Duisburg. So wie im Duisburger Coupé 1900 wurde in vielen Kneipen das erste Regionalligaspiel des MSV Duisburg gezeigt. Was im „Sporttotal“-Stream alles schiefging.
Bekim Ceka ist selbst gespannt. Der Inhaber der Event-Kneipe Coupé 1900 in Duisburg-Großenbaum, die sich in der Vergangenheit auch zu einer Top-Adresse für MSV-Fans entwickelt hat, hofft, dass die Übertragung des ersten Regionalliga-Spiels der Zebras glattläuft.
Ganz so sicher sein kann er sich nämlich nicht, denn statt der bisher in der dritten Liga üblichen TV-Übertragungen des Anbieters Magenta kann man die MSV-Spiele nur über den Streaming-Dienst „Sporttotal“ verfolgen. Und da haben Vereine wie Alemannia Aachen in der letzten Saison nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht.
MSV-Stream in Duisburger Kneipe: Keiner fasst das Telefon an!
Ceka hat sich den „Sporttotal“-Zugang noch am Freitagvormittag von einem guten Freund einrichten lassen, passieren durfte in der Zwischenzeit nichts. Er weist auf das auf einem sicheren Platz liegende IPhone: „Das liegt da so seit heute Morgen, wir haben es seitdem nicht angerührt.“
Optisch steht die Gaststätte an der Großenbaumer Allee durch den weiß-blauen Fahnenschmuck wieder ganz im Zeichen des MSV. Zahlreiche Stammgäste des Coupé fehlen diesmal allerdings, sie haben sich bereits am Vormittag von Großenbaum aus per Bus auf den Weg nach Gütersloh gemacht, um „ihren“ MSV vor Ort zu unterstützen.
MSV spielt im „Sporttotal“-Stream: Immerhin stimmt die Bildqualität
Kurz vor Spielbeginn um 19 Uhr ist der Biergarten gut gefüllt, auch vor den Großbildschirmen im Inneren des Lokals warten zahlreiche Daheimgebliebene auf das, was mit dem neuen Sportübertragungsanbieter auf sie zukommen mag. Bekim Ceka weiß selbst nicht mehr so genau, wie viele Verträge er abgeschlossen hat, um die ganze Bandbreite des Fußballgeschehens anbieten zu können: „Bundesliga, Champions-League, Europa-League, dritte Liga, alles läuft ja bei unterschiedlichen Sendern, da kommt schon was zusammen.“
Marion und Bernd aus Buchholz sind zum ersten Mal im Coupé: „Wir haben uns bisher die MSV-Spiele zu Hause angesehen, zu diesem Zweck Magenta gebucht. Aber das ist ja mit dem Abstieg des MSV hinfällig geworden.“ Ihr erster Eindruck ist nach dem pünktlichen Start der Übertragung durchaus positiv: „Die Bildqualität ist gut, da kann man nicht meckern.“
Toraumszenen und Sprints: Alles „zu weit weg“
Erste Rückschläge lassen allerdings nicht lange auf sich warten. Schnell wird deutlich, dass es keine Bildregie gibt, die die Kameraaufnahmen wie bei TV-Übertragungen je nach Spielszene auswählte. Sporttotal überträgt mit einer in Höhe der Mittellinie angebrachten Kamera. Künstliche Intelligenz (KI) soll die Kamera bestmöglich einsetzen, alles wird automatisch gesteuert, eine Einwirkung von außen (Kameramann, Bildregie) gibt es nicht mehr.
Dass das nicht das ist, was die Fans von der Übertragung erwartet hatten, wird schnell deutlich. Das Spiel ist meistens in der Totalen zu sehen, Spielszenen auf der Gegengeraden erscheinen ungewohnt weit entfernt. Auch Torszenen sind so nicht gut zu erkennen, alles ist „zu weit weg“.
Keine Mikrofone vor den Fanblocks – keine Stimmung vor dem Fernseher
Das empfindet auch Bernd so: „Es wäre schon gut, wenn die Kamera bei Szenen vor dem Tor dichter dran wäre.“ Dass kameratechnisch noch Optimierungsbedarf besteht, wird an so mancher Szene deutlich. Als MSV-Abwehrspieler Can Coskun einem langen Pass nachjagt, kommt die Kamera nicht mit. Der Außenbahnspieler ist schneller als die Kamera und für einen Moment lang nicht mehr zu sehen.
Jürgen aus Großenbaum ist zur Halbzeit jedenfalls von der Übertragung nicht begeistert: „Die Stimmung aus dem Stadion kommt nicht rüber, da fehlen Mikrofone vor dem Fan-Block. Und der Kommentator ist auch nicht so doll.“
„Sporttotal“ enttäuscht, das Coupé überzeugt
Trotz der Einschränkungen wird er sich auch die nächsten Spiele ansehen: „Ist immer noch besser als gar nichts.“ Hört sich nicht nach Begeisterung an, aber – hoffentlich nur – eine Saison lang wird man sich so behelfen müssen.
Für Begeisterung unter den Fans sorgt dann der MSV. Steffen Meuer trifft in der 55. Minute zum 1:0, das ist auch der Endstand. Bernd hat das Ergebnis übrigens bereits in der ersten Halbzeit vorausgesagt.
Wenn er mit seiner Aussage „Das waren die ersten Punkte zum Aufstieg“ genauso richtig liegt, soll es der großen MSV-Gemeinde nur recht sein. Ehefrau Marion hat mittlerweile ihren Frieden mit der eher ungewöhnlichen Live-Übertragung gemacht: „Wenn man zwischendurch auf den Live-Ticker schaut, geht’s ja. Wir kommen jedenfalls wieder, ist ja auch eine nette Kneipe“