minuten zu Fuß gehen oder zehn Minuten mit dem Bus fahren müssen. Die Filiale liegt gut eineinhalb Kilometer entfernt.
- Die Empfänger werden per Benachrichtigungskarte informiert und haben sieben Werktage Zeit, ihre Pakete abzuholen. Bei der Abholung müssen sie einen Personalausweis vorlegen.