Duisburg. Mais aus der Ukraine nimmt nicht mehr den Seeweg: Wie künftig vier Züge voll mit Getreide in Duisburg umgeschlagen werden.

Die Kornspeicher im Duisburger Innenhafen sind längst Orte für Kunst oder Logistik. Dass Duisburg wieder ein bisschen zur Kornkammer wird, ist eine Folge des Angriffskriegs gegen die Ukraine: Hier wird künftig Getreide aus der Ukraine umgeschlagen.

Bislang wurde der Futtermais über die ukrainische Hafenstadt Odessa abtransportiert. Künftig kommt die Fracht per Bahn durch die Ukraine, Polen und dann quer durch Deutschland nach Duisburg. Aus den Bahncontainern wird der Mais direkt in Binnenschiffe umgefüllt.

Lieferkette bis zum Duisburger Hafen monatelang analysiert

Das ist auf dem langen Weg nicht die einzige Verladung: Ein erstes Mal muss der Mais schon im ukrainischen Grenzort Mostyska umgeladen werden, von Getreide-Bunkerwaggons in EU-Standard-Schüttcontainer.

Vier Monate sei die gesamte Lieferkette analysiert worden, berichtet Rhenus Logistics. Dabei ging es um den sicheren Transport, um Zollverfahren sowie die Einhaltung von Terminen. Für den Transport kooperiert Rhenus mit dem Container-Dienstleister Contargo und der Rhenus LBH PartnerShip.

Ausweitung auf Weizen und andere Getreide denkbar

„Nicht nur der aktuelle Getreidemarkt, auch die politischen Verhältnisse in der Ukraine sowie die Transit- und Importbeschränkungen für Getreide in Europa müssen beim Ausbau des Projekts berücksichtigt und die Transporte immer wieder auf ihre Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft werden“, erklärt Michael Petersmann, Geschäftsführer der Rhenus Port Logistics Rhein-Ruhr.

Vier Züge kommen künftig wöchentlich am Terminal 4 im Duisburger Hafen an und werden an einem wettergeschützten Umschlagplatz von Rhenus umgeladen. Denkbar sei eine weitere Ausweitung auf Weizen, Raps, Zuckerrübenpellets und Sojabohnen, teilt das Unternehmen mit.

Ukrainische Getreideprodukte werden künftig im Duisburger Hafen umgeschlagen.
Ukrainische Getreideprodukte werden künftig im Duisburger Hafen umgeschlagen. © Rhenus Logistics | Rhenus Logistics

Getreideblockade zu Beginn des Angriffskriegs

Die Ukraine hat ihre Getreideexporte inzwischen wieder auf das Vorkriegsniveau angehoben. Zu Beginn des Angriffskriegs hatten Angriffe auf die Häfen und eine Getreideblockade zu massiven Verlusten geführt, die in ärmeren Ländern unter anderem in Afrika als einem der Hauptabnehmer zu einer Hungerkatastrophe zu führen drohte.

Eine Gefahr für den Duisburger Hafen sieht der Duisburger Hafen nicht. Duisport-Sprecher Andreas Bartel erklärt auf Nachfrage, es gebe „keinen begründeten Anlass, die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen“.

>>DIE RHENUS-GRUPPE

  • Die Rhenus-Gruppe ist ein Logistikdienstleister, der weltweit aktiv ist.
  • Nach eigenen Angaben sind sie an 1320 Standorten in über 70 Ländern engagiert. Das Unternehmen beschäftigt 40.000 Mitarbeitende und hatte zuletzt einen Jahresumsatz von 7,5 Milliarden Euro.
  • In Duisburg betreibt Rhenus mehrere Standorte, unter anderem ein Abfalllager am Außenhafen.
  • Allein in Duisburg schlägt Rhenus PartnerShip rund acht Millionen Tonnen Fracht pro Jahr um, der Binnenhafen ist Standort von etwa 50 eigenen Schiffen, insgesamt sind täglich rund 350 Schiffe für das Unternehmen unterwegs.
  • Zuletzt machte Rhenus Schlagzeilen, weil sie die Villa Rheinperle und andere Bliersheimer Villen kaufte.

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