Duisburg/Oberhausen/Gütersloh. MSV-Fans aus Oberhausen werden auf einem Schützenfest in Gütersloh attackiert. Sie berichten: Ultra eines anderen Vereins forderte ihre Trikots.

Für vier Fans des MSV Duisburg war die Auswärtsreise zum Spiel ihrer „Zebras“ in Gütersloh über weite Strecke ein überaus erfolgreicher Trip. Doch dann folgte ein Ende mit Schrecken. Einer der Anhänger spricht nach einem brutalen Angriff (wir berichteten) sogar von „Todesangst“.

Was war passiert? Gemeinsam mit einem fünften Fußballfan hatten sich die vier Oberhausener (53, 23, 23 und 30 Jahre alt) am Freitag auf den Weg nach Ostwestfalen gemacht. So wie rund 6000 weitere Schlachtenbummler. „Die Stimmung im Stadion war überragend. Die Gütersloher waren so gastfreundlich. Das habe ich in all den Jahren nicht erlebt“, schildert einer der Fans.

Während die „Zebras“ zum Saisonstart einen 1:0-Sieg erkämpfen, freundet sich die Fan-Gruppe auf der Tribüne mit einigen Anhängern des FC Gütersloh an. Die laden die MSV-Fans sogar im Anschluss an die Partie auf einen Besuch des nahen Schützenfestes im Ortsteil Spexard ein.

„Wir waren aber skeptisch, wir hatten ja Trikots an“, erinnert sich ein Teil des Quartetts, das namentlich nicht genannt werden möchte. Doch selbst die Stadionsecurity habe versichert, dass dort keine Gefahr drohe. Und so war es zunächst wohl auch. „Alle haben Fotos mit uns gemacht. In dem Schützenzelt wurden wir sogar über das Mikrofon begrüßt“, berichtet der Oberhausener.

MSV Duisburg: Fans erleben bei Schützenfest in Gütersloh Gewalt

Doch nach Mitternacht schlägt die Stimmung in dem Zelt plötzlich um. Es beginnt mit einem Rempler, dann folgen immer wieder Provokationen. „Wir haben diesen Konflikt abgewimmelt und es weiterhin freundschaftlich versucht, die Situation zu deeskalieren“, versichert der MSV-Fan.

Wie so viele MSV-Fans erlebten die Oberhausener zunächst eine große Gastfreundschaft.
Wie so viele MSV-Fans erlebten die Oberhausener zunächst eine große Gastfreundschaft. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Doch diese Versuche scheitern krachend. Einer der späteren Angreifer fordert die Gruppe auf, sich zum Ausgang zu begeben. Dort sollten sie ihre Trikots ausziehen und durch ein Spalier von etwa zehn bis 14 Personen laufen. „Er hat sich als Mitglied der Ultraszene von Arminia Bielefeld bezeichnet“, berichtet der Duisburg-Anhänger. Diese Angabe kann eine Sprecherin der Polizei Gütersloh bestätigen. „Einer der Angreifer war ein Fan von Arminia Bielefeld“, sagt sie.

Im Laufe der Unterhaltung wird der Mann nach Schilderungen des MSV-Fans immer aggressiver. „Er hat gesagt, er würde uns totschlagen.“ Und dann prügeln tatsächlich mehrere Personen auf vier Männer ein. Sie machten sogar weiter, als der 53-Jährige zu Boden ging. Nach Angaben der Polizei traten sie auch auf den Familienvater ein.

„Wir hätten nie mit solch einer Gewalt gerechnet“

Die Attacke ist erst vorüber, als andere Besucher des Schützenfestes einschreiten und den Sicherheitsdienst alarmieren. Die Polizei kann in der Nacht drei Tatverdächtige ermitteln. Es handelt sich demnach um einen 22-Jährigen und einen 26-Jährigen aus Gütersloh und den Bielefelder (26).

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Den Ablauf der Geschehnisse stellen sie ganz anders dar. Der 22-Jährige behauptet, dass der Familienvater aus Oberhausen seine Freundin „unsittlich berührt“ habe. Dann habe er zugeschlagen. Nur: Die vermeintliche Freundin ist für die Beamten nicht anzutreffen. Gegen die drei alkoholisierten Männer leitet die Polizei Gütersloh Strafverfahren ein.

Die MSV-Fans aus Oberhausen kommen nicht nur mit dem Schrecken davon. Der 53-Jährige erleidet Knochenbrüche im Gesicht, muss operiert werden. Bei seinen Begleitern werden im Krankenhaus der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung sowie Quetschungen diagnostiziert.

Was außerdem hängen bleibt: „Der Familienvater wird nun von allen Seiten gefragt, ob er eine junge Frau angefasst hat. Dabei war er einfach mit seinen Söhnen unterwegs. Das ist totaler Irrsinn“, sagt einer der Fans. Er gibt auch zu: „Wir waren vielleicht zu naiv. Aber die Stimmung an dem Abend war einfach so gut und friedlich. Wir hätten nie mit solch einer Gewalt gerechnet.“