Duisburg. Nach dem Platzsturm beim MSV Duisburg sind 22 Randalierer ermittelt. Viele von ihnen sind keine Unbekannten. So reagiert jetzt der Verein.
Die Euphorie rund um den MSV Duisburg steigt gerade mit jedem Tag. Beim ersten Heimspiel dieser Saison gegen den Underdog Türkspor Dortmund werden 16.000 Fans erwartet – und das nach dem Abstieg in die Regionalliga. Es scheint fast so, als sei das letzte Drittliga-Spiel in der Schauinslandreisen-Arena Ende Mai vergessen. Doch nach diesem dunklen Kapitel in der Vereinsgeschichte werden jetzt die ersten Konsequenzen bekannt.
Rückblick: Bei der Partie des damals bereits feststehenden Absteigers gegen Erzgebirge Aue hebeln Randalierer in der 83. Spielminute ein Fluchttor in der Fankurve auf und stürmen aufs Spielfeld. Dort wollen sie eine Kette aus Polizei- und Sicherheitskräften durchbrechen. Die teilweise vermummten Hooligans bewerfen die Kräfte sogar mit gefährlicher Pyrotechnik.
Nachdem die Polizei die Randalierer zurück in den Block gedrängt hat, kommt es im Umfeld der Tribüne zu weiteren Angriffen. Sieben Polizeibeamte erleiden Verletzungen, drei von ihnen müssen im Anschluss krankgeschrieben werden. Selbst ein erfahrener Polizeibeamter zeigt sich noch Tage nach dem Skandalspiel „schockiert“ von der Gewalteskalation und den „hinterhältigen Attacken“ auf seine Kollegen.
Platzsturm beim MSV Duisburg: 22 Randalierer identifiziert
Etwa 50 Personen sollten nach ersten Angaben direkt an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein. Nach rund dreimonatigen Ermittlungen kann die Staatsanwaltschaft Duisburg bestätigen: 22 von ihnen konnten bislang identifiziert werden.
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Nach Informationen dieser Redaktion sind viele der Täter in Polizeikreisen keine Unbekannten. Einige gehören etwa der Gruppierung „Frontal Duisburg“ an. Sie besteht aus circa 50 Leuten, die früher mit den berüchtigten Hooligans von „Forever Duisburg“ in Kontakt, waren anschließend bei der „Division Duisburg“ und „Blue Attack“ aktiv waren, bevor sie sich zu der neuen Gruppe zusammengeschlossen haben. Um einen offiziellen Fanclub handelt es sich bei „Frontal Duisburg“ nicht.
In einem Schreiben hat die Gruppe offenbart, dass eine „Handvoll Mitglieder“ an diesem Tag „Rot gesehen“ hätten. Allerdings bestreiten die Verfasser, dass ihr Lager die „treibende Kraft“ gewesen sei.
Nach Redaktionsrecherchen befinden sich unter den 22 ermittelten Tatverdächtigen auch Mitglieder anderer Ultra-Gruppierungen.
MSV spricht Stadionverbote aus
Bei der Aufarbeitung des Platzsturms konnten die Ermittler auf umfangreiches Video- und Bildmaterial bauen. Über 100 Hinweise gingen über ein eigens eingerichtetes Portal im Internet ein.
20 Randalierer, die auf dem Material zu sehen sind, sind noch nicht identifiziert. Die Ermittlungen gegen sie laufen weiter.
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Was erwartet die ermittelten Täter nun? Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sie gegen alle der 22 Personen Strafverfahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet.
„Hinzu kommen Verfahren wegen Hausfriedensbruch, tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetzt“, erklärt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Und: Ins Stadion dürfen sie vorerst ebenfalls nicht. Der MSV Duisburg hat seine Ankündigung wahr gemacht und gegen die identifizierten Randalierer Stadionverboten ausgesprochen. Sie werden nun vom Sicherheitspersonal durchgesetzt. „Die Namen sind bekannt. Wir werden das natürlich ab Samstag kontrollieren“, erklärte MSV-Sprecher Martin Haltermann.
Nicht nur deshalb sind nach Vereinsangaben in der Regionalliga genauso viele Sicherheitskräfte im Einsatz wie schon in der Dritten Liga.
>>Sicherheitsbesprechungen vor jedem Spieltag
Auch in der Regionalliga wird der MSV Duisburg gemeinsam mit der Polizei vor den Spieltagen Sicherheitsbesprechungen abhalten.
Eine größere Besprechung mit allen Beteiligten fand bereits vor dem Start der Saison statt.