Duisburg. Die Königsgalerie hat neue Eigentümer – mit ehrgeizigen Ideen für Duisburgs Einkaufszentrum. Mieter für Büros, Praxen und Gastronomie gesucht.
Für die Königsgalerie gibt es endlich Hoffnung: Das weitestgehend leerstehende Einkaufszentrum hat neue Eigentümer. Das französische Unternehmen Klépierre, das ebenfalls erfolgreich das Forum in der Innenstadt betreibt, hat das schwächelnde Center an der Kuhstraße an die Schäfer Verwaltung GmbH verkauft. Die neuen Besitzer sind in Duisburg keine Unbekannten.
Hinter der GmbH stecken die Zwillingsbrüder Marc und Daniel Schäfer. Die Immobilienunternehmer sind in der Stadt an Rhein und Ruhr schon häufiger als Entwickler in Erscheinung getreten. Ihnen gehört etwa das Theater am Marientor oder das Twins Hotel an der Musfeldstraße. Nun investieren sie Millionen in die Königsgalerie und wollen die Einkaufspassage „zum Leben erwecken“.
Der Name „Königsgalerie“ bleibt zwar erhalten, die Immobilie wird aber ein völlig verändertes Konzept erhalten und von einem Handelsstandort in ein „Büro- und Ärztehaus mit Nahversorger und Gastronomie“ umgewandelt, erklärt Daniel Schäfer die ehrgeizigen Pläne, die „sehr positiv“ von der Stadtverwaltung aufgenommen worden sind.
Königsgalerie in Duisburg: Diese Pläne haben die neuen Eigentümer
Die Übernahme sei keine Schnellschuss-Entscheidung: „Eineinhalb Jahre haben wir uns mit dem Objekt beschäftigt“, sagt Daniel Schäfer. Mit seinem Bruder hat er klare Visionen entwickelt, wie die Zukunft der Immobilie, die sich baulich in einem „Top-Zustand“ befindet, aussehen soll.
Im Erdgeschoss soll Gastronomie einziehen, etwa mit Außenflächen an der Venusgasse. Auch zur Steinschen Gasse seien Restaurants mit Außenbewirtung denkbar, zumal die wichtige innerstädtische Verbindungsachse für den Verkehr vor Veränderungen steht: Die Zahl der Fahrspuren soll zukünftig von vier auf zwei reduziert werden. Ein höherer Grünanteil soll für mehr Aufenthaltsqualität sorgen und die Barrierewirkung zur Altstadt reduzieren, so die Pläne der Stadt.
Ein Supermarkt soll ebenfalls ins Erdgeschoss ziehen, erste Gespräche haben stattgefunden, erklären die Zwillinge, die sich etwa auch einen Weinhandel und eine Espressobar im Erdgeschoss vorstellen. Angebote, die von den Mitarbeitenden der vorgesehenen Büroflächen im Komplex sowie von Patienten der geplanten Praxisansiedlungen genutzt werden können.
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Königsgalerie wird ein Ort für Arztpraxen und Büros
„Wir stehen im Austausch mit mehreren Ärzten“, erklären die Brüder. Vorstellbar wäre ebenfalls der Einzug eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Auch für moderne Büros sehen die Schäfers in Duisburg einen hohen Bedarf. Die Zahlen geben ihnen recht: Die Leerstandsquote liegt bei 3,3 Prozent, moderne Flächen in guter Lage sind rar. Fast 80 Prozent aller angebotenen Büroflächen befinden sich in überalterten Objekten oder in wenig gefragten Randlagen der Stadt, wie eine Analyse des Maklerunternehmens Cubion zeigt.
Derzeit wird in der Königsgalerie eine ehemalige Handelsfläche umgebaut: So verschwinden etwa Zwischenwände, damit potenzielle Mieter besser eine Vorstellung bekommen, wie die zukünftigen Flächen aussehen sollen. Große Büro- und Arztflächen werden zuerst vermarktet, dann folgt die Gastronomie. Der Ausbau erfolgt „nach und nach“, die Flächen sollen „schlüsselfertig“ übergeben werden, erklären die öffentlichkeitsscheuen Unternehmer.
Königsgalerie war für Klépierre ein Zuschussgeschäft
Klépierre hatte in der Vergangenheit stets betont, dass eine Entwicklung der Immobilie zunächst an einen Verkauf geknüpft ist, denn das französische Unternehmen ist auf den Betrieb von Einkaufszentren spezialisiert. Der Standort hat jedoch als selbiges nicht mehr funktioniert: Viele Händler hatten das 2011 eröffnete Center wieder verlassen.
Angesichts des massiven Leerstands war das Einkaufszentrum für den französischen Betreiber ein teures Zuschussgeschäft, denn die Königsgalerie war und wäre in Zukunft auf finanzielle Unterstützung durch den Konzernverbund angewiesen. Bereits im Jahresabschluss 2021, der Anfang des Jahres im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, heißt es deshalb, dass die „Gesellschaft den Verkauf der Immobilie Königsgalerie erwägt“.
„Wir wollen keine schnellen Profite“
Nach langen Verhandlungen sei die Übergabe im April erfolgt, über den Kaufpreis habe man Stillschweigen vereinbart. Es sei aber die größte Investition, die die Brüder jemals in Duisburg getätigt haben. Sie sprechen auch von einem „Risiko“ und geben offen zu: „Wir hatten auch ein bisschen Angst“, da der „finanzielle Druck“ groß sei. „Deshalb geben wir auch direkt Vollgas“, sagt Daniel Schäfer, der jeden Tag mit potenziellen Mietern spricht.
Dabei gelte die Devise: „Wir wollen keine schnellen Profite“, die Auswahl der Einzüge erfolge mit Bedacht und soll einen Mehrwert für die Stadt schaffen, mit der die Eigentümer eng verwurzelt sind. In fünf Jahren sollen die 19.000 Quadratmeter Nutzfläche vermietet sein, so die Zielsetzung.
>> Königsgalerie: Vermarktung der Flächen beginnt
- Die Schäfer Verwaltung GmbH hat mit der Vermarktung der Flächen begonnen. Potenzielle Mietinteressenten können sich auch per E-Mail (info@kö-ga.de) bei den Duisburger Unternehmern melden.
- Derzeit zählen etwa noch die Postbank, Burger King und die Bäckerei Brinker zu den Mietern der Immobilie. Das soll sich auch nicht ändern, die Verträge haben Bestand, erklären die Eigentümer.
- Eröffnet im Oktober 2011, war es das Ziel, mit der Königsgalerie große Marken in die ehemalige und für 80 Millionen Euro umgebaute Galeria Duisburg zu locken. Die Realität sah fast 13 Jahre später anders aus: Die Leerstandsquote lag bei 80 Prozent, zwei große Einkaufszentren waren für Duisburg eins zu viel.
- Die Wiederbelebung einer Immobilie ist den Schäfers in Duisburg schon gelungen: Das Twins Hotel ist in einem ehemaligen und völlig verwahrlosten Verwaltungsgebäude entstanden, in dem einst das Ordnungsamt untergebracht war. Die Immobilie wurde kernsaniert.
- Auch das Gelände des ehemaligen Tushita-Verlags in Duissern entwickeln die Geschwister. Die Immobilie an der Meidericher Straße ist vor allem bei Weinfreunden bekannt: Hier ist die Bar „Kalt.Weiss.Trocken“ Zuhause.